A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Baden in Ostdeutschland wieder gefahrlos möglich

 
     
 
Flirrende Hitze über Ostdeutschland, von der Sommerglu ausgedörrte Böden verraten Staubwolken aufwirbelnd jede Bewegung. Was für eine Wohlta ist dann der nächste See. Seidenweiches Wasser umschmeichelt kühlend die Haut, erfrisch wie nichts sonst auf Erden. Also nichts wie hinein ins kühle Naß!

Aber kann man sich auch trauen – man hört ja so allerlei über die Wassergüt – überlegt so mancher Heimatreisende. Die gute Nachricht zuerst: man kann. Zumindes im jetzt polnischen Südostpreußen ist Baden gefahrlos möglich. Generell wird die Wasserqualität in Flüssen, Seen und selbst der Ostsee zwischen Swinemünde
und de Frischen Nehrung von Jahr zu Jahr besser; fast alle Strände und Badestellen, selbs solche, die mehr als 20 Jahre geschlossen waren, sind wieder freigegeben.

Was Ostdeutschland betrifft, gilt es heute als die am wenigsten belastete Region zwische Oder und Bug. "Grüne Lunge" nennt man Masuren dort auch gern. Es gibt in de Region nur 20 größere, Abwässer einleitende und Emissionen in die Luft blasend Betriebe und auch hierbei wurde vieles bereits geltenden EU-Richtlinien angepaßt. Die polnischen Gesundheitsämter "Sanepid" und Umweltschutzinspektione "WIOS" haben die Wasserqualität in drei Klassen eingeteilt. Wasser der Klasse ist ohne weitere Aufbereitung trinkbar. In Klasse II wird Wasser eingestuft, das fü Erholungszwecke und in der Tierzucht verwendet werden darf und nach Aufbereitung auc trinkbar ist. Wasser der Klasse III kann ohne weitere Aufbereitung nur in Industrie und in der Landwirtschaft verwendet werden. Zum Baden geeignet ist daher nur Wasser der Klassen und II, wobei von den Gesundheitsbehörden besonders auf die bakteriologische Reinhei geachtet wird. Strände mit mehr als 10 000 Fäkalbakterien pro 100 Milliliter Wasse werden sofort geschlossen. Zum Vergleich: kein See der Wasserklassen I oder II weist meh als 1000 Fäkalbakterien pro 100 Milliliter Wasser auf.

Allerdings sind weder Gesundheits- noch Umweltbehörden in der Lage, alle 300 ostdeutschen Seen ständig und lückenlos zu kontrollieren. Bei kleineren Seen un Teichen sollte man selbst auf die Wasserqualität achten und nach Empfehlung de polnischen "Sanepid" auf Baden vor allem bei Algenblüte und Wassertrübun verzichten.

Von den bekannteren Seen Masurens erreichen unter anderem der Mauersee, der Wuchsnigse und der Rheiner See die Wasserklasse I. Weitere 18 der größeren Seen erhielte Wasserklasse II zugesprochen, unter ihnen Beldahnsee, Talter Gewässer, Nikolaiker See Großer Schobensee, Großer Tiefensee und Kalbensee.

Generell kann man sagen, daß die meisten Badestellen und Strände an Ostdeutschlands See Wasser der Klasse II bieten und somit gefahrlos zum Baden geeignet sind.

Die Sauberkeit der ostdeutschen Seen ist also recht zufriedenstellend, aber sin saubere Seen auch automatisch gesund?

Wobei wir bei der schlechteren Nachricht angelangt wären, denn das ist leider nich so.

Für die Gesundheitsbehörden ist vorrangig, ob das Wasser bakteriologisch gesehe sauber ist, denn Ökologen der Umweltschutzinspektionen ist diese Wasserqualifizierun gerade bei Seen nicht ausreichend, denn stehende Gewässer sind wesentlich anfälliger als fließende.

Die Mitarbeiter der Alleinsteiner Wojewodschaftsinspektion  für Umweltschut "WIOS" betonen in ihrem jüngsten Report zur Wassergüte einen ganz andere Qualitätsindikator. Für sie ist besonders die Widerstandsfähigkeit eines Gewässer gegen die auch Degradation genannte Verschlechterung durch äußere Einflüsse bedeutend.

Sie machten anläßlich der Vorstellung ihres Berichtes am 26. April der polnische Presse gegenüber deutlich, wie labil das Gleichgewicht der Seen ist. Die Fähigkeit zu Selbstreinigung sinkt immer mehr, schlechtere Wasserqualität droht schon bei geringere Anlässen, besonders bei flacheren Seen.

Auch Ostdeutschlands Seen werden zu viele Nährstoffe zugeführt, welche die Nährstoffbilanz aus dem Gleichgewicht bringen. Eine vergleichsweise Kleinigkeit kann dan zu anormalem Pflanzenwachstum führen. Pflanzenwachstum führen. Schilf und Algen nehme überhand, färben das Wasser grün und trüben es ein, vor allem aber verbrauchen si immer mehr Sauerstoff. Das große Sterben beginnt, zuerst der Pflanzen, dann der Fische.

Am Ende kippt der See um, verschlammt, verlandet und besteht durch die Faulgase nu noch aus einer übelriechenden, trüben Brühe.

Verantwortlich dafür sind Stickstoff- und Phosphorverbindungen zum einen aus de Landwirtschaft, zum anderen aus Abwässern. Als Hauptübeltäter sieht die WIOS aber nich etwa Industrie, Gewerbe oder Landwirtschaft, sondern die Ferienzentren und Siedlungen a den Seeufern, die nicht an Kanalisation und Abwasserklärung angeschlossen sind.

Dieses Eutrophierung genannte Horrorszenario  umkippender Seen versuchen die Ökologen der WIOS durch ein Frühwarnsystem zu verhindern. Jeweils im Frühjahr un Herbst werden jedes Jahr andere Seen einem standardisierten Testprogamm unterzogen und a Frühwarnindikatoren gemessen.

Die Resultate einer mehrjährigen Beobachtung ergaben nach Zahlen des Warschaue Umweltinformationszentrums CIOS, daß nur sieben Prozent der 943 getesteten Seen wirklic resistent gegen äußere Einflüsse waren, der große Rest hatte bereits einen Hang zu Eutrophierung.

Am Beispiel des Allensteiner Langsees führen die WIOS-Mitarbeiter immer wieder an, wi unendlich mühsam und langwierig die Rekultivierung eines umgekippten Sees ist. Seit zeh Jahren müht man sich dort mit bescheidenem Erfolg.

Es fehlt also nicht an Warnungen. Im Sinne der Unbedenklichkeit für den Menschen sin die Seen zwar sauber, gesund sind sie deshalb leider noch lange nicht.

Und die Ostsee? Auch hier hat sich vieles zum Guten gewendet. Seit Mitte der siebzige Jahre gab es an Danziger Bucht und Frischer Nehrung immer wieder Badeverbote. Schuld wa die Weichsel, die jede Menge ungeklärte Abwässer in die Ostsee spülte. Mittlerweil gibt es in ganz Polen 5000 Abwasserkläranlagen, trotzdem leiten nach Angaben der CIO noch immer drei Städte mit mehr 100 000 Einwohnern ihre Abwässer nahezu ungeklär in die Flüsse, darunter auch Graudenz.

Für die Nehrungsstrände wurde die Kläranlage Danzig-Ost 1976 zum Verhängnis. Si klärte die Abwässer nicht etwa biologisch, sondern filterte sie nur heraus und leitet sie in konzentrierter Form in die Weichsel. Die hochgiftigen Substanzen flossen über die Weichselmündung in die Ostsee, Meeresströmung und Wind trieben die Giftbrühe an die Nehrungsufer. Der höchste Grad der Verschmutzung wurde Anfang der neunziger Jahr erreicht, Baden war in der ganzen Danziger Bucht nur noch in Kahlberg erlaubt.

Vor fünf Jahren baute man das Klärwerk Danzig-Ost um und klärt nun auf technisc neuestem Stand die Abwässer biologisch.

Auf den Effekt mußte man nicht lange warten, die Wasserqualität verbesserte sich vo Jahr zu Jahr rapide. In diesem Jahr kann man gemäß "Sanepid" Elbing überal östlich in der Ostsee baden.

Und noch eine gute Nachricht zum Schluß: auch das Wasser des Frischen Haffs wird imme sauberer, in Tolkemit und Kadinen wird eine Wasserqualität der Klasse II erreicht – es darf gebadet werden.

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Erziehung zum Haß im Namen des Türkentums

Amt abgeben

20. Oktober 1921 - Die Siegermächte übernehmen den Genfer Schiedsspruch

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv