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Lübecker Anschlag: Abhörprotokolle belasten Safwan Eid erneut - Herrgott vergib es mir

 
     
 
Stand hinter dem Lübecker Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im Januar 1996 doch ein rassistisches Motiv? Jüngst in die Öffentlichkeit gebrachte Beweismittel gegen den Verdächtigen Safwan Eid lassen diesen Schluß durchaus zu – allerdings keineswegs in der Stoßrichtung, die ins Klischee "Politischer Korrektheit" paßt.

Es handelt sich um Abhörprotokolle über Gespräche, die der inhaftierte Libanese in der Besucherzelle der Justizvollzug
sanstalt Lübeck im Februar 1996 mit seinem Vater und zwei Brüdern geführt hat. Eid hatte einem Rettungssanitäter gegenüber die Tat, durch die zehn Menschen starben, gestanden und war festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft holte sich beim zuständigen Amtsrichter die Genehmigung ein, Eids Gespräche mit Verwandten abzuhören.

Dann kam die Überraschung: Das Gericht lehnte es ab, die Abhörprotokolle als Beweismittel zuzulassen. Noch merkwürdiger: Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Revision. Nun gab es nur noch die Darstellung des Sanitäters, Aussage stand gegen Aussage, Safwan Eid wurde freigelassen.

Nicht damit zufriedengeben wollte sich jedoch die ebenfalls libanesische Familie El Omari, die bei dem Brand ihren Sohn Rabiah verlor. Ihr Kieler Anwalt Dr. Wolfgang Clausen legte beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe Revision ein – mit Erfolg.

Nunmehr veröffentlichte die "Welt am Sonntag" wesentliche Passagen aus den Gesprächen der Eids, die Safawan abermals schwer belasten.

So beteuerte der Bruder Bilal Eid, der Safwan am 1. Februar im Gefängnis besuchte, offenbar hinsichtlich möglicher Belastungszeugen: "Ich habe alle zum Schweigen gebracht. Alle Leute sind gekommen und haben ihre Zeugenaussagen verglichen, alle." Safwan Eid beteuert im selben Gespräch später weinend: "... wenn ich den Koran lese, erkenne ich meine Fehler. Ich habe meine Fehler erkannt. Ich weiß, was ich (mit/im) Gebäude gemacht habe." Die Gespräche verliefen in arabischer Sprache, sind zum Teil unverständlich. Der anwesende Beamte verstand daher nichts, die Eids fühlten sich offensichtlich relativ sicher.

Mehrfach noch fleht Safwan Eid in Unterredungen mit dem Vater und seinen Brüdern um höhere Vergebung: "Und Gott ist verzeihend und gnädig, weißt Du?", oder: "Herrgott, vergib es mir".

Ein Gespräch mit seinem Bruder Mohammed läßt darauf schließen, daß beide das Brandlegungsmittel kannten, es aber in Anwesenheit des Beamten nicht benennen wollten. Safwan Eid fragt seinen Bruder am 13. Februar, wann denn das Brandmittel herausgefunden sei. Der antwortet: "Irgendwann, wenn das kommt und wenn das Ergebnis zeigt, daß die Ursache anders ist als das, was ich namentlich im Beisein von diesem nicht sage ... Wir können es namentlich im Beisein von diesem nicht sagen."

Welches Motiv sollte Safwan Eid für eine Brandstiftung gehabt haben? Auffällig sind die in den Protokollen festgehaltenen rassistischen Äußerungen über Schwarze, die zahlreich in dem Haus lebten und von Safwan Eid und seinem Vater durchweg als "Sklaven" abgekanzelt werden. Den aufgezeichneten Gesprächen zufolge fürchtete die Familie Eid Racheakte von Schwarzen gegen Safwan im Gefängnis. Nachdem bereits über einen Drogenkrieg gemutmaßt wurde: War es nun womöglich doch ein rassistischer Anschlag, aber ausgeführt von jenem Mann, den seine Anwältin, unterstützt von linken Gruppen, bundesweit selbst als "Opfer rassistischer Ermittlungen" hingestellt hat? Ein böser Treppenwitz.

Die Abhörprotokolle und andere Beweismittel – die Aussage des Sanitäters (danach Eid: "Wir waren´s"), ein bei den Eids gefundener leerer Benzinkanister oder die Tatsache, daß Safwan Eid noch auf dem Krankenhausgelände unmittelbar nach dem Brand seinen Kaftan ohne erkennbaren Grund in einen Müllcontainer warf – lassen den Libanesen in ziemlich trübem Licht erscheinen.

Ein neuer Prozeß beim Kieler Landgericht ist noch nicht terminiert. Eid ist derzeit auf freiem Fuß und lebt bei seiner Familie in einem Lübecker Reihenhaus. Elisa Wachtner

 
     
     
 
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