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Zwei Männer - ein Ziel Max von Schenkendorff und Joseph von Eichendorff kämpften für die Marienburg

 
     
 
Seine Bilder von Landschaften, zumal wenn sie als Träume vorkommen, sind symbolisch für innere Vorgänge. Darin setzt er fort, was Runge und Caspar David Friedrich anstrebten", schrieb der Königsberger Prof. Dr. Erich Trunz, Goethe-Kenner und Experte der Literatur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, einmal über den Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff, dessen 140. Todestages man am 26. November gedachte. "Eichendorff behält sich bis zu seinem Tode, 1857, seinen Ton, rein und schön. Das Erlebnis der Natur und das der christlichen Gnade schließen sich für ihn zusammen. Noch einmal klingt in seinen Liedern und Novellen die ganze Seele der Romantik auf."

Geboren wurde Joseph Freiherr von Eichendorff am 10. März 1788 im oberschlesischen Lubowitz bei Ratibor. In Halle und Heidelberg studierte er Jura, nahm später an den Befreiungskriegen
gegen Napoleon als Lützower Jäger teil und wirkte von 1816 bis 1819 als Referendar bei der Breslauer Regierung. 1821 wurde er in Danzig zum Regierungsrat ernannt und wirkte dort und in Marienwerder als Katholischer Kirchen- und Schulrat. In dieser Zeit arbeitete er weiter an seinem heute noch berühmten "Taugenichts"; auch schrieb er für den in Oliva residierenden ermländischen Fürstbischof das Kirchenlied "O Maria, meine Liebe ..." 1824 wurde er nach Königsberg versetzt und dort zum Oberpräsidialrat ernannt. Nicht sehr begeistert vom rauhen Klima in Ostdeutschland und vom Leben in Königsberg, widmete sich Eichendorff dennoch eingehend seinen Dichtungen. So erschien 1830 sein historisches Drama um Heinrich von Plauen, "Der letzte Held von Marienburg". Ein Jahr später schließlich siedelte er nach Berlin über.

1843 aber reiste Eichendorff erneut in östliche Preußen, um in Danzig die "Geschichte des Wiederaufbaus der Marienburg" zu schreiben. Wie viele bedeutende Menschen seiner Zeit setzte sich auch Eichendorff für das mächtige Bauwerk des Ritterordens ein, das erst kürzlich von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Es mag der romantische Geist des 19. Jahrhunderts gewesen sein, der Männer wie Eichendorff veranlaßte, sich für die Marienburg einzusetzen. Schon der am 11. Dezember 1783 in Tilsit geborene Max von Schenkendorff, der Sänger der Befreiungskriege, hatte sich 1803 in einem Aufruf in "Der Freymüthige – Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser" vehement für ihre Wiederherstellung eingesetzt: "Das alte Gebäude kam mir wie das Skelett eines Riesen vor. Es wird ausgeweidet, und nur noch die kahlen Seitenwände verschont man ... Noch steht die Kirche und neben ihr Marias kolossalische Bildsäule ... Vielleicht kommt die Reihe an sie, denn der Geiz kann ja wohl Glas für Edelsteine halten ..."

Der Ostpreuße Max von Schenkendorff war schon lange tot – er starb an seinem Geburtstag 1817, vor nunmehr 180 Jahren –, als der Oberschlesier Eichendorff sich der Marienburg zuwandte. Schon Hofinspektor Friedrich Gilly (1772 bis 1800) hatte mit seinen Zeichnungen auf den erbarmungswürdigen Zustand des Bauwerks aufmerksam gemacht. Und Karl Friedrich Schinkel begann mit dem Wiederaufbau des Hochmeisterpalasts im Mittelschloß.

Aber erst Oberpräsident Theodor von Schön gelang es schließlich, den Wiederaufbau in Gang zu bringen. 1842 empfahl er seinem König Joseph von Eichendorff als den "richtigen Mann dazu": "Er hat jahrelang mit und neben Marienburg gelebt, er kennt den prosaischen Teil der Wiederherstellung, soviel davon hier nötig ist; die preußische Geschichte lebt ihrem Wesen nach in ihm, wie seine Gedichte für Marienburg zeugen und als Dichter, gerade für die Zeit, in der Marienburg erblühte, steht er bedeutend da." – So übernahm der Oberschlesier Eichendorff nicht nur die Verantwortung für die Geschäftsverwaltung dieses großen Bauvorhabens, er hielt die Geschichte des Wiederaufbaus auch für die Nachwelt fest in der Erkenntnis, "daß es kein Vorwärts gebe, das nicht in der Vergangenheit wurzele". Eine Erkenntnis, die auch heute nicht an Bedeutung verloren hat. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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