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Ein Volk von Heimatlosen

 
     
 
Heidi, deine Heimat sind die Berge - einst ein herziges Produkt deutscher Schnulzenfabrikation. Ja, die gute Heidi konnte sich noch glücklich schätzen, etwas zu haben, das allen Heidis und vielen anderen heute abhanden gekommen zu sein scheint, nämlich die Heimat. Das demoskopische Institut Forsa hat die Deutschen befragt, und das Ergebnis stimmt traurig:

Drei Viertel der Menschen zwischen Rhein und Oder, zwischen Rügen und Garmisch „verbinden mit ihrem Geburtsort keine Heimatgefühle“ mehr.

Was mag wohl in uns gefahren sein, die eigene Identität abzulegen? Ist zum Beispiel einem geborenen oder gebürtigen Hamburger Hamburg gleichgültig geworden? Wir möchten es einfach nicht glauben, was uns die Demoskopen
sagen.

Gewiß: Deutsche meinen heute, überall zu Hause zu sein. Manche kennen die Innenstadt von Palma de Mallorca besser als ihre eigene. Wir sind mobil geworden und fühlen global, heute hier und morgen dort. Aber das kann doch nicht heißen, daß wir unsere Geburtsurkunde am Flugticket-Schalter abgegeben haben.

Heimat, was ist das?

Es sind Sprache, Eltern und Familie, es ist die Schule, es ist, wie der amerikanische Schriftsteller William Faulkner sagt, „all das Vergangene, das nicht vergangen ist“. Also auch die Erinnerung, die nach Jean Paul „das einzige Paradies ist, aus dem wir nicht vertrieben werden können“.

Daß sich Heimat erst offenbart, wenn sie verloren ging, hat Siegfried Lenz in seinem Roman „Heimatmuseum“ eindringlich beschrieben.

„Wir müssen zurück Siegmund, weil alles auf uns wartet: die Bäume und Seen, der Schloßberg, der Fluß und die Flöße. Nein, Simon, wir werden nicht mehr erwartet in Lucknow; die anderen, die uns hätten erwarten können - es gibt sie nicht mehr. Kein Laut, der dich erinnert, kein Gesicht, das aufglänzt bei deinem Anblick, weil die anderen fort sind, verschollen und versunken …“

Im Titelkopf des Hamburger Abendblattes steht der Satz: „Mit der Heimat im Herzen.“ Wir lassen uns das nicht ausreden.

 
     
     
 
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