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250 Millionen für Landesvertretungen

 
     
 
Die Landesvertretungen in Berlin sind Schaufenster, Horchposten und Lobbyzentralen der Bundesländer in der Hauptstadt. Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein haben sich in den Ministergärten einquartiert. (Zusammenfassung 16 / 2004) Und die übrigen neun?

Bremen ist im Tiergarten unter der Adresse Hiroshimastraße 24 zu erreichen. Der Gebäudekomplex aus dunkelrotem Sichtbeton umfaßt einen Bürotrakt und einen Turm für das Gästehaus, der an einen Leuchtturm
erinnert. In der Hiroshimastraße befinden sich auch die pompösen Botschaften Italiens und Japans. Sie sind Überbleibsel des Diplomatenviertels, das in den 30er Jahren konzipiert und nach dem Mauerfall wiederbelebt wurde. Nordrhein-Westfalen hat hier ebenfalls seine Vertretung errichtet, in Form eines mächtigen Glaskubus, der im Innern scheinbar von Holzstreben gestützt wird. Das Gebäude soll modern, transparent, zukunftsorientiert wirken, ganz so, wie der damalige Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) sich selber gern präsentierte. Leider wirkt es nur unverbindlich, wie ein modernes Autohaus, das bei Ikea nachgefragt hat, wie man sich einen ökologischen Anstrich gibt.

Baden-Württemberg hat das größte und für 41 Millionen Euro teuerste Haus gebaut. Der Neubau in der Tiergartenstraße 15 bemüht sich um ein modernes und zugleich repräsentatives Erscheinungsbild. Der Haupteingang an der Schmalseite des Gebäudes wird durch zwei schräggestellte Wände in die Tiefe geführt, so daß ein überdachter Ehrenhof entsteht. Vielleicht wollte man einen Kontrapunkt zu Bayern setzen, das in der Behrenstraße 21-22 gegenüber der Komischen Oper ein vornehmes Geschäftshaus bezogen hat. Es wurde zwischen 1896 und 1914 für den Schaffhausenschen Bankenverein erbaut. Die Landesvertretung Bayerns wurde am 10. Dezember 1998 eröffnet, als erste Vertretung überhaupt.

Hamburg hat sich in der Jägerstraße 1-3 zwei prächtige Gründerzeitbauten gekauft. In dem einen hatte sich bis zum Zweiten Weltkrieg der "Club von Berlin" getroffen, dem die Spitzen des Berliner Großbürgertums angehörten. Im Innern gibt man sich - mit vornehmem Understatement - modern. Besonders fallen die Lichteffekte auf, die durch viele überraschende Fensterschlitze hervorgerufen werden.

Sachsen hat in der Brüderstraße 11-12 ein 1906 errichtetes Geschäftshaus gekauft, das der Berlinschen Feuerversicherung gehörte. Die vielleicht schönste Vertretung gehört indes einem der ärmsten Länder, Sachsen-Anhalt. In der Luisenstraße 18 wurde ein klassizistisches Stadtpalais von 1827/28 bis vergangenes Jahr aufwendig saniert. Seit 1945 war hier der Sitz des berühmten Künstlerklubs "Die Möwe". Der Künstlerklub zog in das Palais am Festungsgraben um, in dem sich das Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft und vormals das Preußische Finanzministerium befunden hatten. Sachsen-Anhalt verfügt über einen Marmor- und einen holzvertäfelten Eichensaal, der als Empfangsraum genutzt wird. Nachbar Thüringen hat in der Mohrenstraße 64 ein neues Gebäude entwerfen lassen. Das Grundstück befand sich noch aus Vorkriegszeiten in Landesbesitz. Die klaren Linien, das viele Glas und der rötliche Naturstein zeigen, daß man sich am Weimarer Bauhausstil orientiert hat.

Insgesamt kosteten die Landesvertretungen 250 Millionen Euro. Sogar das Land Berlin wollte eine Vertretung eröffnen, in einem Altbau 200 Meter vom Reichstag entfernt, an der Ecke Wilhelm-/Dorotheenstraße. Als das Haus fertig war, entschied der rot-rote Senat, es aus Kostengründen aufzugeben. Zur Zeit steht es leer, solvente Mieter sind willkommen.

 
     
     
 
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