Der Nachfolger

Die Nachfolge Kants auf dem Lehrstuhl an der Königsberger Albertina anzutreten wird wenige Jahre nach dem Tod des großen Philosophen kein leichtes Unterfangen gewesen sein. Und so ist der Name Karl Rosenkranz gewiß nur Eingeweihten ein Begriff. Der genaue Beobachter und scharfblickende Schilderer seiner Zeit hat mit sicherem Blick und gewandter Feder all das festgehalten, was ihm in seiner zur Wahlheimat gewordenen Umgebung, genauer gesagt in und um Königsberg, auffiel. In seinen "Königsberger Skizze

n" (1842 veröffentlicht und 1991 in der Deutschen Bibliothek des Ostens bei Nicolai, Berlin, wieder aufgelegt) schildert er das Leben und Treiben in der alten Krönungsstadt der preußischen Könige so anschaulich, daß sich auch heutige Leser davon angesprochen fühlen dürften.

Karl Rosenkranz, geboren am 23. April 1805 in Magdeburg, studierte in Berlin, Halle und Heidelberg und wurde 1828 mit einer Arbeit über die Perioden der deutschen National literatur promoviert. Im selben Jahr noch habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Philosophie Spinozas. 1831 wurde Rosenkranz zum außerordentlichen Professor ernannt, zwei Jahre später folgte er dem Ruf nach Königsberg. Mehrfach war er Rektor der

Albertina und machte mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Vorlesungen und Seminaren auf sich aufmerksam. Besonders hervorzuheben ist auch sein Einsatz für den Bau eines neuen Hauptgebäudes der Universität und die Errichtung eines Denkmals für Immanuel Kant. Neben seiner Lehrtätigkeit war Rosenkranz auch politisch aktiv, so als vortragender Rat im Berliner Kultusministerium (ab Juli 1848) und als Vertreter des Wahlkreises Friedland-Gerdauen-Memel-Labiau-Wehlau in der ersten Kammer des Preußischen Landtags (ab Februar 1849). Im Oktober 1849 kehrte Rosenkranz enttäuscht über die politische Realität in Berlin nach Königsberg zurück, wo er am 14. Juni 1879 starb.