A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Gedenktage 2000: Vom Leben und Wirken bedeutender Persönlichkeiten aus Ostdeutschland

 
     
 
Leipzig war auch für viele Jahre Wirkungsort des vor 300 Jahren (2. Februar) im ostdeutschen Juditten geborenen Johann Christoph Gottsched. 1724 war er nach Leipzig vor den Werbern des Soldatenkönigs geflohen, hatte zunächst eine Stelle als Privatlehrer gefunden, bis er schließlich Vorlesungen an der Universität halten konnte. 1730 wurde er außerordentlicher Professor
der Poesie, 1734 ordentlicher Professor der Logik und Metaphysik, 1739 Rektor der Universität. Gottsched, der am 12. Dezember 1766 in Leipzig starb, ist uns Heutigen vor allem durch seine Reform des deutschen Theaters ein Begriff. Vehement setzte er sich für die Verbannung des "Hanswurst" von der Bühne ein, was ihm wiederum viel Spott seiner Zeitgenossen einbrachte.

In Memel erblickte 1799 ein Mann das Licht der Welt, der die Wissenschaft in Erstaunen versetzte: Friedrich Wilhelm Argelander. In einem dreibändigen Werk, das den schlichten Titel "Bonner Durchmusterung" trägt, hielt er die Standorte und Helligkeiten von mehr als 300 000 Sternen fest. Der Professor für Astronomie und Gründer der Bonner Sternwarte starb vor 125 Jahren am 17. Februar 1875 in Bonn.

Nach den Sternen geschaut haben wird er während seiner Zeit als Fahrensmann gewiß auch, der Schriftsteller Peter Paul Brock, der vor 100 Jahren, am 21. Februar 1900, in Pagulbinnen (Memel) geboren wurde. Der Herder-Preisträger (1943) und Träger des Ostdeutschen Kulturpreises (1969) schrieb zahlreiche Romane, aber auch Beiträge für Das , dessen Mitarbeiter er von 1953 bis zu seinem Tod 1986 war.

In Königsberg wurde vor 100 Jahren (17. April) ein Mann geboren, der immer dann zugegen ist, wenn Ostdeutschland sich treffen und "ihr" Lied anstimmen: Herbert Brust, der Komponist von "Land der dunklen Wälder". Dieses Lied, für das Erich Hannighofer einst die Worte fand, schuf Brust ursprünglich als Schlußchor zu seinem "Oratorium der Heimat" (1932). Der Komponist, der Kammermusiken, Lieder, Sonaten und Motetten schuf und im In- und Ausland hohe Anerkennung fand, soll übrigens auf dem Deutschlandtreffen in Leipzig (10./11. Juni) mit einer besonderen Veranstaltung zum 100. Geburtstag geehrt werden.

Vor 125 Jahren (18. Mai) wurde Heinrich Wolff im schlesischen Nimptsch geboren. Der Künstler wurde 1902 an die Königsberger Kunstakademie berufen, wo er bis 1935 lehrte. Nach dem Ersten Weltkrieg rief er im Hammerkrug einen Stammtisch ins Leben, der auf die kulturelle Entwicklung der Stadt großen Einfluß haben sollte. 1932 wurde Wolff zum Ehrendoktor der Medizin der Königsberger Albertina ernannt, hatte er doch viele berühmte Zeitgenossen, darunter besonders viele Ärzte, porträtiert. Wolff, der als Graphiker die verschiedensten Techniken anwandte, wurde auch "Zauberer mit der Schere" genannt, da er den Scherenschnitt virtuos beherrschte.

Graphische Arbeiten schuf auch er in beachtlicher Fülle, doch sind seine farbkräftigen Gemälde meist weitaus bekannter. Lovis Corinth – er starb vor 75 Jahren (17. Juli) – gilt als "Brückenpfeiler, der die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet" (Hans Konrad Röthel), gehörte der aus Tapiau stammende Maler künstlerisch doch dem 19. wie auch dem 20. Jahrhundert an.

Als Sohn des Malers Wilhelm Eisenblätter (1866-1934) wurde Gerhard Eisenblätter 1907 in Königsberg geboren. Bis zu seinem Tod vor 25 Jahren (3. August) in Lübeck schuf der Ostpreuße eine stattliche Reihe von Gemälden, Aquarellen und Pastellen, mit denen er besonders lebendig die ostdeutsche Landschaft, hier vor allem die Kurische Nehrung, schilderte. Kritiker sprechen von einem "lyrischen Realismus". Doch auch der "Kunst am Bau" galt seine Aufmerksamkeit, und so schuf Eisenblätter Mosaike, Wandgemälde, Glasfenster und Sgraffitti.

Die Kurische Nehrung, dieses wundersame geographische Gebilde im nördlichen Ostdeutschland, hatte es auch immer wieder den Schriftstellern angetan. Wohl als erster mit den Augen eines Dichters gesehen hat diese Dünenwelt der vor 175 Jahren (6. August) auf Gut Wolittnick, Kreis Heiligenbeil, geborene Ludwig Passarge. Erst in seinem Ruhestand – Passarge war Richter und Oberlandesgerichtsrat – konnte er sich seiner Leidenschaft, der Dichtung, eingehender widmen. Er übersetzte Ibsen und Björnson ins Deutsche und erkannte auch die Bedeutung der litauischen Dichtungen von Christian Donalitius.

Vor 275 Jahren wurde in Johannisburg der Philologe und Theologe Georg Christoph Pisanski geboren (13. August). Neben dem Schuldienst (Altstädtische Schule, Domschule) hielt er theologische Vorlesungen und widmete sich der Literatur, so schrieb er einen "Entwurf einer preußischen Literärgeschichte".

Im Forsthaus Kleinort, Kreis Sensburg, wurde Ernst Wiechert 1887 geboren. Der Landschaft Masurens und ihrer Menschen fühlte sich der Dichter zeitlebens verbunden. Immer wieder setzte er mit seinen Romanen und Novellen ihnen ein Denkmal. Wiechert starb vor 50 Jahren (24. August) in der Schweiz. Der Aufruf "An mein Volk", unterschrieben von König Friedrich Wilhelm III., war es, der 1813 den letzten Anstoß zu den Befreiungskriegen vom napoleonischen Joch gab. Geschrieben hatte diesen zündenden Text der vor 225 Jahren (13. Dezember) in Gerdauen geborene Theodor Gottlieb von Hippel d. J., Neffe des gleichnamigen Geheimen Kriegsrats und Stadtpräsidenten von Königsberg. Hippel, wie sein Onkel Jurist, war eng mit E.T.A. Hoffmann befreundet. Der erhaltene Briefwechsel der Freunde gibt Aufschluß über das Denken des Dichters. Hippel wurde schließlich Chefpräsident der Regierung in Marienwerder und 1823 Regierungspräsident im oberschlesischen Oppeln.

Das war nur ein knapper, vorläufiger Überblick über die "runden" Gedenktage des Jahres 2000. – In einem Vierteljahr wird Das 50 Jahre alt, gewiß Grund genug, einmal mehr über die Inhalte der Zeitung nachzudenken. Zweifellos aber werden in der Berichterstattung die Männer und Frauen weiterhin nicht vergessen werden, die Bedeutsames für Ostdeutschland geleistet haben, die mit ihrem Schaffen – sei es in Kultur und Wissenschaft, sei es in Politik und Wirtschaft – den Grundstein gelegt haben für weitere Entwicklungen, die durch ihr Wirken dem Land Ostdeutschland und damit auch ihrem Vaterland und der abendländischen Kultur einen wertvollen Dienst erwiesen haben.

*

Weitere Daten und Fakten findet man in dem von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, herausgegebenen Band Ostdeutsche Gedenktage 2000 (414 Seiten, 62 Abb., brosch., 16,80 DM).

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Euthanasie ad portas?

Das Odium der Korruption

Der gefährlichste Mann der Welt

 
 
Erhalten:
gedenktage
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv