|  | Am 24. März war es150 Jahre her, seitdem die     deutschen Schleswig-Holsteiner sich erhoben gegen dänische Fremdherrschaft, für deutsche     Einheit, demokratische Rechte und soziale Reformen. Als sich in jener März-Nacht 1848 in     Kiel eine provisorische schleswig-holstein  ische Regierung bildete und verkündete, die     Herzogtümer würden sich den deutschen Einigungsbestrebungen anschließen, löste das     einen fast drei Jahre währenden Krieg zwischen Deutschen und Dänen aus. Die     Schleswig-Holsteiner riefen den Deutschen Bund zur Hilfe; der schickte Truppen, mußte sie     aber unter dem Druck der europäischen Großmächte, die einen Erfolg der revolutionären     Schleswig-Holsteiner über den dänischen König nicht zulassen wollten, zurückziehen.     Alleingelassen kämpfte die schleswig-holsteinische Armee schließlich bei Idstedt, einem     kleinen Ort zwischen Flensburg und Schleswig, gegen eine dänische Übermacht und     unterlag. So gerieten die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein wieder unter die     dänische Krone, doch mußte sich Dänemark verpflichten, nie wieder zu versuchen, den     Landesteil Schleswig Dänemark einzuverleiben. 
 Die darauf folgenden Jahre sind kein Ruhmesblatt in der dänischen Geschichte.     Dänemark bemühte sich, vor allen Dingen das nördliche Schleswig-Holstein mit Druck, ja,     mit Gewalt zu danisieren. Nicht nur, daß das Schleswig-Holstein-Lied ebenso verboten     wurde wie die Landesfahne Blau-Weiß-Rot, beides Symbole der deutschen Erhebung gegen     dänische Herrschaft  mit Schuldekreten versuchte man, die deutsche Sprache     zurückzudrängen. Fast alle deutschen Pastoren wurden durch aus Dänemark herbeigeholte     Geistliche ersetzt, von denen nicht wenige eine Verpflichtung eingegangen waren, für die     dänische Polizei Spitzeldienste zu leisten. Alle Deutschen, die zur Ausübung ihres     Berufes eines Privilegs des Königs bedurften  Advokaten, Apotheker, Beamte, Lehrer     , wurden brotlos und mußten außer Landes gehen, wenn sie ihren Beruf ausüben     wollten. Der prominenteste war Theodor Storm. Tausende deutsch gesinnter     Schleswig-Holsteiner wanderten nach Amerika  aus. Kleinliche Schikanen, so das     Grußdekret, das verfügte, daß jeder dänische Soldat durch Lüften des Hutes zu     grüßen sei, schufen Haß und Verbitterung. "Wir wollen bleiben, was wir sind",     war die Parole, unter der die Schleswig-Holsteiner 13 Jahre lang passiven Widerstand     leisteten.
 
 Als 1863 Dänemark erneut versuchte, sich Schleswig einzuverleiben, und damit gegen     internationale Verträge verstieß, hatte der inzwischen zum preußischen     Ministerpräsidenten gewordene Bismarck die Möglichkeit, die schleswig-holsteinische     Frage zu lösen. Nachdem Dänemark ein Ultimatum, den Vertragsbruch rückgängig zu     machen, nicht befolgt hatte, kam es zum Einmarsch preußischer und österreichischer     Truppen nach Schleswig-Holstein und schließlich nach Dänemark. Mit dem Sturm auf die     Düppeler Schanzen durch preußische Soldaten endete der Feldzug. Dänemark mußte auf     Schleswig-Holstein verzichten. Nach einem kurzen Zwischenspiel wurde Schleswig-Holstein     eine preußische Provinz (worüber die Schleswig-Holsteiner nicht glücklich waren) und     1871 ein Teil des Deutschen Reiches, womit sich ihr Traum erfüllte.
 
 Obwohl die schleswig-holsteinische Landesregierung sich nicht dazu aufraffen konnte,     offiziell des Tages zu gedenken, gab es am 24. März im ganzen Land eine Vielzahl von     Erinnerungsveranstaltungen, an der viele tausend Schleswig-Holsteiner teilnahmen. Die     historischen Ereignisse wurden beschworen, der Gefallenen gedacht. Keine Zeitung ließ es     sich nehmen, in umfangreichen Beiträgen die Bedeutung des Tages ins Bewußtsein zu rufen.     Und tatsächlich war die schleswig-holsteinische Erhebung von 1848 eine Wende in der     Geschichte des Landes: aus Untertanen, die dem Schicksal ihrer Nation passiv     gegenüberstanden, wurden aktive, engagierte Bürger, die mitreden und mitbestimmen     wollten. Und die Fremdherrschaft nicht dulden wollten. Michaela Weiser
 
 
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