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Nun duften die Kirchenräume wieder einen Sonntag lang aromatisch nach vielfarbigen, reifen Früchten, nach Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Vieles wird von Äckern, Feldern und Gärten gebracht und am Altar hingelegt und aufgebaut, beispielhaft für alle Nahrungs- und Genußmittel, an denen wir uns sättigen und erfreuen dürfen.

Am Ende der Erntezeit, Anfang Oktober, feiern die christlichen Kirchengemeinden traditionell das Erntedankfest; gerne als Familiengottesdienst
, anschaulich für Kinder wie Erwachsene, und deshalb meist gut besucht. Ein Fest der Besinnung und Dankbarkeit gegenüber Gott, auch der Mahnung, verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umzugehen. Ein Tag der Erinnerung daran, wie reich uns Gott in seiner Schöpfung bis heute beschenkt. Aber wie steht es um unseren alltäglichen, "kleinen Erntedank", um unser ausgesprochenes oder immerhin in Gedanken gehaltenes Gebet vor oder nach dem Essen?

"Heute brauchen wir nicht beten, die Suppe ist schon abgekühlt", sagte einmal eines unserer Kinder vor dem Essen. Der Kleine hatte den Sinn des Tischgebetes wohl noch nicht begriffen, und wir Eltern hatten es leider versäumt, ihm diesen rechtzeitig beizubringen.

Überzeugende Argumente für das Beten am Tisch fehlen wahrscheinlich auch vielen erwachsenen Christen. Kinder und Konfirmanden sind in ihren Familien ein Tischgebet leider meist nicht mehr gewöhnt.

Offenbar erscheint es uns heutzutage als ganz normal, und wir haben uns, zumindest in unserem Land, so sehr daran gewöhnt, reichlich und regelmäßig essen zu können, daß dies keine besonderen Gedanken mehr weckt. Der Nahrungsmangel in Kriegs- und Nachkriegszeiten ist - Gott sei Dank! - bei uns lange vorbei und fast schon vergessen. Auch die geringere Ernte in diesem Jahr, bedingt durch das zuerst zu heiße und trockene, dann zu kühle und nasse Wetter, werden wir Verbraucher kaum spüren, selbst bei den Preisen nicht. Denn diese werden vom Weltmarkt bestimmt. Was und in welcher Qualität wir etwas auf den Tisch bekommen, das ist von der weltweiten Landwirtschaft, von Großkonzernen und ihren Strategien, von unserem kritischen Einkauf und unserem Geldbeutel, also von vielen Menschen und Faktoren abhängig. Hat Gott daran noch irgend einen Anteil? Bleibt da noch ein Platz für Gott?

Dann sitzen wir am Tisch. Bratenduft steigt appetit-anregend in die Nasen. Ein Gast bedankt sich bei der Hausfrau höflich für die Einladung und die köstliche Zubereitung des Mahles. Wir wünschen uns gegenseitig guten Appetit und beginnen zu essen.

Aber halt! War da nicht noch etwas? Gelten nicht auch uns die Mahnungen, die einst dem wohlhabenden, satten, selbstzufriedenen und weithin Gott vergessenden Volk in und um Jerusalem gesagt wurden? "Werdet nicht übermütig, wenn es euch gut geht, wenn ihr genug zu essen habt und in schönen Häusern wohnt ... Vergeßt dann nicht den Herrn, euern Gott! ... Laßt euch nicht einfallen, zu sagen: ,Das alles haben wir uns selbst zu verdanken. Mit unserer Hände Arbeit haben wir uns diesen Wohlstand geschaffen. Seid euch vielmehr bewußt, daß der Herr, euer Gott, euch die Kraft gab, mit der ihr das alles erreicht habt!" (5. Mose, 8, 12-14, 17 + 18)

Lassen auch wir uns dieses doch gesagt sein und erkennen an, daß wir unsere reichlichen, guten Lebensmittel und unser Wohlergehen nicht nur unserer eigenen fleißigen Arbeit verdanken; sondern auch der von vielen, uns unbekannten Menschen in der Welt. Ebenso vielen, zum Teil glücklichen Umständen und günstigen wirtschaftlich-politischen Entwicklungen, die ohne unser Verdienst zustande kamen. Daß wir in alledem deshalb Empfangende, ja sogar Beschenkte sind. Daß wir deshalb vielen Menschen zu danken hätten. Und daß wir letztlich, aber nicht zuletzt, sondern im Tiefsten, Gott, dem Ursprung alles Guten in dieser Welt, für all das dankbar sein müssen, und unsere Dankbarkeit auch angemessen ausdrücken sollten. Unsere nicht nur so hingesagten, sondern bewußt ausgesprochenen oder wenigstens im Stillen gedachten Dankgebete - es gibt ja so viele gute alte und neue - sind nur eine Möglichkeit und sollten nicht die einzige sein, Gott in unserm Fühlen, Denken und Tun zu danken "mit Herzen, Mund und Händen".
 
     
     
 
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