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Berliner Eigendynamik

 
     
 
Vor acht Jahren war die "geteilte Hauptstadt" als modernes Projek angepriesen worden. Mittlerweile entlarvt die Praxis jedoch das vermeintlich zeitgemäß Regieren Tag für Tag als Farce.

Ursprünglich sollten Videokonferenzen, sogenannte elektronische Akten sowie zahlos E-Mails und Faxe für ein reibungsloses, harmonisch
es Regieren sowohl an der Spree wi auch am Rhein sorgen. Nach nur zwölf Wochen ministerialer Teilung ist klar, daß ei effizientes Regieren in Deutschland auch im Computerzeitalter nur an einem Ort möglic ist.

Die stolz angekündigten virtuellen Ministerialkonferenzen via Bildschirm werden vo ungeahnten technischen Pannen begleitet und häufig auch lahmgelegt. Hinzu kommt noch ei anderes Problem: Solange auch im zehnten Jahr der deutschen Einheit keine eindeutig Entscheidung für Berlin gefällt wird, sieht die Mehrzahl der Bonner Beamten Berli lediglich als notwendiges Übel im Dienst an und verhält sich entsprechend. So klage Eingeweihte, daß produktives Arbeiten in Berlin eigentlich nur an drei Tagen in der Woch möglich ist, denn am Montag reisen die hochdotierten Bundesbediensteten erst an, a Freitag rüsten sie sich früh schon wieder zur Heimreise.

Der Doppelkopf Bonn – Berlin war einst geboren worden, um die schier übermächti scheinende Lobby der Rheinländer zu besänftigen. Darüber hinaus spielten aber auch die typischen Ängste und Reflexe des westdeutschen Teilstaates ihre Rolle. Mit dem Verblei einiger Ministerien im beschaulichen Bonn sollte der Eindruck bundesrepublikanische Kontinuität erweckt und zugleich einem vermeintlich drohenden Zentralismus in de Berliner Republik entgegengewirkt werden.

Doch fernab antipreußischer Grabenkämpfe folgen die Dinge längst ihrer Eigendynamik Häufig ist es nicht einmal Patriotismus, der die Parlamentarier nach klare Verhältnissen in Berlin rufen läßt, sondern der Überdruß am derzeitigen Chaos. Imme mehr glauben nun, daß die Sogwirkung der Metropole bald schon so groß sein wird, da sich das Bonner Provisorium geradezu automatisch auflöst. Wie in der heutigen Zei üblich, werden darüber hinaus die Kosten für die doppelte Hauptstadt in Anschla gebracht. Für die CDU-Abgeordnete Vera Lengsfeld sind sie auf Dauer dem deutsche Steuerzahler nicht zuzumuten. Mit dieser Meinung steht sie im Reichstag schon lange nich mehr allein da.

Die Berliner haben sich bereits mit den Zuzüglern angefreundet; von den eins hoffnungsfroh propagierten "Spannungen" ist in der Realität nichts zu spüren Laut einer Forsa-Umfrage ist mehr als die Hälfte der Hauptstädter der Meinung, daß de Regierungsumzug der Stadt gut getan habe.

Nach Ansicht vieler Abgeordneter, nicht nur aus den neuen Bundesländern, brauch Deutschland so schnell wie möglich einen handlungsfähigen, kostengünstige Regierungsbetrieb, und zwar in Berlin. Im Ausland stößt die deutsche Befangenheit in de Hauptstadtfrage ohnehin schon lange auf Befremden. Doch dazu ist ein neues Geset gefordert, das den damaligen Bonn/Berlin-Kompromiß korrigiert. Die politische Logik in der Bundesrepublik will es indes so, daß es vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfale im Mai 2000 mit Sicherheit nicht zu einer Novellierung in dieser Frage kommen wird. Olive Geldszu
 
     
     
 
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