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Die Mächte des Schicksals Alfred Brust aus dem Memelland - Ein Dichter und sein Werk

 
     
 
Ein tiefer Glaube an die Mächte des Schicksals geht durch alle seine Dichtungen, prußischer Geist lebt in ihnen, magische Kräfte sind lebendig", schrieb Carl Lange, Herausgeber der "Ostdeutschen Monatshefte" 1937 über das Werk des Dichters Alfred Brust.

Hugo von Hoffmannsthal sah Brust eher als einen Propheten denn als einen Dichter – "vielleicht ist er ein erotischer Träumer – er ist eine gefährliche hybride Natur, Liebender und Hassender und Lehrer und Verführer zugleich". Alfred Brust selbst hat sich immer gewehrt, mit seiner Dichtung in eine "Schublade" gelegt zu werden. An seinen Freund, den Dichter Richard Dehmel, schrieb er: "Ich bleibe jedenfalls dabei, keiner Richtung nachzulaufen und einfach immer nur das zu sagen, was mir das Herz bewegt."

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Dichters – er starb am 18. September 1934 in Königsberg an Lungentuberkulose
– ist es still geworden um diesen eigenwilligen Mann. Neben lyrischen Versen und erzählenden Werken ("Die verlorene Erde", 1926; "Jutt und Jula", 1928; "Festliche Ehe", 1930) schuf Alfred Brust vor allem Dramen von besonderer Eindringlichkeit. In einem 1971 im Wilhelm Fink Verlag, München, von Horst Denkler herausgebenen Band mit dem größten Teil der Dramen ist über das "Grundmodell für die gesamte Dramatik Brusts" zu lesen: "Die von extremen Stoffen angeregten Fabeln werden gewaltsam komprimiert; der Geschehnisbogen ist auf kurze Dialogsequenzen und Handlungsgipfel zurückgeschnitten; die Figuren magern zu psychologisch unmeßbaren Sprechern und Tätern ab, ihre Sprache begleitet musikalisch die hermetisierten Aktionen, die wiederum die Worte illustrieren, ihr Ort weitet sich zur Welt, ihre Zeit zur Existenzgeschichte der Menschheit ..." – "Überzeugt, daß ein Dichter aus Verantwortlichkeit gegenüber Mensch und Kosmos die äußersten Grenzen des Denk-, Sag- und Darstellbaren auszuloten habe, rückte er von den altüberkommenen Forderungen ,durchblutete Menschen und anschauliche Handlungen‘ zu gestalten, jäh ab; er wollte vielmehr Dramen schreiben, die – zurückgeführt ,auf das letzte Maß der Einfachheit‘ – Begegnungen verinnerlichter Menschen zu ,erhabenen Spielen‘ aufhöhen ..."

Regisseure wie Piscator, Jessner und Reinhardt wagten sich an diese Stoffe; das Publikum allerdings war oft schockiert – zu weit war Alfred Brust seiner Zeit voraus. Der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Natur und Zivilisation, zwischen Licht und Finsternis hat Alfred Brust in seinen Werken geschildert. "Er stellt", so ein Kritiker über Brust einmal, "die östliche und westliche Welt nebeneinander und gegeneinander, den Westen als den Bereich, in dem die Ursprünglichkeit der Natur wie des Menschen der Zerstörung anheimfällt, seine östliche Heimat hingegen als den Bereich der Natur, aus dem die Genesung wachsen kann." – Alfred Brust somit als einen "Blut und Boden"-Dichter zu bezeichnen, wie es später oft geschehen ist, würde sein Schaffen allerdings verkennen.

Geboren wurde Alfred Brust am 15. Juni 1891 – durch einen Zufall – in Insterburg, da sich seine Mutter zu der Zeit gerade auf der Reise zu ihren Eltern nach Göttingen befand. Der Vater besaß in Coadjuthen im Memelland eine Gemischtwarenhandlung mit Gastwirtschaft und Hotel. Einen Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte Brust bei seinen Großeltern in Göttingen. In Tilsit besuchte er die Schule und bereitete sich auf Wunsch des Vaters auf den Beruf des Kaufmanns vor.

Erste Dichtungen entstehen; das Tilsiter Stadttheater führt erste Stücke auf. Brust volontiert bei der Tilsiter Zeitung, wird Redakteur des Annaberger Wochenblatts im Erzgebirge. Den Ersten Weltkrieg erlebt er als Zensor in der Presseabteilung beim Oberbefehlshaber Ost, wo er auch mit Richard Dehmel und Karl Schmidt-Rottluff zusammentrifft.

Als 1923 seine engere Heimat Litauen zugeschlagen wird, siedelt Brust in das Ostseebad Cranz über. 1932 zieht er nach Königsberg, wo er im Alter von nur 43 Jahren stirbt. Seine letzte Ruhestätte findet Alfred Brust auf dem Friedhof Cranzer Allee. Sein gesamter Nachlaß geht 1945 in Königsberg verloren. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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