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Aus der Begegnungsstätte Altes Tilsit

 
     
 
In der kürzlich eröffneten Begegnungsstätte "Altes Tilsit" ging es lebhaft zu. Tilsit-Ragniter Heimatreisende, unter ihnen erstaunlich viele junge Leute, nutzten die Möglichkeit, ein paar Stunden der Geselligkeit und des Gedankenaustausches zu verleben. Bei der Spurensuche nach den Wurzeln ihrer Vergangenheit hatten sie beeindruckende Bilder der ostdeutschen Heimat, gepaart mit Wehmut über den dortigen Verfall, erlebt. Der Gegensatz zwischen verklärter Vorstellung und trostloser Realität war oft kaum zu verkraften. Darüber gab es viel zu erzählen.

Die 36 Jahre junge Alexandra fand bei der Suche in Lengwethen weder das Gehöft noch die Molkerei ihrer Vorfahren. Von jahrhundertelanger Siedlungsarbeit kündeten nur noch ein paar Mauerreste der ehrwürdigen Salzburger Kirche. Auch Dieter entdeckte bei einer Fahrt auf abenteuerlichen Wegen nach Pieraggen von dem einst wohlhabende
n Bauernhof nur naturbelassene Wildnis weit und breit. Manfred hatte sich auf den Weg nach Eichenhorst und Weidenfließ begeben. Beide Dörfer waren wie vom Erdboden verschluckt. Nur die Friedhöfe waren als zugewachsenes Dickicht mit Mühe erkennbar. Manfred kämpfte sich durch unzugängliches Gestrüpp, um in stillem Gedenken von seinen dort seit Generationen ruhenden Vorfahren Abschied zu nehmen und ein Blumengebinde niederzulegen.

Bei den Gesprächen in der Begegnungsstätte überwog dennoch die Freude über die unvergleichliche Schönheit und Faszination der ostdeutschen Natur. Die Stille und Einsamkeit, der Wald und die Wolken - alles ist überwältigend. Die heute dort lebenden Menschen suchen Kontakt zu den Ostdeutschland. Im Gedankenaustausch wurde deutlich, daß der Dialog zwischen Heimatvertriebenen und russischen Neubürgern wesentlich mehr zum gegenseitigen Verstehen und zum Brückenschlag über noch existierende Gräben beiträgt als die offiziellen Kontakte zwischen Beamten und Politikern.

Getrübt wurden die vielen Eindrücke durch einen abendlichen Überfall auf der Hohen Straße in Tilsit. Ein Reiseteilnehmer mußte im Gesicht genäht und sein Oberkörper wegen eines Schulterblattbruchs eingegipst werden. Die Miliz nahm die sofortige Fahndung auf, bat aber auch, bei abendlichen Spaziergängen Vorsicht walten zu lassen.

Allgemeines Fazit der Reise war, daß man sich weder von solchen Vorfällen noch von der durchblickenden Tristesse die Verbundenheit mit der Heimat vermiesen lassen sollte. Heimatliebe ist durch nichts zu erschüttern und das wachsende Interesse gerade junger Menschen an einem Land, in dem 700 Jahre preußisch-deutsche Geschichte geschrieben wurden, stimmt hoffnungsvoll.

 
     
     
 
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