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Architekt des Reichstagsgebäude aus - Paul Baumgarten

 
     
 
Eine Zukunft für die Vergangenheit" ist das Motto der Denkmalschützer nicht nur in Deutschland. Um aber auch diejenigen Bürger für den Erhalt historischer Baudenkmale zu begeistern, die ansonsten kaum Berührungspunkte mit den Zeugen des nationalen Kulturerbes haben, wurde in Frankreich vor 13 Jahren die Idee geboren, einen "Tag des offenen Denkmals" einzurichten. 1991 dann rief der Europarat offiziell zu den "European
Heritage Days" auf. In Deutschland kann der "Tag des offenen Denkmals" am 14. September sein fünfjähriges Jubiläum feiern. Alle Bürger sind auch diesmal wieder eingeladen, historische Bauten und Stätten zu besuchen, die gewöhnlich für den Publikumsverkehr geschlossen oder nur teilweise zugänglich sind. Im vergangenen Jahr waren es allein in Deutschland drei Millionen Besucher, die diese Gelegenheit wahrnahmen und über 5500 Baudenkmale in mehr als 1600 Kommunen besichtigten. Europaweit waren es gar 15 Millionen Menschen.

Geschichte zum Anfassen steht auch an diesem 14. September wieder auf dem Programm. Sachkundige Führer leiten durch historische Bauten, so durch die archäologischen Werkstätten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Regensburg oder durch die ehemalige Universität Helmstedt/Niedersachsen, 1567 als erste deutsche protestantische Universität gegründet. Auf Hiddensee kann man Bauten des Architekten Max Taut aus Königsberg besich-tigen, so auch die Villa, die er für die Schauspielerin Asta Nielsen erbaute.

Zu einem "offenen Denkmal" ganz anderer Art ist in den vergangenen Monaten das alte Reichstagsgebäude in Berlin geworden. Der neue Sitz des Deutschen Bundestages wird derzeit auf Hochglanz gebracht. Zuvor aber mußte Hand angelegt werden, an ein Bild, das sich den Menschen über Jahrzehnte eingeprägt hatte. Bauarbeiter kamen mit riesenhaften Kränen, Gerüste wurde errichtet, um Tonnen von Beton, Gips und Mauerwerk zu Leibe zu rücken. 1999 soll der neue, alte Reichstag fertiggestellt sein. Kritiker sprechen allerdings schon jetzt davon, das Gebäude mit der begehbaren und erleuchteten Glaskuppel sehe dann aus "wie ein trauriger alter Mann, dem man aus Übermut einen fröhlichen Hut aufgestülpt" habe.

Schon einmal war das Reichstagsgebäude Ziel handwerklicher An- und Eingriffe. Nachdem das 1894 fertiggestellte Bauwerk (nach Entwürfen des Frankfurter Architekten Paul Wallot) 1933 einem Brandanschlag zum Opfer gefallen und die Ruine 1945 von der Roten Armee erstürmt worden war, schrieb man 1957 einen Wettbewerb zur Erhaltung des Gebäudes aus. Paul Baumgarten, ein in Berlin angesehener Architekt, erhielt schließlich 1961 den Auftrag zum Ausbau des geschundenen Gebäudes. Am 31. Dezember 1969 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und auch der Plenarsaal fertiggestellt.

Paul Baumgarten wurde übrigens am 9. April 1900 in Tilsit geboren. Seine Jugend verbrachte er in Hohensalza, Provinz Posen, wo er auch die Schule besuchte. 1921 ging er nach Berlin, wo er am 8. Oktober 1984 starb. "Auch in Berlin bin ich aber doch ein Ostpreuße geblieben", schrieb er drei Jahre vor seinem Tod dem . "Ich habe ja schon als Schüler und als Student dieses schöne Land auf vielen Reisen kennengelernt." Seinen Bauten sagen Fachleute denn auch nach, sie trügen preußische Merkmale. So hat er sich auch nie auf Kompromisse eingelassen, die gegen seine Überzeugung gewesen wären. Für Berlin schuf er neben Wohn- und Geschäftsbauten den neuen Konzertsaal der Hochschule für Musik an der Hardenbergstraße, den Theatersaal an der Fasanenstraße, ein Haus im Hansaviertel, die Müllverladerampe am Landwehrkanal, den Ausbau des "Hotels am Zoo", für Tübingen die Mensa und für Karlsruhe das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts. Wenn auch der Ausbau des Reichstagsgebäudes heute nur noch Geschichte ist, so künden die anderen Bauten des Architekten aus Tilsit noch immer von seiner Schaffenslust. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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