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Man braucht Empfindungen zwischen den Ideen, und diese Empfindungen müssen gespürt werden", sagt Gertraude Zebe und hält sich dabei an Cézanne. Empfindungen spüren, das kann man zweifellos, betrachtet man die Plastiken der eigenwilligen Bildhauerin aus Berlin. Um das Plastische deutlicher, sichtbarer zu machen, bezog sie einst Farbe in die plastische Form mit ein - "formunterstützende Malerei" nannte sie diesen Prozeß. An ganz bestimmten Stellen blitzt der helle Goldton des Materials aus den schwarzgefärbten Bronzen hervor, erhöht so die Plastizität.

Im Laufe der Jahre wurden die Formen strenger, das Material ist jetzt Eisenguß. Die Plastiken aber verführen immer noch zum "Begreifen". Die Künstlerin bezieht nun auch Fertigteile, sogenannte Eisenvierkantrohre, mit ein in ihr Werk, wie sie früher bereits technische Sockelteile verwandte. Ihren sogenannten "Zezootieren" aber ist sie treu geblieben, diesen wunderbar geheimnisvollen Mittelwesen zwischen Mensch und Tier. Schon ihre frühen Plastiken, die allerdings aus Kunststoff waren, trugen ein "Ze" wie Zebe vor dem Titel (Zebulle, Zebache), als sie 1969 auf einer ersten Einzelausstellung in Berlin gezeigt wurden.

Mittlerweile sind die Zezootiere und andere Plastiken der Künstlerin in einer eigenen Galerie zu Hause, genauer gesagt in der Berliner "bildhauergalerie", die Gertraude Zebe vor 25 Jahren als "bildhauergalerie plinthe" gemeinsam mit ihrem Mann ins Leben rief. 1990 entschied sich die Künstlerin, den Begriff Plinthe, den Fachausdruck für Sockelplatte, wegzulassen und nur den Namen "bildhauergalerie" zu verwenden.

Wer genügend Ausdauer und Kondition besitzt, die Treppen zum vierten Stock der Altbauwohnung in der Grolmanstraße 46 zu erklimmen, den erwartet in den lichten, hohen Räumen eine ganz besondere Atmosphäre. In geschickt ausgeleuchteten Vitrinen stehen die Expo
nate, und man kann in aller Ruhe diese kleinformatigen Kunstwerke betrachten. Die Galeristin und Künstlerin ist auch gern bereit, Fragen zu beantworten oder den Gast mit einer Tasse Kaffee zu erfreuen.

Neben eigenen Werken zeigt Zebe drei- bis viermal im Jahr auf Einzel- und Gruppenausstellungen die Arbeiten anderer Bildhauer. Namen wie Joachim Dunkel, Rainer Kriester und auch Bernd Altenstein (geboren in Rastenburg) zeigen die Spannweite der künstlerischen Arbeiten. Bronze, Beton, Eisenguß, Marmor, Stahl, Terrakotta und Kalkstein sind die verwendeten Materialien. Gemeinsam aber ist den Werken eines: das kleine Format. Kleinplastiken sind weitaus mehr als nur hübsche Dekoration, erfordern sie doch vor allem besonderes Fingerspitzengefühl des Künstlers.

Seit langem bemüht sich die Galeristin, auch junge Künstler für dieses Thema zu begeistern. Das allerdings sei schwierig, da sich die Jungen eher mit Videokunst und Installationen beschäftigten. "Ist ja auch einfacher", meint Gertraude Zebe trocken. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe sie für die Jubiläumsausstellung einen ganz besonderen Titel ausgewählt: "Wir bedienen nicht den Zeitgeist", heißt es da, "auch nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft!" Zu sehen sind in der Berliner Grolmanstraße neben den Plastiken von Gertraude Zebe diesmal "Tanzende Skulpturen" von Gerlinde Beck, anmutig wirkende Schöpfungen aus Messingbronze und Stahl. Diese Raumchoreografien bilden einen wunderbaren Kontrast zu den Eisenguß-Arbeiten (bis 29. Januar 2005, donnerstags, freitags, sonn-abends 15 bis 19 Uhr oder im Internet unter www.bildhauergalerie-berlin.de ).

Gertraude Zebe: Zebullenschädel mit Beute (Eisenguß; 1996 / 97) Fotos (2) : bildhauergalerie

Gerlinde Beck: Monument für Dore Hoyer (Messingbronze, Stahl, Farbe; 2002)

 
     
     
 
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