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Noch vor einem Jahr sagten Experten einen Kurs von 122 US-Dollar für Mitte 2000 voraus

 
     
 
Erinnern wir uns: In ihrem "Grünbuch" mit dem Tite "Eine Währung für Europa" schrieb die Europäische Kommission mit Datum vo 31. Mai 1995: "Die Schaffung des Europäischen Währungssystems war der erste Schrit (zur monetären Koordination in der EU, d. Verf.), die Währungsschwankungen der letzte Jahre haben jedoch gezeigt, daß es notwendig ist, weiter zu gehen. Nur die einheitlich Währung und das damit verbundene stabilitätspolitische Umfeld wird den Europäern die folgenden zahlreichen konkreten Vorteile verschaffen:

– ein effizienter Binnenmarkt, sobald die einheitliche Währung geschaffen ist;

– Wachstum und Beschäftigung
werden angeregt;

– Wegfall der mit der Existenz mehrerer europäischer Währungen verbundene Mehrkosten;

– größere internationale Stabilität;

– vermehrte gemeinsame monetäre Souveränität der Mitgliedstaaten."

"Mit der Schaffung des Euros entsteht ein europäischer Währungsraum von globale Gewicht, der eine wirkliche Alternative zum US-Dollar darstellen wird", so wußte de damalige Bundesfinanzminister Waigel auf dem Württembergischen Sparkassentag vom 10 April 1997 den Euro seinen Zuhörern schmackhaft zu machen. Und so stand es auch in de steuergeldfinanzierten Hochglanzprospekten der Parteien: "Der Euro wird so stabil wi die D-Mark sein."

Der Euro, hauptsächlich von Frankreich und einigen anderen europäischen Nachbar gewollt, war der eigentliche Preis für die deutsche Einheit. Der "deutsch Gulliver" sollte auch monetär so in die europäische Union eingebunden sein, daß e sich nicht mehr selbständig bewegen konnte. Und selbstverständlich beschlossen die EU-Freunde ebenso, daß Deutschland trotz Wiedervereinigung weiterhin die finanzielle Hauptlasten der EU-Integration zu tragen habe.

Jeder, der dem Euro kritisch gegenüberstand, wurde als Antieuropäer, Nationalist Chauvinist, engstirniger Konservativer, im besten Falle als "Modernisierungsverweigerer", der die Zeichen der Globalisierung nicht erkann habe, diskriminiert. Eine zaghafte Debatte begann erst, als der Euro bereits fes beschlossen war. Viele unterschiedliche Umfragen verschiedenste Meinungsforschungsinstitute ergaben, daß die große Mehrheit der Deutschen die D-Mar beibehalten wollte. Die Regierenden ließ dies jedoch vollkommen kalt – wie sic zeigen sollte, zu Recht: Bei den entscheidenden Europa- und Bundestagswahlen des Jahre 1994 bescherten die Bundesbürger den Pro-Euro-Parteien von CSU bis Grünen glänzend Siege. Neue Gruppierungen, die sich die Verhinderung des geschmähte "Esperanto-Geldes" zum Ziel gesetzt hatten, wurden von den deutschen Wähler mit kläglichen Ergebnissen abgestraft. Die damals bekannteste, der "Bund Freie Bürger", löst sich zum Jahresende 2000 auf.

Einige kritische Stimmen gab es auch in der Politik. Der damalige niedersächsisch Ministerpräsident Gerhard Schröder sagte im Magazin "Focus" vom 30. Dezembe 1996 voraus: "Natürlich wird der Euro schwächer als die Mark." Er verlangt über die neue Währung einen freien Meinungsstreit: "Die Euro-Diskussion verläuf nur nach einer von der Regierung diktierten ,political correctness’. Jeder der e wagt, ein kritisches Wort zu sagen, gilt als Antieuropäer. Dieses Theater mache ich nich mit." Indes die "Theater"-Kräfte waren stärker als Schröder. Er verga seine Kritik genauso schnell wie Edmund Stoiber, der anfangs ebenso kritisch zum Eur gestanden hatte.

Eine Währung definiert sich in ihrer Stärke und Solidität insbesondere aus de volkswirtschaftlichen Gesamtleistung. Das notwendige Vertrauen zu einer Währung entsteh durch Erfahrung. Die D-Mark hat sich das ihr entgegengebrachte Vertrauen über Jahrzehnt hart erarbeiten müssen. Daß der Euro keinen Vertrauensvorschuß mitnehmen konnte, la daran, daß eine Reihe von einflußreichen Euro-Ländern, an der Spitze Italien, übe Jahrzehnte nicht solide gewirtschaftet haben. Hinzu kommt, daß die Euro-Teilnehmer seh unterschiedliche Vorstellungen von Finanz- und Wirtschaftspolitik haben. Eine gemeinsam Währung setzt eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik voraus. Die gibt es in de Europäischen Union nicht. Sie ist auch nicht zu wünschen. Denn das Nebeneinande verschiedener Politik-Entwürfe, der Wettbewerb unterschiedlicher finanz- un wirtschaftspolitischer Vorstellungen ist die eigentliche Triebkraft des Fortschritts au unserem Kontinent. Vereinheitlichung heißt fast immer Nivellierung!

"Eine Aufweichung der im Maastricher Vertrag verbindlich festgelegten Kriterie kann und wird es nicht geben. Nur wer diese Kriterien erfüllt und damit Beweis für ein solide Wirtschafts- und Finanzpolitik erbracht hat, kann in die Endstufe der Wirtschafts und Währungsunion eintreten", so Bundeskanzler Kohl 1992 in Oxford. Inzwischen wei jeder unabhängige Beobachter, daß mit den Kriterien lax, wenn nicht fahrlässi umgegangen wurde. Geradezu lächerlich wirken die angedrohten Strafen fü Mitgliedsländer, die gegen die in Maastrich festgelegten Stabilitätskriterien verstoße würden. Wie sollen Euro-Länder mit völlig maroden Haushalten denn zusätzlic Strafgelder aufbringen?

Eine andere Legende, die von den Eurokraten liebevoll gepflegt wird, lautet: Wenn de Euro nicht eingeführt worden wäre, hätten viele europäische Länder noch unsolide gewirtschaftet als es bisher der Fall war. Tatsache ist, daß einige europäische Staate an der Grenze zur Zahlungs- und damit der politischen Handlungsunfähigkeit standen Schritte der Stabilitätspolitik lagen also ohnehin in ihrem ureigenste Überlebensinteresse.

Zu den kuriosesten Argumenten der Euro-Freunde gehört, daß der schwache Außenwer der neuen Währung Exporte erleichtere und Importe erschwere. Wahr ist, daß die aus de Euro-Schwäche entstandene Scheinblüte die Neigung zu Innovation und Modernisierun hemmt. Leicht errungene Exporterfolge überlagern die immer noch gravierenden strukturellen Wettbewerbsnachteile der deutschen Wirtschaft. Gerade erst haben die Verantwortlichen nach jahrelangem Lamento über "Deutschlands Abstieg von de Weltspitze" zu wirklichen Reformen angesetzt. Experten fürchten nun, daß dies Kräfte schon wieder erlahmen könnten. Unternehmen, die den im Wechselkurs bedingte Prozeß der Exportbelebung zum Ausruhen nutzen, werden keine lange Freude haben. Beispiel anderer Weichwährungsländer zeigen, daß solche Scheinerfolge per Abwertung de langfristigen Rückfall einer Volkswirtschaft hinter ihre Konkurrenten nur zementieren (West-) Deutschlands Aufstieg mit der harten Mark im Nacken demonstrierte im Gegenzug, wi ein Land ökonomisch auf ganzer Breite emporsteigen kann, wenn die Währung solide ist un bleibt.

Auch der Optimismus von Bundesfinanzminister Eichel, die positiven Wirtschaftszahle der meisten europäischen Länder würden sich bald auch auf den Euro auswirken, ist nich uneingeschränkt zu teilen. Die Enttäuschung darüber, daß eine dem Dollar ebenbürtig Weltwährung nicht gelungen ist, sitzt tief und löst negative massenpsychologisch Prozesse gegen das neue Geld aus, die rationaler Argumentation nicht mehr zugänglic sind. Wenn der Euro-Fachmann des Deutschen Industrie- und Handelstags (DIHT), Heine Brockmann meint, daß es lediglich "eine Frage der Zeit ist, wann der Euro gegenübe dem Dollar aufgewertet wird", dann ist dies zumindest gewagt – kurzfristige Kurserholungen zum Trotz. Falsch muß es dennoch nicht sein, denn de Dollar-Spekulationswelle könnte eine Euro-Spekulationswelle folgen. Diese hätt allerdings nichts mit volkswirtschaftlichen Daten zu tun.

Die nüchterne Realität im Juni 2000 lautet: Seit der Schaffung der Kunstwährung ha der Euro gegenüber dem Dollar fast 20 Prozent verloren. Je mehr der Euro aber nicht nu gegenüber dem Dollar, sondern auch gegenüber Yen und Pfund einbricht, um so mehr sehe Anleger die Erträge ihrer Euro-Wertpapiere schwinden. Der Vertrauensverlust der neue Währung auf den europäischen Finanzmärkten ist enorm. Noch ist kein Grund für tiefer Beunruhigung bei den Sparern, weil die Preise im Euro-Raum sich nach wie vor stabi zeigen. Aber die Angst vor einer Geldentwertung wird durch die negativ Wechselkursentwicklung geradezu provoziert. Zwar versicherte der Präsident de Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, unlängst wieder: "Die europäische Bürger können sicher sein, daß die Zukunft des Euro die Zukunft einer starken Währun ist", aber das Vertrauen zu den Experten-Prognosen war bereits harte Bewährungsproben ausgesetzt. Was sagte doch zum Beispiel Ulrich Ramm, Chefvolkswirt de Commerzbank im Juni 1999 voraus? Der Euro werde in einem Jahr bei 1,22 Dollar liegen. Die Wirklichkeit ernüchtert: Er notiert bei gut 0,95 Dollar und war vorübergehend scho unter 90 US-Cent gefallen.

Es muß befürchtet werden, daß auch die Einführung des Euro in Griechenland im Jahr 2001 zusätzlich zum Verfall der Gemeinschaftswährung beiträgt. Man staune: Nac EU-Angaben liegt das Land sowohl bei der Teuerungsrate als auch bei den langfristige Zinsen und der öffentlichen Neuverschuldung deutlich unter den vertraglichen Obergrenzen Wie zuvor bei anderen Ländern ist allerdings davon auszugehen, daß einige Trick angewandt werden mußten, damit die Hellenen solche Zahlen vorlegen konnten. Und Hinsichtlich des Gesamtschuldenstandes wurde von vornherein auf das Erreichen de Kriteriums verzichtet, wie 1998 bei Belgien und Italien.

Der französische Vizepräsident der Europäischen Zentralbank Christian Noyer ließ wie die "Frankfurter Allegmeine" am 4. Mai 2000 schreibt, "keinen Zweife daran, daß die Erfolge Athens bei der Preisstablilität durch gezielte Senkung indirekte Steuern geschönt sind und deshalb in naher Zukunft an Wirkung verlieren können" Wie kann Vertrauen in eine Währung wachsen, deren Stabilitätskriterien von de Mitgliedsländern nicht ernst genommen werden? Wer einige Flaschen Spätlese, etlich Liter Normalwein und ein paar Kanister gepanschte Plörre zusammenschüttet, kann nich erwarten, daß daraus eine neue Spätlese wird.

Bei aller Euro-Diskussion darf das größere Problem auf den Geldmärkten jedoch nich aus dem Auge verloren werden: Der freie Kapitalmarkt treibt Blüten, denen die Notenbanke gleichsam nur noch zuschauend gegenüberstehen. Nach Beobachtungen der Bank fü internationalen Zahlungsausgleich werden täglich (!) bei klassischen Kassa- un Termingeschäften 1 500 Milliarden Dollar bewegt. Ein Hundert-Millionen-Dollar-Geschäft im Börsen-Jargon "100 Dollar" genannt, ist über die modernen elektronische Handelswege in 20 Sekunden erledigt. Und im Bereich des Derivate-Handels werden täglich 265 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das internationale Spekulationsgeschäft hat geradez gigantische Ausmaße erreicht. Bedenklich wirkt, wie die Finanzmärkte scheinbar jede Bezug zu realen Wirtschaftsdaten und Werten verloren haben. Vorsichtige Anleger beginne seit längerer Zeit verstärkt auf Sachwerte zu setzen, weil sie befürchten, daß die Spekulationsblasen in absehbarer Zeit platzen werden.

 
     
     
 
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