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Berlin - wo denn sonst?

 
     
 
Der Satz, auf den alle gewartet hatten, war kurz und präzise: "Ich unterstütze ein ,Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin." Damit hatte Kanzlerkandidatin Angela Merkel sich in aller Öffentlichkeit festgelegt - vor 4.000 dankbar applaudierenden Teilnehmern des Festakts zum Tag der Heimat, vor Medienvertretern, die mehrheitlich wohl lieber etwas anderes gehört hätten, und nicht zuletzt vor auffällig
vielen Beobachtern aus Polen und Tschechien, von denen viele sich schon vorher ihr - strikt negatives - Urteil gebildet hatten.

Die Erwartungen der Gastgeberin, der BdV-Präsidentin Erika Steinbach, und der in den Freundeskreisen organisierten Heimatvertriebenen jedenfalls hat Frau Merkel geradezu übererfüllt. Falls die Union nach der Bundestagswahl - mit welchem Partner auch immer - die Regierung führt, wird die vereinigte Linke in Deutschland und seiner östlichen Nachbarschaft ein "Zentrum gegen Vertreibungen" in Berlin nicht mehr verhindern können.

Mehr noch: Die Kanzlerkandidatin sagte nicht nur politische Unterstützung für dieses Projekt zu, sie legte noch eins drauf, indem sie ankündige, den 5. August, also den Jahrestag der Verabschiedung der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen", zum nationalen Gedenktag zu erheben.

So weit wollte (oder konnte? oder durfte?) Bundesinnenminister Otto Schily nicht gehen. Immerhin aber ließ er zum Gedenktagsprojekt nicht Worte, sondern Taten reden - und ordnete für den Tag der Heimat Festtagsbeflaggung der obersten Bundesbehörden an. Und zum "Zentrum gegen Vertreibungen" gab er sich eher bedeckt: Reichlich allgemein ließ er sich darüber aus, daß es gegen eine "isolierte deutsche Veranstaltung" nachvollziehbare Vorbehalte gebe, er also eine Einbindung in einen europäischen Kontext bevorzuge. Da Schily sich, wie nicht nur Frau Steinbach weiß, in den letzten Jahren intensiv mit den Plänen der BdV-Präsidentin beschäftigt hat und über die Konzeption bestens informiert ist, weiß er natürlich, daß alle von ihm aufgezählten Bedingungen erfüllt sind, die polnischen und tschechischen Ängste folglich ebenso unbegründet sind wie die im rot-grünen Lager vorherrschenden Widerstände.

Das Zentrum, so wie es vom BdV konzipiert und von den Freundeskreisen getragen ist, dient erklärtermaßen der Trauer um die deutschen Opfer, der weltweiten Ächtung von Vertreibungen und - wie Frau Steinbach es in Berlin formulierte - einer stärkeren Solidarisierung aller Opfer. Es soll, so bekräftigte auch Frau Merkel, einerseits an die Tragödie der Vertreibung erinnern, andererseits aber auch "die zur Versöhnung ausgestreckte Hand" dokumentieren. Was daran so furchterregend sein soll, wird wohl auf immer das Geheimnis der Kritiker bleiben. Juliane Meier

 
     
     
 
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