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Banater Botschaften

 
     
 
Die Warnung, die Günter Verheugen, der EU-Kommissar für die Osterweiterung, am 19. März an Rumänien richtete, war mehr als deutlich. Bis zu einem eventuellen Beitritt habe dieses Land noch einen "langen und beschwerlichen Weg vor sich", sagte er nach dem alljährlichen Treffen des gemeinsamen Rates für die Beziehungen zwischen Europäischer Union und Rumänien.

Unter allen Kandidaten sei Rumäniens "politisches, soziales und kulturelles Erbe das problematischste", und die Regierung in Bukarest müsse das Reformtempo nun deutlich beschleunigen
, um die Anwartschaft ihres Landes für die EU zu rechtfertigen.

Viel zu selten kann man in der für die Zukunft Europas zentralen Frage der EU-Osterweiterung derart ungeschminkte Politikerworte hören. Offenbar lassen sich auch in Brüssel die alarmierenden Nachrichten, die selbst aus wirtschaftlich relativ gut gestellten rumänischen Regionen wie dem Banat nach außen dringen, nicht mehr verschweigen.

Ein gutes Beispiel ist die Situation der Banater Hauptstadt Te-meschwar (rumän.: Timisoara). Einerseits schickt sich die 340 000-Einwohner-Stadt im Westen Rumäniens an, zum wichtigsten Anziehungspunkt ausländischer IT-Investoren im früheren Ostblock aufzusteigen, andererseits entwickelt sie sich zu einem Zentrum der organisierten Kriminalität.

Die örtliche Polizei ist viel zu schlecht ausgerüstet, um wirksam gegen die Verbrecher vorgehen zu können, und in ihren höheren Rängen nicht selten selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt. Im Februar wurden vier hohe Polizeioffiziere des Kreises Temesch abgelöst, weil sie an Autoschiebereien beteiligt waren.Einer von ihnen fiel sehr weich und avancierte trotz des Skandals zum neuen Chef der Temeschwarer Stadtpolizei.

Die rumänischen Polizisten führen nur veraltete 7,2 Millimeter-Pistolen mit sich, die überdies als unzuverlässig gelten. Üblicherweise müssen sie im Außendienst durch Gendarmen geschützt werden, die abends und nachts Maschinenpistolen bei sich führen.

Ungleich besser bewaffnet ist die albanische Untergrundarmee UCK – und dies nicht zuletzt dank der Scharnierfunktion Temeschwars für den Waffenschmuggel. Von der Banater Metropole aus beziehen die Separatisten einen erheblichen Teil ihrer Ausrüstung für jenen Bürgerkrieg, den sie gerade in Makedonien vor den Augen der untätigen Europäer anzetteln.

Auch für die Finanzierung der UCK spielt Rumänien eine große Rolle. Die russische Mafia beschafft überall im südöstlichen Europa, so in Moldawien und Serbien, Frauen für die Prostitution, die dann von Rumänien aus – und hier wieder in erster Linie über Temeschwar – verteilt werden. Viele Frauen finden sich schließlich in den Bordells in Makedonien wieder, wo sie den urlaubenden KFOR-Soldaten aus dem Kosovo zu Diensten sind: womit dann die Nato die Aufrüstung ihrer Feinde bezahlt. (HS/MS)

 
     
     
 
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