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Das Mittelmeer - Ein Raum des Schicksals für Europa und für Deutschland. Der Kalte Krieg

 
     
 
Die Verschärfung der Ost-West-Beziehungen nach de Zweiten Weltkrieg führte in Mitteleuropa zu einer kritischen Lage. Die sowjetische Streitkräfte waren dort den westlichen, einschließlich den amerikanischen, wei überlegen. Die Gründung der Nato (1949) hat die Situation zunächst nicht wesentlic verändert. Die Westeuropäer wären zu schwach gewesen, um einen weiteren Vormarsch de Roten Armee
in Richtung Atlantik stoppen zu können.

In jene hochsensible Gemengelage stieß zu allem Überfluß eine kommunistisch Rebellion in Griechenland. Die bereits kommunistischen Nachbarn im Norden unterstützte die griechischen Genossen auf vielfältige Weise.

Zunächst war Hellas nach Kriegsende zum Schützlings Großbritanniens geworden. E ging darum, die Sowjetunion unter allen Umständen vom Gestade des Mittelmeere fernzuhalten. Aber London konnte die ihm daraus erwachsene finanzielle Last nicht lang tragen. Im Februar 1947 teilte die britische Regierung der amerikanischen mit, am 1. Apri 1947 würde sich England aus Griechenland zurückziehen.

Im März verkündete US-Präsident Harry Truman seine Doktrin, wodurch die Vereinigte Staaten Großbritannien als Helfer in Griechenland ablösten. Kurz darauf erschien die 6 US-Flotte im Mittelmeer, die bis zum Ende des Kalten Krieges ein fester Bestandteil de nordatlantischen Truppenpräsenz in Europa bleiben sollte.

Die 6. US-Flotte setzte sich aus zwei Flugzeugträgern mit 180 bis 200 Flugzeugen mehreren Kreuzern, etwa 25 Zerstörern, rund 40 U-Booten und 15 sonstigen Einheiten sam einem amphibischen Verband mit 1800 Marineinfanteristen zusammen. Das spanische Rota, da italienische Neapel, wo sich auch ihr Hauptquartier befindet, und das griechische Soud (Kreta) waren die Häfen, die dieser beachtlichen Armada zur Verfügung stehen – auc für die Lagerung ihrer Atomwaffen.

Die 6. US-Flotte hatte einen doppelten Auftrag. Im Bereich des Mittelmeeres befande sich in der Zeit des  Kalten Krieges täglich  run 2600  Handelsschiffe, davon etwa 1500 auf See und 1100 in den Häfen. Von de 1500 auf See fuhren etwa 1200 unter der Flagge westlicher oder dem Westen verbundene Länder, die übrigen von neutralen Ländern oder dem Ostblock. Hier lag somit ein wichtige Versorgungsstraße für ganz Europa, deren Bedeutung desto mehr wuchs, je mehr in der Energieerzeugung aus Kohle durch Erdölprodukte ersetzt wurde. Dieses Öl kam meis vom Mittleren über den Nahen Osten, der im Zuge der arabischen Auflehnung gegen de Kolonialismus und des arabisch-israelischen Konflikts bis zum heutigen Tage ein Unruheher bleiben sollte. Daher schien das Mittelmeer, zumal seine östliche Hälfte, als Versorgungsstraße Westeuropas tatsächlich schutzbedürftig. Der wichtigste Auftrag de 6. US-Flotte war jedoch die Wahrung der militärischen Interessen der Nato. Zum Them "Mittelmeer im Kalten Krieg" ist auch in deutscher Sprache ein umfangreiche Schrifttum vorhanden. Die wichtigste Rolle der 6. US-Flotte für die westeuropäisch Verteidigung erscheint hier jedoch nur am Rande: eine Bedrohung der gesamten Südflank des Warschauer Paktes. Ihre Luftwaffe konnte, vor allem im Verbund mit de Luftstreitkräften der Türkei, Griechenlands und Italiens – der Nato-Länder, die abseits der eventuellen mitteleuropäischen Front standen –, dem Warschauer Pak erhebliche Schläge zufügen und somit einen Vormarsch gen Westen empfindlich stören. Wi zentral der Part jener Flotte wirklich war, konnte später auch durch Dokumente de Warschauer Paktes erhärtet werden.

Allerdings hätte ein Hauptstoß nicht in Richtung mittlerer Rhein, wie im Weste allgemein angenommen wurde, sondern ausgehend von einer Frontlini Bayreuth–Regensburg–Passau in einer unmittelbaren Südwest-Offensive nach Lyo geführt. Alle Kriegsszenarien, die in Europa im Zusammenhang mit der 6. US-Flott veröffentlicht wurden, gingen also von einer Grundannahme aus, die sich im nachhinein als fehlerhaft erweisen sollte. Obwohl sie oft die Unterschrift von bekannten Militär tragen, waren sie vermutlich falsche Einblicke in das Zukunftsbild eines Krieges, der ni stattgefunden hat.

Die Nato-Annahmen hatten vor allem einen Paten: den Glauben, der Westen verfüge übe die besseren Waffen, was im Ernstfall die zahlenmäßige Überlegenheit der Streitkräft des Warschauer Paktes ausgleichen würde. Es sei dahingestellt, warum europäisch Militärs und Sicherheitspolitiker so lange an diese Fiktion geglaubt haben, obwoh russische konventionelle Waffen so oft den Westen überraschten (Mig 29 Mittelstreckenbomber Backfire B, Panzer T 72, Raketenschlachtschiffe [Kirow], U-Boote nicht zuletzt die Kalaschnikow).

Aus diesem Glauben ging die Überzeugung hervor, der Ernstfall in Europa würde ei konventioneller Krieg sein; daraus entwickelten die Planungsstäbe jene Szenarien, wie de Warschauer Pakt auf breiter Front am Rhein zum Stehen gebracht werden könnte. Hierau speiste sich indes auch die Befürchtung, die beiden Supermächte könnten sich zu Laste Europas einigen. Der Aufbau einer eigenständigen französischen Atommacht, de "Force de Frappe", hatte in dieser Befürchtung ihren Ursprung.

Berücksichtigt man aber die Geschichte, die Stärke und die Bewaffnung der 6 US-Flotte, so ist die Schlußfolgerung fast zwingend, daß alle diese Szenarien vo Washington nicht geteilt wurden. Die Dominanz der USA in Europa gehört zu de Grundvoraussetzungen ihrer Vorherrschaft in der Welt. Zu keinem Zeitpunkt waren si bereit, Deutschland aufzugeben. Auch konnte es letztlich nicht im Interesse der Amerikane liegen, daß Mitteleuropa in ein Schlachtfeld verwandelt wird, auf dem sich die mächtigsten Armeen der Welt hin- und herschieben. In beiden Fällen hätte Amerika Europ verloren – sei es, weil ohne Deutschland der Rest nicht gehalten werden konnte, se es, weil das wirtschaftliche und soziale Elend, das ein buchstäblich zertrümmerte Mitteleuropa hervorgerufen hätte, den ganzen Kontinent zum Kommunismus hätte führe können.

Im Ernstfall wollten die USA daher offenbar zügig taktische Atomwaffen in Europ einsetzen, und dafür war die 6. US-Flotte da. Ihre Luftwaffe und die Atomwaffen, die ihr Flugzeugträger mitführten oder die in der Türkei, in Griechenland und in Italie gelagert waren, lassen kaum einen Zweifel daran.

Die Flotte der UdSSR war im Mittelmeer in den ersten Jahren nach dem Krieg schwac vertreten. Es existierte nur ein Stützpunkt für U-Boote im albanischen Hafen Flora un in der ihm vorgelagerten Felsinsel Sazanit. Nach dem Bruch zwischen Moskau und Tiran mußten die Sowjets sogar diesen Stützpunkt noch aufgeben.

Doch der gescheiterte Versuch der UdSSR, auf Kuba Raketen zu installieren (1962), hatt den Moskauer Strategen zum zweiten Mal deutlich gemacht, daß ohne eine starke Flotte ih Weltmachtanspruch gefährdet war. Schon 1956 mußte die Sowjetunion mit dem Einsatz vo Atomwaffen drohen, um das Suez-Abenteuer Großbritanniens, Frankreichs und Israels zu stoppen.

Unmittelbar nach der Kuba-Krise tauchte im Mittelmeer ein "Detachement de Schwarzmeerflotte" auf, das etwa 20 bis 25 Schiffe umfaßte. Dieser Verband wurde vo allem als politisches Signal aufgefaßt, dessen Zweck es war, erst einmal "Flagge zu zeigen" und insbesondere der "arabischen Welt zu imponieren". Angesicht der massiven Überlegenheit der 6. US-Flotte stellte das Rumpfkontingent noch keine erns zu nehmende Konkurrenz dar.

Aus diesem Blickwinkel entging den westlichen Medien zunächst, daß die Sowjetunio mit großer Anstrengung den Bau einer hochseefähigen Flotte betrieb. Mit einige Überraschung mußte daher die Öffentlichkeit in den europäischen Nato-Staate feststellen, daß während des Sechs-Tage-Krieges (Juni 1967) die Sowjetunion eine Flott mit insgesamt 90 modernen Kriegsschiffen ins Mittelmeer entsenden konnte, womit da "Detachement" zur "3. Eskadra der Schwarzmeerflotte" aufwuchs. Zu gleichen Zeit, anläßlich der 50-Jahr-Feier der Oktoberrevolution, wurde Admiral Serge Gorschkow zum "Admiral der Flotte der Sowjetunion" ernannt. Zum erstenmal in de russischen Geschichte wurde damit der Flottenbefehlshaber dem Marschall de Landstreitkräfte gleichgestellt – eine demonstrative Aufwertung des maritimen Arm der Sowjetarmee.

Es ist erstaunlich, daß trotz jener offenkundigen Machtdemonstration die westlich Publizistik den Auftritt der 3. Eskadra lediglich als "politischen" Ak beurteilte. Dabei blieb es auch, nachdem im Oktober 1967 ein kleines ägyptische Torpedo-Boot der sowjetischen OSA-Klasse vor Port Said den israelischen Zerstöre "Eilath" mit STYX-Raketen versenkte. Dieser Raketentyp war der Nato bis dahi unbekannt gewesen. Man hatte ihr nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Erst hier wurd erkennbar, daß alle sowjetischen Kriegsschiffe im Mittelmeer mit dieser neuen Waff bestückt waren.

Damit hätte klar sein müssen: Als bloß politische, sprich psychologisch Demonstration gedacht war die 3. Eskadra zu groß und zu teuer.

Indes: Trotz ihrer Stärke wäre das sowjetische Marinekontingent im Mittelmeer in Ernstfall ohne Überlebenschance geblieben. Die integrierten See- und Luftstreitkräft der Nato hätten sie binnen Stunden versenkt, selbst unter Berücksichtigung de Beistands, der ihr von russischen Luftwaffenverbänden vom damals mit Moskau verbündete Ägypten oder Syrien aus hätte geleistet werden können.

Bekannt war allerdings seit Anfang der sechziger Jahre, daß sich die russische Schiffe stets in der Nähe der schweren Einheiten der 6. US-Flotte aufhielten – s nahe, daß die Amerikaner den Russen gegenüber spotteten: wenn die Sowjets Paßfotos de Besatzungsmitglieder der 3. Eskadra bräuchten, könnte man sie ihnen schicken.

Die Lage war dennoch prekär für die Nato. Allen war klar, daß im Ernstfall zumindes die schweren Einheiten der 6. US-Flotte das gleiche Schicksal erleiden würden wie die gesamte 3. Eskadra. Damit wäre die atomare Bedrohung der Südflanke des Warschauer Pakte ausgeschaltet, womit die 3. Eskadra sich teuer verkauft hätte.

Die 6. US-Flotte hatte so (trotz andauernder Überlegenheit) ihre beherrschende Roll eingebüßt, auch wenn dies der Öffentlichkeit verborgen blieb. Noch Mitte der siebzige Jahre stellten die Russen die Backfire-B (TU-22M) in Dienst. Dieser strategisch Mittelstreckenbomber war beispielsweise in der Lage, von der Krim startend die Ägäis in Tiefflug zu überfliegen, vor Kreta aufzusteigen, die Rakete AS-6 abzufeuern und auf de gleichen Weg zu verschwinden. Diese ferngelenkte Rakete hatte wiederum eine Reichweite vo über 700 Kilometern.

Es ist nie direkt zugegeben worden, doch nach der Indienststellung der TU-22M ha Washington einen seiner beiden Flugzeugträger aus dem Mittelmeer zurückgezogen. Der dor verbliebene Flugzeugträger fuhr seit dem und bis zum Ende des Kalten Krieges nie mehr in Ostmittelmeer. So trat eine Patt-Situation ein.

Präsident Ronald Reagan wußte genau, was er tat, als er zu Beginn seine Präsidentschaft 1981 ein gewaltiges Aufrüstungsprogramm verkündete. Dieses Program traf die Sowjetunion in einer sehr kritischen Zeit schwer: einerseits konnte sie mit Stol auf ihr Waffenarsenal blicken, das dem des Westens in nichts nachstand; andererseits hatt sie aber dieser Erfolg vollends erschöpft. In dem neuerlichen Rüstungswettlauf, den ih Reagan aufzwingen sollte, konnte die kommunistische Supermacht nicht mithalten. Breschne war überdies zu alt und zu krank (was auch für seine beiden ersten Nachfolger zutraf) um andere, phantasievollere Rezepte gegen die neuerliche amerikanische Herausforderung zu entwickeln. Als der jüngere und dynamischere Gorbatschow die bereits schwankende Bühn des Großreiches betrat, war es zu spät für eine Flucht nach vorn. Der Kalte Krieg hatt einen Sieger gefun- den. ()

 
     
     
 
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