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Die Frömmigkeit der Essener

 
     
 
Die folgenden Schriften zeigen manches von der Frömmigkeit der Essener, zu denen wohl auch die Qumranleute gehören oder verwandt sind. Über sie berichten uns der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus 100 nach Christus, der jüdische Philosoph Philon von Alexandrien (13 vor- 45/50 nach Christus) und der Heide Plinius der Ältere (23-79 nach Christus); sie lebten, etwa um 4000, wie Mönche ehelos, in Gütergemeinschaft und strenger Ordnung am Toten Meer und in Dörfern und Städten. Die Funde am Toten Meer gaben uns überraschendes Licht. Das »Testament Abrahams«, kurz vor oder nach Christus. Michael kündigt dem Abraham seinen Tod an zur Trauer Isaaks, zeigt ihm im Paradies das Seelengericht und führt seine Seele in den Himmel. Auch im »Testament Isaaks« zeigt sich essenischer Einfluß; es berichtet von Todesankündigung, Isaaks Mahnungen
, letzte Worte und Himmelfahrt. Im » Testament Jobs« reizt Job den Satan durch Zerstörung eines Götzenbildes. Dann werden Jobs Gastfreundlichkeit, Armendienst, Rechtlichkeit, Dankbarkeit, Frömmigkeit gerühmt, seine Heimsuchungen und Klage geschildert sowie die Reden seines Weibes und seiner Freunde, endlich sein Glück, die Wundergürtel seiner Töchter und sein Tod. Essenisch ist die Engellehre und das Lob der Jungfräulichkeit; manche Redensarten erinnern an das Neue Testament. In den »Testamenten der XII Patriarchen« warnt 1. Ruben vor Unzucht, 2. Simeon vor Neid; 3. Levi sieht die 7 Himmel, erhält Priestertum und -tracht, mahnt zu Gesetzesfurcht und Weisheit; er las im Buche Henoch vom Absinken des Priestertums, doch kommt ein neuer Priester (der Messias); er wird getötet, aber steht auf, bringt Erkenntnis und Gnade auch den Heiden. (Zwei ältere aramäische Bruchstücke aus der Synagoge von Kairo und ein griechisches - auch in Qumran fand man Stücke - enthalten genaue Opferanweisungen und Mahnungen.) 4. Juda erzählt von seinen Abenteuern und warnt vor Rühmen, Wein, Weibern und Habsucht, sieht Israels zukünftige Sünden und Strafen und den gerechten Herrscher (Messias). 5. Issachar empfiehlt die Einfalt, 6. Sebulon das Erbarmen, 7. Dan warnt vor Zorn und Lüge, 8. Naphtali mahnt zu Reinheit und Güte, 9. Gad warnt vor Haß, 10. Ascher stellt Bosheit und Tugend gegenüber, 11. Joseph empfiehlt Keuschheit, für die er kämpfte, 12. Benjamin ruft zur Güte auf. - Nach neueren Forschungen hat wohl ein Judenchrist um 200 nach Christus das Ganze verfaßt oder zusammengefügt unter Verwendung der älteren Testamente Levi und Naphtali, zahlreicher jüdischer Stoffe und hellenistischer Romanmotive, um christliche Lebensführung zu zeigen; nach andern sei das Werk um 100 vor Christus in Qumran entstanden und später mit christlichen (messianischen) Einschüben versehen worden. Auch der Jakobusbrief knüpft ja seine sittlichen Mahnungen an die Namen der 12 Söhne Jakobs an. In der »Himmelfahrt des Moses« sagt dieser Frevel und Strafen des Volkes voraus bis zur Herodeszeit (also wohl um Christi Geburt verfaßt; daß des Herodes Söhne nur kurz regieren sollten, stimmt nicht). Der gesetzestreue Taxo-Ordner ist ähnlich dem mechoqeq in der essenischen Damaskusschrift. Temperamentvoller sind die 18 »Psalmen Salomos«. Die meisten sind wie die kanonischen Psalmen Lob und Dank, Klage und Lehre; aber der Gegensatz: Fromme - Sünder ist scharf ausgeprägt. Ps 1 schildert Übermut und Greuel der Makkabäerfürsten, Pss 2 + 8 die Eroberung des sündigen Jerusalem durch Pompejus im Jahre 63 und dessen Leichnam, zerstochen auf Ägyptens Bergen und auf den Meereswogen getrieben. Pss 17 + 18 erbitten den Messias gegen die Heiden. Um 60-30 vor Christus von Pharisäern verfaßt, mit Betonung der kultischen Reinheit und Enderwartung wie in Qumran, galten sie in der alten Kirche zum Teil als kanonisch und wurden der griechischen Bibel angefügt. Weniger kriegerisch, aber noch gesetzlicher ist das »Jubiläenbuch«, auch »Kleine Genesis«: eingeteilt in 50 Jubiläen zu je 7 x 7 Jahrwochen, erzählt es die heilige Geschichte von Gen 1 bis Ex 14 weithin wörtlich nach. Gesetz, Bräuche und Feste galten schon von Anbeginn und wurden von den Patriarchen beobachtet; diese will es einschärfen und hellenistische Sitten abwehren. Die Kämpfe der Makkabäer spiegeln sich darin wider, ihre Dynastie wird anerkannt. Doch fanden sich in Qumran etwa 10 Bruchstücke. Verfaßt ist es in Palästina um 100 vor Christus. Ähnlich erzählt Philo (nicht der Weise von Alexandrien) in den »Biblischen Altertümern« die Heilsgeschichte von Adam bis zu Sauls Tode nach. Er will erbauen, hebt Vorsehung, Träume, Engel hervor. Da er von Opfern und Tempeldienst schweigt, ist er wohl Essener. Er bewahrt viele alte Überlieferungen.
Die kurzen 24 »Prophetenleben« sind wohl kurz vor Christus entstanden (Epiphanius und Dorotheus sind nur die Übersetzer) und christlich überarbeitet. Ein feinsinniges Gleichnis ist »Joseph und Asenath« (= Dienerin, Essenerin: sie übt Jungfräulichkeit und Feindesliebe). Asenath ist Priestertochter, schön und reich, wird aber als Götzendienerin von Joseph zurückgewiesen; doch sie bekehrt und vermählt sich, wird von Michael mit dem Lebensbrot gestärkt (essenische Liebesmahle!). Pharaos Sohn sucht eifersüchtig seinen Vater zu töten, wird aber überwunden. - Asenath ist die Seele, im Leibe (Turm) eingeschlossen, Joseph ist der Messias, »Sohn Gottes« (4,7; 6,6), spendet den Geist des Lebens, der Weisheit und Wahrheit (19,11); Jakob ist ähnlich dem hochbetagten Daniel.
 
     
     
 
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