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Ein Wendehals bleibt sich treu: Elmar Schmähling im Dienst der PDS

 
     
 
Die SED-Fortsetzungspartei PDS hat nun in dem früheren Flotillenadmiral Elmar Schmähling nach langer Suche einen ihr hoffnungsvoll erscheinenden Kandidaten im Bezirk Berlin-Mitte für die Wahlen zum 14. Deutschen Bundestag gefunden. Zwar ist Schmähling in diesem Bezirk nicht zu Hause, doch mit ihm will die PDS ihren Wiedereinzug ins Bonner Parlament sicherstellen. Schmähling war einst im hoffnungsvollen Karriereaufstieg u. a. für knapp 18 Monate Chef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) in Köln. Von dort wurde er wegen einer etwas pikanten Affäre – er hatte die Zuneigung einer verheirateten Mitarbeiterin an der Nachrichtenschule in Bad Ems gesucht – zu seinem Verdruß in der Laufbahn horizontal verlagert.

Lange vorher schon hatte Schmähling sein sozialistische
s Herz entdeckt und hielt das in der Zeit der sozialliberalen Koalition für laufbahnfördernd, wie seinerzeit Gerd Bastian auch, der sich den Grünen und Petra Kelly anschloß. Nur fiel dies, da er Anlehnung bei der SPD und nicht DKP suchte, in Bonn nicht so recht ins Gewicht.

Vor Schmählings Zeit hatte der MAD schon einmal Pech mit einem Stellvertreter des Amtschefs, Oberst Krase, der im Solde des MfS, sprich Stasi, der damaligen DDR gestanden hatte. Doch ist zu bedenken, daß dieser Stellvertreter Krase wie auch der Amtschef Schmähling nicht Wunschkandidaten des MAD waren, sondern dem Dienst vom Verteidigungsministerium zuversetzt wurden.

In einem Interview gab sich Elmar Schmähling nach seiner Versetzung in den einstweiligen Ruhestand schon im Februar 1993 als wahrer Pazifist und Kriegsgegner aus und ließ zum Beispiel den Eindruck vermitteln, als würden damals die traurigen Ereignisse im Golfkrieg und in Bosnien-Herzegowina durch die Medien "verniedlicht und verharmlost", wie er sagte. In den Fernsehnachrichten sah Schmähling damals "Werbe-filme für das Militär. Schöne Bilder sollen (nach seiner damaligen Meinung) vor allem Jugendlichen vormachen, Krieg sei eine schicke Sache." Der Interviewpartner hatte es zumindest arglos versäumt, diesen selbsterwählten Sicherheitsexperten zu fragen, welches Programm er regelmäßig sah.

Die Bilder in den Nachrichtensendungen der Fernsehanstalten wurden von dem normalen Betrachter jedenfalls oft als zu grausam empfunden. Die Fernsehkameras vermittelten täglich Bilder verwundeter und verstümmelter Opfer des Krieges auf dem Balkan, die selbst mancher Weltkrieg-II-Teilnehmer nur schwer ertragen konnte. Schmähling aber empfand diese Bilder als "Verniedlichung"!

"Das ist das Wesen des modernen Krieges: ein Soldat im Kampf-Jet oder an der Abschußrampe ist zerstörerisch immens effizient. Doch er selbst muß kaum noch Angst haben. Ein Krieger ohne Angst aber läßt sich bedenkenlos auf einen Krieg ein", so Schmählings Credo. Mit solcher Auffassung stand der damals noch nicht "rote Admiralsgenosse" unter den Offizieren der Bundeswehr ziemlich einsam da, als hätte er die Sicherheitspolitik der Nato nicht verstanden und von den Grundsätzen der Inneren Führung wenig gehört. Auf welche konkrete Nachrichtensendung er danach sein Urteil stützte, hat er nie verraten. Oder war es – wie bei anderen Gelegenheiten, die er häufig in den Medien suchte – doch nur schlichte Polemik und Miesmacherei des Soldaten?

In Wahrheit schmähte Schmähling, der im Zorn seinen MAD-Sessel räumen mußte und zum wenig attraktiven Amt für Studien und Übungen nach Bensberg abgeschoben wurde, mit seinem damaligen Kommentar Journalisten und Soldaten. Jawohl, Journalisten, die ihr Leben täglich einsetzen, um dem Fernsehzuschauer realitätsnahe Bilder zu liefern. Im Interesse der Wahrheit.

Dies Interview war ein Beispiel für viele in der Reihe seiner Versuche, sich über den militärischen Bereich hinaus politisch zu profilieren. Auch hielt er noch zu Zeiten des Kalten Krieges die sowjetische Marine, der Admiral Gratschkow die Parole gegeben hatte, in der Lage zu sein, auf allen Weltmeeren und zu jeder Zeit zuschlagen zu können, für ausschließlich defensiv.

Sein zwischenzeitliches Bemühen, eine zivile Firma in Köln zu gründen, endete bekanntlich in einem Fiasko mit zweimaliger Untersuchungshaft. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Es soll dabei um Betrug gehen.

Schmählings Versuch, durch die PDS nun zu einem Bundestagsmandat zu kommen, ist wohl seinem Ehrgeiz zuzuschreiben, der – wie bei Gerd Bastian – in der Bundeswehr keine Befriedigung finden konnte. Ob der zum Genossen gewendete Admiral die PDS zum Erfolg führt, bleibt abzuwarten.

 
     
     
 
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