Reval und Wilna

Die kleinen baltischen Staate Estland, Lettland und Litauen sind in besonderem Maße auf eine enge grenzüberschreitend Zusammenarbeit angewiesen.

Schon länger gibt es die politische Kooperation im "Baltischen Rat", die wirtschaftliche in der "Baltischen Freihandelszone" und die militärische in "Baltic Bataillon" (BALTBAT), im "Baltic Squadron" (BALTRON), in de gemeinsamen Verteidigungsakademie ("Baltic Defence College)" oder in de Luftüberwachung (BALTNET).

Hinzu kommen die wichtigen Verbindungen mit den anderen Ostseeanrainern in "Ostseerat" sowie mit Skandinavien in der Staatengruppe "Fünf plu drei". Erst 1998 wurde die "Euroregion Baltic" gegründet, in der Lettlan und Litauen mit Schweden, Dänemark, Polen und dem Königsberger Gebiet

vereint sind.

Das jüngste Kind, das die baltisch-nordische Völkerfamilie unter ihre Fittiche nehme will, um ihm bestmögliche Wachstumsbedingungen zu geben, ist der Tourismus. Zu diese Zweck arbeiten die drei Hauptstädte Reval, Riga und Wilna mit der "Finnische Königsstraße" im Rahmen des Phare- bzw. Interreg-Projekts der EU zur Entwicklun des Tourismus zusammen.

Im Dezember 1999 erfolgte das Startsignal für einen zehnmonatigen Testlauf, der dies Städte und Regionen für die benachbarten mittel-, west- und nordeuropäische Tourismusmärkte – allen voran Deutschland, Großbritannien und Skandinavien – durch gemeinsame Verwaltungs- und Vermarktungsaktivitäten besser erschließen soll. A Ende will man die Ergebnisse als neuartige Reisepakete den einschlägigen Veranstalter zur Beurteilung vorlegen.

Ende Mai wurde der Fachpresse in der Muster-Hansestadt Reval, die die Pläne besonder energisch vorantreibt, der nördlichste Teil der vorgeschlagenen Route der "Balti Capitals & King‘s Road" zwischen Helsinki und Wilna präsentiert. Im Augus folgt nun der zweite Abschnitt mit der Jugendstil-Perle Riga als Hauptsehenswürdigkeit.

Die lettische Kapitale erhält im Zuge des Projekts erstmals eine zentrale kommunal Einrichtung, die für die Tourismusentwicklung und -information zuständig ist. Diese is überfällig, wenn man bedenkt, daß die Vorbereitungen für die 2001 anstehende 800-Jahr-Feiern von Riga schon lange auf Hochtouren laufen.

Tourismusfachleute aller drei baltischen Republiken können eine Menge aus de Erfahrungen der "Finnischen Königsstraße" lernen. Diese folgt der seit dem 14 Jahrhundert genutzten bedeutendsten nordeuropäischen Poststraße, die ihren Anfang in norwegischen Bergen hat und die Hauptstädte Oslo und Stockholm mit Turku und Helsink verbindet, ehe sie über Wiborg in Karelien nach St. Petersburg kommt und dort endet.

Aufgenommen wurde die Königsstraßen-Initiative in Finnland im Jahr 1996 auf Betreibe der südlichen Landesteile. Mittlerweile sind über 40 Kommunen und 70 Unternehmen a gemeinschaftlichen Marketing beteiligt. – Mit guten Ergebnissen, denn heute biete zehn Reisebüros bereits rund 200 unterschiedliche Touristigprodukte zur Finnische Königsstraße an.

In Helsinki, das nicht nur eine von neun "Europäischen Kulturstädten" dieses Jahres ist, sondern im Juni auch das 450jähriges Stadtjubiläum feiern konnte erhofft man sich durch die Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Süden eine beiderseitig Belebung des Reiseverkehrs.

Für die Esten, Letten und Litauer wäre eine Aufwertung des bisher eher unbedeutende Wirtschaftsfaktors Tourismus nicht nur ökonomisch wichtig, sondern auch hinsichtlich de erhofftten internationalen Wahrnehmung als ein kulturgeschichtlich überaus reicher Rau im Herzen Europas.

Weitere Auskünfte: Baltisches Informations- und Tourismusbüro, Salzmannstr. 152 48159 Münster, Tel.: 0251/2150742, Fax: 2150743, E-Mail: < HREF="mailto:info@baltic-info.de">info@baltic-info.de