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Allenstein: Die erste in der Republik Polen

 
     
 
Nach langwierigen Vorarbeiten hat am 1. September in Allenstein die erste polnische Fachschule für Pflegekräfte in Pflegeheimen, Fachrichtung Geriatrie, ihren Ausbildungsbetrieb aufgenommen. Gleichzeitig wurde auch der Grundstein - in Gestalt eines Apfelbaumes - für ein in etwa zwei Jahren zu errichtendes Altenpflegeheim gelegt. Dieses Haus wird dann nicht nur die Not derer lindern, die auf einen Pflegeplatz angewiesen sind, sondern auch den Fachschülern als Praxis- und damit Lernort zur Verfügung stehen. Das Gesamtprojekt ist eine Initiative der Diakonie Neuendettelsau und der Diakonie Masuren.

Der deutsch-polnische Festgottesdienst
wurde in der evangelischen Kirche von Rektor Hermann Schoenauer von der Diakonie Neuendettelsau sowie vom Regionalbischof für Masuren, Rudolf Bazanowski, gehalten. Unter den Gottesdienstteilnehmern war - neben weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens - auch der Allensteiner Oberbürgermeister Jerzy Malkowski. Er kam bewußt zum Gottesdienst, anstatt bei der offiziellen Gedenkfeier zum Kriegsbeginn 1939 anwesend zu sein. Malkowski: "Erinnern ist wichtig. Versöhnen ist wichtiger. Deshalb bin ich hier!"

Die Altenpflege-Fachschule ist zunächst für fünf Jahre in den Räumen des "Bildungszentrums für medizinisches und soziales Personal" untergebracht, da dort auch ein Internatsgebäude zur Verfügung steht. Hier werden die Studierenden aus weiter entfernt liegenden Ortschaften während der einwöchigen Schulblöcke untergebracht. Die Ausbildung selbst erfolgt nach deutschen Richtlinien und Abschlüssen, so daß die Fachkräfte - zu einem späteren Zeitpunkt - sowohl dort als auch hier eingesetzt werden können. Das Abitur gehört neben einer gesonderten Aufnahmeprüfung zu den Zulassungsvoraussetzungen. Zu den üblichen Fächern kommen während der dreijährigen Ausbildung auch Deutsch und Englisch als Fremdsprachen hinzu.

Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Polen, Wanda Falk, bezeichnete in ihrem Grußwort die 23 Schülerinnen und zwei Schüler der neuen Schule als Avantgarde, die viel für die richtige Entwicklung im polnischen Gesundheitswesen tun werde. Auf Diakonie-Seite gebe es derzeit in Polen 15 Diakoniestationen und neun Altenpflegeheime. Durch die Schule und die sie tragende diakonische Arbeit erhofft sich Falk "die Fortsetzung eines polenweiten sozialen Veränderungsprozesses". Auch an diesem Tag ließ es sich übrigens Oberbürgermeister Malkowski nicht nehmen, sich persönlich "zu verbeugen vor den Stiftungsgründern und den Menschen, die sich zu Altenpflegern ausbilden lassen wollen".

Die Fachschüler kommen zunächst aus dem Gebiet der Evangelischen Diözese Masuren. Gerade in dieser Region ist die Arbeitslosigkeit besonders groß. Die Studierenden - beziehungsweise deren Eltern - haben neben einem jährlichen Schulgeld von 200 Euro weitere etwa 400 Euro für Unterkunft und Verpflegung aufzubringen, soweit sie nicht direkt aus Allenstein kommen, was überwiegend der Fall ist.

Die Übernahme eines Jahresbetrages von zur Zeit etwa 600 Euro bereitet vielen Familien große Schwierigkeiten. Hinzu kommen ja noch die Fahrtkosten zwischen Wohn- und Ausbildungsort. Deshalb bat das Diakoniewerk Neuendettelsau auch die Gemeinschaft evangelischer Ostdeutschland e.V. um die Förderung bedürftiger Fachschüler. Es wäre ein Zeichen echter Ökumene, wenn sich - über die noch bestehenden politischen, sprachlichen und sonstigen Grenzen hinweg - Förderer für das oben genannte Projekt finden, um auf Unterstützung angewiesenen Studierenden durch die Vergabe von Stipendien eine europaweit anerkannte Fachausbildung ermöglichen zu können. Projekt-Prospekte mit Spenden-Überweisungsträgern übermittelt gerne der Regionalbeauftragte Bayern, Pfarrer W. Ambrosy, Telefon/Fax 089/6 11 44 00. Bis jetzt konnten viereinhalb Voll-Stipendien bereitgestellt werden.

Übrigens: ein einjähriger Helferkurs für bereits tätige Mitarbeiter in Altenpflege-Einrichtungen ist in Vorbereitung. Doch sind hierfür noch zahlreiche Schwierigkeiten zu bewältigen.

Es handelt sich hierbei letztlich um die erste Frucht des Besuches des Leitenden Bischofs der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen, Pfarrer Janusz Jagucki, Warschau, anläßlich dessen aktiver Teilnahme am sechsten Kirchentag der Gemeinschaft evangelischer Ostdeutschland, Landesgruppe Bayern, im Okto-ber letzten Jahres in Oberschleißheim. Pfarrer W. Ambros
 
     
     
 
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