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Die Franzosen bereiten sich vor

 
     
 
Die Aufregung im Ausland war mal wieder überdurchschnittlich. Aber man sollte genau hinhören, wenn französische Präsidenten etwas sagen über die Force de Frappe, die Nuklearwaffe Frankreichs. Chirac sagte nichts von nuklearen Präventivschlägen, er nannte auch kein Land beim Namen. Aus dem Kontext war allenthalben zu entnehmen, daß Frankreich sich auch mit nuklearen Waffen zur Wehr setzen könnte, wenn Terroristen selber mit einer „schmutzigen Bombe“ einen verheerenden Anschlag verübten. Das könnte man als eine Warnung an Teheran verstehen, das bereits erworbene nukleare Know-how nicht an Terroristen weiterzugeben oder sich mit terroristischer Hilfe angereichertes Uran zu verschaffen und so rasch ein paar Bomben zu bauen und in deren Schutz dann die Atomwaffe industriell zu entwickeln. Auf jeden Fall war man in Paris erstaunt über die Reaktion im Ausland.

Dabei sprechen etliche Anzeichen für eine wachsende Bedrohung. Banken
etwa haben ein feines Gespür für Risiken und Realitäten. Wenn die Schweizer Großbank UBS aus dem Geschäft mit Kunden im Iran und Syrien aussteigt und dies auch noch öffentlich bekundet, dann brennt den feinen und ansonsten so gelassenen Leuten in Zürich oder in der Londoner City die Melone. In der Tat, die Anzeichen für eine Eskalation mehren sich. Der Iran zieht seine Devisen aus Europa ab, Präsident Ahmadinedschad ruft die islamischen Staaten zum wirtschaftlichen Krieg gegen den Westen auf, Syriens Diktator Assad bezichtigt Israel des Mordes an Arafat, und der Alte vom Berge im Hindukusch, Osama bin Laden, kündigt weitere Terroranschläge seiner neuzeitlichen Assassinen an. Da sind die Äußerungen des französischen Präsidenten Chirac über mögliche Atomschläge gegen Terrorstaaten eigentlich nur eine Reaktion, so als wenn der Lehrer in eine Oberstufenklasse kommt, in der eine heftige Keilerei im Gange ist, und ruft, wer sich nicht sofort hinsetzt, bekommt einen Klassenbucheintrag mit Schulverweis.

In dieser Situation ist es nützlich, daß die deutsche Kanzlerin sich mit dem erregten Kollegen im Fach Verhaltensregeln absprach. Offiziell ging es um die Ausstellung „Glanz des sächsischen Hofes – Dresden in Versailles“. Da ist viel Porzellan zu bewundern. Es blieb ganz. Und es ging in Versailles auch um die Bekräftigung des deutsch-französischen Bündnisses zum Gedenken des Elysee-Vertrags. Das wirkliche Thema allerdings war und bleibt wohl auch für die nächsten Treffen der Iran und der Nahe Osten. Denn gemessen an den diplomatischen Äußerungen dieser Tage sieht es nicht so aus, als hätte man noch fünf Jahre Zeit in der Iran-Krise. Eher sollte man in Zeiträumen von einigen Monaten rechnen. Und da ist es gut, beizeiten die Öffentlichkeit in den Bündnisstaaten einerseits zu beruhigen und andererseits auf mögliche Präventivschläge vorzubereiten. Zuschlagen werden nicht die Franzosen, aber sie werden, ebenso wie die deutsche Regierung, Verständnis zeigen (müssen), wenn Israel iranische Atomanlagen zertrümmert. Wer allerdings glaubt, in der permanent aufgebrachten und oft fanatisierten arabischen Welt mit Logik und Normalität Probleme angehen zu können, nimmt sich zu viel vor.
 
     
     
 
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