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Die Sophie X

 
     
 
Sophie X“, wie die „Schleswig-Holstein“ nach ihrem Erkennungszeichen „SX“ genannt wurde, zählt zu jenen Schiffen, die am längsten in der deutschen Marine Dienst taten. Bereits am 11. Juni 1904 erhielt die Germania-Werft den Auftrag zum Bau des Linienschiffes „Q“. Am 18. August 1905 erfolgte die Kiellegung. Im Beisein Wilhelms II. lief das letzte Vor-„Dreadnought“-Linienschiff am 17. Dezember 1906 vom Stapel. Die Taufrede hielt Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Den Taufakt vollzog Wilhelms II. Ehefrau Auguste Victoria, die sinnigerweise ebenfalls dem schleswig-holsteinische
n Geschlecht entstammte. Nach den Probefahrten mit dem vom nächstjüngeren Schwesterschiff „Schlesien“ kommenden Probefahrtstab kam die inzwischen in Dienst gestellte jüngste Einheit der „Deutschland“-Klasse am 21. September 1908 zur Flotte.

Seinen bedeutendsten Einsatz im Ersten Weltkrieg hatte das Linienschiff in der Seeschlacht vor dem Skagerrak. Dort erhielt es einen 34-Zentimeter-Treffer, der drei Mann ihrer Besatzung tötete und acht verwundete. Die Sachschäden konnten zwar behoben werden, doch wurde die „Schleswig-Holstein“ wegen ihres Alters noch vor Kriegsende, nämlich am 2. Mai 1917, außer Dienst gestellt. Sie wurde weitgehend desarmiert und einer U-Boot-Flotille als Bei- und Wohnschiff zugeteilt. Wie hart Versailles war, veranschaulicht die Tatsache, daß sie ein Jahrzehnt später der Stolz der deutschen Flotte sein sollte.

Nach Artikel 181 des dem Deutschen Reich diktierten Pariser Vorortvertrages durfte der Kriegsverlierer nur acht Linienschiffe der „Deutschland“- und „Braunschweig“-Klasse behalten. Obwohl bereits während des Krieges wegen ihres Alters außer Dienst gestellt, war die „Schleswig-Holstein“ unter diesen acht das Jüngste. So löste sie nach einer Grundüberholung mit geringer Modernisierung und erneuter Armierung 1925/26 in der Marinewerft Wilhelmshaven sowie ihrer anschließenden Wiederindienststellung die „Braunschweig“ als Flottenflaggschiff ab. Damit hatte das Schiff über 20 Jahre nach seinem Stapellauf den formalen Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Seine Eigenschaft, der Stolz der Flotte zu sein, endete endgültig mit dem Erscheinen der Neubauten der „Deutschland“-Klasse. Am 22. September 1935 gab „Schleswig-Holstein“ den Dienst als Flottenflaggschiff ab.

Das deutsch-britische Flottenabkommen vom 18. Juni jenes Jahres 1935 erlaubte dem Deutschen Reich einen erheblichen Ausbau seiner Seestreitkräfte. Ein entsprechender Bedarf an Ausbildungskapazitäten war die Folge. So wurde wie ihr Schwesterschiff „Schlesien“ auch die „Schleswig-Holstein“ zum Kadettenschulschiff umgebaut. Dem Umbau folgten drei Ausbildungsreisen nach Afrika sowie Süd- und Mittelamerika. Nach der Rückkehr von der dritten Auslandsreise wurde die „Schleswig-Holstein“ zu einem Flottenbesuch nach Danzig entsandt. Von der Flugabwehr und Küstenartillerieschule wurden für diese Fahrt 60 Mann kommandiert. Während der Fahrt übernahm das Schiff am Abend des 24. August außerdem von den Minensuchbooten M1, M3, M4, M5, M7 und M8 eine 225 Mann starke Stoßtruppkompanie mit zwei Infanteriezügen, einem Pionier-, einem MG-, einem schweren Granatwerfer, einem schweren MG- und einem Nachrichtenzug samt Ausrüstung. Am darauffolgenden Tag machte das Schulschiff am Zielort Danzig gegenüber der Westerplatte fest.

Eine Woche später, am Tage des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges, eröffnete die „Schleswig-Holstein“ das Feuer auf eben diese Westerplatte. Nach der Kapitulation der polnischen Besatzung am 7. September wurde die „Schleswig-Holstein“ bis zum Ende des Polenfeldzuges gegen Stellungen und Batterien der Polen an der Ostseeküste eingesetzt. Anschließend diente das Schulschiff wieder seinem eigentlichen Zwecke, der Nachwuchsschulung. Allerdings kam es gelegentlich zu Unterbrechungen in dieser Tätigkeit. So nahm das Schiff beispielsweise am Unternehmen „Weserübung“ teil und kam im Eisnotdienst zum Einsatz.

Am 18. Dezember 1944 griffen mehrere feindliche Bomberverbände Gotenhafen an. Dabei erhielt die damals dort liegende „Schleswig-Holstein“ alleine drei Direkttreffer, die 28 Besatzungsmitgliedern das Leben kosteten. Das Schiff selber sackte ab und lag bei zwölf Meter Wassertiefe auf ebenem Kiel. Zwei Tage später, am 20. Dezember, brach an Bord ein Feuer aus, das die noch über Wasser befindlichen Schiffsteile weitgehend zerstörte. Manövrierunfähig wurden dem Schiff von den Gotenhafen räumenden Deutschen am 21. März 1945 durch Sprengungen weitere schwere Schäden zugefügt. Nach dem Kriege wurden die Reste abgewrackt.

 
     
     
 
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