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Sie war gerade 17 Jahre alt, als sie den Mann kennenlernte, der ihr Leben bestimmen sollte. Mit ihren 182 Zentimetern Körpergröße besaß sie für eine Frau eine imponierende Gestalt. Der Mann aber war sofort begeistert von ihrer Schönheit, "dem tiefschwarzen Haar, den eindrucksvollen dunklen Augen, ihrer makellosen Haut und der schlanken Figur". Nur wenige Monate später verlobten sich die beiden, und die Welt - zumindest die in Deutschland - stand Kopf, handelte es sich schließlich nicht um irgendwen, sondern um Wilhelm von Preußen, Sohn des deutschen Kaisers Wilhelm II. und seiner Gemahlin, Auguste Victoria. Die Auserwählte war Herzogin Cecilie, Tochter des Großherzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin und seiner Gemahlin Großfürstin Anastasia Michailowna von Rußland. Hoffotograf
en bestürmten bald das Brautpaar, wenn es auch nicht zu vergleichen war mit Tumulten aus unseren Tagen. Und doch fühlt man sich ein wenig an die Geschichte von Prinz Charles und Lady Diana erinnert, liest man in einem Buch, das rechtzeitig zum 50. Todestag der Kronprinzessin Cecilie am 6. Mai erschienen ist. Jörg Kirschstein, Kastellan von Schloß Oranienburg und ausgewiesener Kenner der kronprinzlichen Familiengeschichte, hat für den Quintessenz Verlag, Berlin, eine Bildbiographie zusammengestellt, die eine stattliche Fülle von zum Teil bisher nicht veröffentlichen Fotos der kaiserlichen Familie enthält (edition q im Quintessenz Verlag, 160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 28 Euro). Zu lesen ist die Geschichte einer Frau, die nach heutigen Maßstäben "mit einem goldenen Löffel im Munde geboren" wurde, die dennoch den Boden unter den Füßen nicht verlor, als sie urplötzlich allein Entscheidungen treffen mußte, etwa im Ersten Weltkrieg und danach, als Ehemann und Schwiegervater im holländischen Exil waren.

Doch zurück in die Zeit der ersten Liebe. 1905 hatten Wilhelm und Cecilie in der Kapelle des Berliner Schlosses geheiratet. Das prächtige Hochzeitskleid war aus schwerem Silberbrokat und im Brustbereich mit Rosen bestickt. Die Schleppe maß vier Meter und war mit gestickten Myrten- und Orangenzweigen verziert. 20 Schneiderinnen arbeiteten fünf Monate allein an diesem Prachtstück. Als sogenannte Morgengabe hatte der Kronprinz seiner Zukünftigen ein kostbares, im griechischen Stil gearbeitetes Diadem überreicht. Cecilie wurde bald zur Prinzessin der Herzen, bewundert und als modisches Vorbild verehrt. So wurde ihre Frisur, eine mit Hilfe von diversen Haarteilen kunstvoll aufgesteckte "Ballonfrisur", oft kopiert.

Nach den Flitterwochen zog das junge Paar in seine künftige Sommerresidenz, das Marmorpalais in Potsdam. Dort ist nun vom 9. Mai bis 1. August eine Ausstellung zu Ehren der vor 50 Jahren verstorbenen Kronprinzessin zu sehen. Unter dem Titel "Cecilie - Deutschlands letzte Kronprinzessin (1886-1954). Zwischen Monarchie und Republik" werden viele Leihgaben aus dem Haus Hohenzollern und befreundeter Familien gezeigt. Der Schwerpunkt der von Kirschstein erarbeiteten Ausstellung liegt auf der Zeit bis zur Abdankung Kaiser Wilhelms II.

Das Marmorpalais im Neuen Garten ist ein wichtiges Zeugnis des Frühklassizismus in Preußen. Erbaut von Carl von Gontard und Carl Gotthard Langhans im Auftrag König Friedrich Wilhelms II. sollte es vor allem der privaten Nutzung des Königs dienen. Glänzende Seidenbespannungen, kunstvolle Intarsienfußböden und eine große Sammlung englischer Wedgwood-Keramik zeugen von der einstigen Pracht. Viele gekrönte Häupter hat das Marmorpalais gesehen. Doch der Zweite Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen. Aufwendige Restaurierungsarbeiten sind jetzt zum großen Teil abgeschlossen, so daß der Besucher einen Eindruck von der Schönheit der Räume erhalten kann. Einen nachhaltigen Einblick erhält man jedoch auch beim Blättern in dem bei Prestel herausgekommenen Bildband Das Marmorpalais - Ein Refugium am Heiligen See (64 Seiten, viele vierfarbige Abb., Klappbroschur, 9,95 Euro). Cecilie hingegen schien sich nicht sehr wohl zu fühlen im Marmorpalais, vor allem als sie nach einem langjährigen Aufenthalt in Danzig-Langfuhr, wo der Kronprinz das Kommando über das 1. Leibhusaren-Regiment erhielt, nach Potsdam zurückkehrte. Cecilie: "Die Natur ist mir so klein, so gekünstelt, daß es mir schwer werden wird mich for good hier wieder einzuleben ... Oh, was würde ich gern immer draußen in der Natur, auf dem Lande leben ..."

Auch mit der Ehe des Kronprinzen-Paares stand es nicht zum besten. Wilhelm hatte schon als Junggeselle viele Affären, und selbst als Ehemann hielt er sich nicht an die Regeln. Noch im Alter sah man ihn mit attraktiven Damen, die sich als seine "Favoritinnen" entpuppten. Cecilie fand Halt nicht zuletzt in den Kindern. Vier Söhnen und zwei Töchtern schenkte sie das Leben. Wilhelm, der Älteste, fiel im Zweiten Weltkrieg. Und die älteste Tochter Alexandrine litt unter dem Downsyndrom. Cecilie aber achtete darauf, daß dieses behinderte Kind nicht ausgegrenzt wurde, sondern wie ihre Geschwister auch am öffentlichen Leben teilnahm, zu dieser Zeit keineswegs selbstverständlich.

Der Erste Weltkrieg, aber auch das zweite große Völkermorden brachten tiefe Einschnitte in das Leben der Kronprinzessin, die keinerlei Hoffnung mehr auf einen Thron hatte. Sie engagierte sich in sozialen Dingen, übernahm die Schirmherrschaft über den Bund Königin Luise, eine große rechts-konservative Frauenvereinigung. Die Nachkriegszeit brachte auch ihr, wenn nicht Armut, so doch große Einschränkungen, die sie mit Würde erduldete. Als sie am 6. Mai 1954, dem Geburtstag ihres Mannes, der ihr bereits 1951 vorangegangen war, starb, wurde sie auf der Burg Hohenzollern in Hechingen beigesetzt. Peter van Lohuizen

 

Zwei preußische Frauen: Kronprinzessin Cecilie mit dem Porträt der Königin Luise im Stuttgarter Landhaus Frauenkopf (1954). Das Bild der preußischen Königin hing einst im Schreibzimmer der Kaiserin Auguste Victoria im Berliner Schloß. Foto: aus dem vorgestellten Buch

Philipp Alexius von László: Kronprinzessin Cecilie von Preußen (Öl auf Leinwand, 1908)
 
     
     
 
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