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Dem Mossad auf der Spur

 
     
 
Ein allzu vorschnelles Urteil, folgt man dem britischen Geheimdienstspezialisten Gordon Thomas. Thomas’ Geheimdienstkontakte reichen zurück bis in die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. In Palästina geboren verfolgte er die Entwicklung der israelischen Agententruppe von deren Gründung an. Jetzt stellt Thomas der Weltöffentlichkeit seine Erinnerungen in Buchform zur Verfügung. "Die Mossad-Akte" heißt das Werk, das auch hinsichtlich des Todes von Diana interessante Details zutage fördert.

Demnach wurde der bei dem Unfall ebenfalls getötete Sicherheitschef des Pariser Hotels "Ritz", Henry Paul, vom Mossad schon seit Januar 1997 massiv bedrängt. Paul sollte Informationen über arabisch
e Gäste weitergeben, die laut Mossad-Verdacht in den Waffenhandel verstrickt sein sollten. Die Israelis erpreßten Paul damit, daß dieser seit längerem Intimes über Ritz-Gäste an Boulevard-Journalisten verhökert hatte. Eine Bekanntgabe dieses Sachverhalts hätte Paul beruflich erledigt. Der Erpreßte flüchtete sich in den Konsum von Alkohol und Antidepressiva, bei dem tödlichen Unfall saß Henry Paul am Steuer – stockbetrunken.

Laut Gordon Thomas kehrte der operative Mossad-Agent am Tage des Unglücks verstört und voller Selbstzweifel nach Israel zurück.

Mit seinen Informationen geht der Mossad (hebräisch für "Institution") Thomas zufolge ziemlich geizig um. So habe der Dienst schon im Vorwege von einem geplanten Selbstmordattentat auf in Beirut stationierte US-Marineinfanteristen im Jahre 1983 erfahren. Ein Agent hatte einen Mercedes-Lieferwagen mit einer halben Tonne Sprengstoff entdeckt. Die Israelis begnügten sich jedoch damit, den Wagen zu beobachten. "Was die Amerikaner betrifft, so ist es nicht unsere Aufgabe, sie zu schützen. Sie können selber aufpassen", so der bei Gordon Thomas protokollierte Kommentar aus Tel Aviv. Mit Wissen der "Institution" raste der Lieferwagen am 23. Oktober 1983 ins Hauptquartier der ahnungslosen Amerikaner in Beirut und tötete 241 US-Soldaten.

Einen Schwerpunkt der Mossad-Tätigkeit bildet nach Thomas die psychologische Kriegsführung. Ein dichtgestricktes Netz von Medienkontakten diene der weltweiten Verbreitung von Desinformationen. Beispiel: Am 17. Juli 1996 stürzte ein TWA-Passagierflugzeug vor Long Island in den Atlantik, alle 230 Insassen starben. Prompt lancierte der Mossad die Falschmeldung, der Iran oder der Irak stecke dahinter. Das Medien-Echo war gewaltig. Erst ein Jahr darauf war einwandfrei erwiesen, daß ein terroristischer Hintergrund auszuschließen ist. Indes, nach dem Muster "Irgendwas bleibt schon hängen" standen zwei Erzrivalen Israels abermals monatelang als "Schurkenstaaten" am Pranger.

Thomas’ Arbeit hält dazu an, nicht jeder Kampagne auf den Leim zu gehen und gründlicher nach der "Nachricht hinter der Nachricht" Ausschau zu halten. Schon deshalb ein lesenswertes Buch für kritische Zeitgenossen.

Gordon Thomas: Die Mossad-Akte, Lichtenberg Verlag, München, 39,90 Mark

 
     
     
 
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