A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Die stille Enteignung

 
     
 
Die verheerende Wirtschaftspolitik bringt viele Menschen um ihr Vermögen, auch die, die sich mit ihrer Kapitalanlage relativ sicher glaubten. Wer in den vergangenen zehn Jahren Rücklagen auf klassische Art gebildet hatte, muß scharf nachrechnen - im Konzept für die Altersvorsorge sind Immobilien, besonders Eigenheime, nur noch in speziellen Fällen eine einträgliche Anlage. Annehmbare Renditen sind allein in ausgesuchten Lagen sicher. Damit drohen vielen Menschen in Deutschland Vermögensverluste wegen der ausgesprochen schlechten wirtschaftlichen Entwicklung
.

Das "Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen" (IFS) hat die Entwicklung zwischen 1995 und 2005 ausgewertet. Die Zahlen des Berliner Instituts gelten als exzellente Basis, denn hinter dem IFS stehen Verbände und Unternehmen der Bau- und Wohnungswirtschaft, Bausparkassen und Banken sowie Forschungsinstitute.

Zwar sind nach IFS-Angaben die Mittelwerte der Wohnimmobilien in den letzten zehn Jahren nominell um rund sechs Prozent gestiegen, inflationsbereinigt werden die Wertverluste aber deutlich. Einfamilienhäuser waren im Durchschnitt Ende 2005 rund 173000 Euro wert, 8,5 Prozent weniger als 1995. Der Wertverlust eines Einfamilienhauses in den neuen Bundesländern betrug 18,2 Prozent auf nur noch 99400 Euro. Bei den Eigentumswohnungen sind die Abstriche noch dramatischer: 14,5 Prozent (West) und 27,4 Prozent (Ost).

Die Fachleute empfehlen, eine sorgfältige Bewertung nach Standort und Lage vorzunehmen. So seien zum Beispiel Eigenheime besonders in Hamburg und Berlin zu empfehlen, Mehrfamilienhäuser in München und Augsburg.

Schuld an der stillen Enteignung beim überwiegenden Teil der Immobilienbesitzer sind die lahmende Wirtschaftsentwicklung und Fehler der Politik. Während in Ländern mit florierender Wirtschaft, etwa Spanien, Großbritannien und den USA, die Immobilienwerte um bis zu 160 Prozent gestiegen sind, müssen Menschen in Deutschland um ihr Vermögen fürchten. Das IFS glaubt, daß sich die Immobilienmärkte erst dann wieder positiv entwickeln können, wenn die Arbeitslosenquote sinkt und die Realeinkommen steigen.

Dringend bereinigen soll die Bundesregierung die hohen Nebenkosten beim Grunderwerb, die "wie eine Bremse auf Arbeitnehmer wirken, die mobil sein wollen", wird IFS-Direktor Stefan Jokl zitiert. Doch statt die Grunderwerbsteuer von 3,5 Prozent, die Aufwendungen für die Beurkundungen und Grundbucheintragungen, jeweils auf den vollen Immobilienwert bezogen, zu senken, bedient sich die Politik weiter. Berlin wird künftig sogar 4,5 Prozent Steuer beim Grunderwerb verlangen.

Die deutschen Immobilien gelten im internationalen Vergleich als deutlich unterbewertet - einer der Gründe, warum vorwiegend angelsächsische Anlagefonds in Deutschland großräumig einkaufen: 48000 kommunale Wohnungen in Dresden durch das US-Unternehmen "Fortress", Anlagen in Brandenburg oder, das ist noch geplant, auch Siedlungen im Ruhrgebiet. Aus Sicht der ausländischen Investoren gelten die Sozialwohnungen als "Schnäppchen", besonders dann, wenn sie mit Bedürftigen belegt sind, für die der deutsche Staat de facto als Garantiemieter einstehen muß.
 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Zwischen den Fronten

Das Herz des Zuhörers bestürmt

Wasser als Heilmittel

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv