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Die drei von der Bittstelle

 
     
 
Gleich kommen ein paar Feuerwerkskünstler, die Feuer unter dem Arsch derjenigen machen, die angetreten sind, um rechte Politik zu machen", verspricht der Moderator. Bei den Grünen brennt die Luft. Der Wahlkampf wird feurig eröffnet.

Der "Bundespressestrand" an der Spree gegenüber vom Kanzleramt ist aus der Sicht von Bündnis90/Die Grünen die optimale Wahl. Hier ist sowieso schon alles grün. Weil CMA, die "Centrale Marketingagentur der deutschen Agrarwirtschaft", hier für deutsches Fleisch und deutsche Milch wirbt und dazu das bekannte - ebenfalls grüne - Logo verwendet.

Am ersten sonnigen Tag seit langem trudeln abends nach und nach die Spitzenpolitiker der Partei ein: Reinhard Bütikofer, Wolfgang Wieland, Werner Schulz. Hans-Christian Ströbele
kommt mit einem Boot die Spree entlang geschippert. Nicht so originell wie Möllemanns Fallschirmsprünge, aber immerhin.

Renate Künast ist schon da. Die Verbraucherschutzministerin trägt eine dunkle Sonnenbrille. Politik macht Spaß, suggeriert sie. Die Grünen haben die FDP beerbt und machen Spaß-Wahlkampf. Sie verteilen Kondome. Auf der Verpackung steht "Merkel verhüten" oder "Guido verhüten". Auf Bierdeckeln ist der FDP-Chef zu sehen. Daneben steht "Einer geht noch".

Die Grünen - das sind überwiegend Junge. Kleine Kinder spielen im Sand, essen grünes Öko-Eis. Etwas Ältere wie Julia Löffler (17) und ihre Freundin Julia Behrens (15) wollen die Welt verbessern (ein grünes Bändchen mit der Aufschrift "Weltverbesserer" dient als Erkennungsmarke).

Löffler hat mal ein Buch über die Revolution von 1848 gelesen, und setzt sich deswegen für Demokratie ein, sagt sie. Und für Umweltschutz, natürlich. Die beiden Schülerinnen "tätowieren" Teilnehmer der Veranstaltung mit "Renate"-Herzchen. Abwaschbar, versteht sich.

An diesem Tag ist Schröders kleiner Koalitionspartner im ARD-Deutschlandtrend bei respektablen neun Prozent gelandet, während die Union ihren Sieg im Streit über den richtigen Wahlkampf in den Neuen Ländern zerredet. Daraus will auch Renate Künast Honig saugen. Sie spricht von Edmund "Sträuber" und erklärt: "Da sträuben sich mir die Nackenhaare." Und: "Der Mann hat ein Problem mit seiner eigenen Frustration."

"Die Zahlen drehen sich. Es lohnt sich zu kämpfen", betont die Ministerin, die im Bezirk Tempelhof-Schöneberg antritt. Sie endet - ganz die Landwirtschaftsministerin - mit einer Bauernregel: "Der September grün und klar, es wird ein gutes neues Jahr." Alle klatschen.

Wolfgang Wieland, in Klaus Wowereits erstem rot-grünen Senat kurzzeitig Justizsenator, hört sich das gelangweilt an. Er sitzt am Rand und wartet auf den Moment, in dem er endlich sprechen darf. Wieland ist ein brillanter Redner. Gleich nach der Ministerin eilt er auf die Bühne und legt los:

Frau Merkel, "vom Stamme der frustrierten Ostler", habe sich das schön ausgedacht. Sie wolle "ernten, wo sie nichts gesät" habe. Auch Wieland bleibt bei Agrar-Gleichnissen. Aber: "Die Union zerlegt sich gerade selber. Und das ist auch gut so." Wieland zieht weiter über "dumpfe Stammtisch-Parolen" her und beschimpft Jörg Schönbohm von der Rednertheke herab: Der sei nach Brandenburg abgewandert, weil ihm Berlin nicht mehr "deutsch genug" sei. Bei den "Zwangsproletarisierten in der Zone" sei er aber auch nicht froh geworden. Applaus. Alle lachen.

Eichel, Schily und Clement sind für Wieland die "Drei von der Bittstelle". Sie bitten darum, Minister bleiben zu dürfen und rufen nach einer großen Koalition, ätzt der grüne Wahlkämpfer. Nach seiner Rede stellen sich die einzelnen Kandidaten vor. Dann wird gesungen und getanzt.

Auf der Bühne steht eine Künstlerin, die Lieder bekannter Musiker nachsingt. Nach "What a feeling" singt sie einen Hit von der bekannten US-Popsängerin Cher. Der Refrain lautet "I don t need You any more". Zu deutsch: "Ich brauche Euch nicht mehr."
 
     
     
 
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