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Ein alter Bekannter wird neu entdeckt

 
     
 
Deutschland ist Europas bester Standort, titelte jüngst die "Welt" und überraschte mit Argumenten für ein Land, in dem sonst ständig von Arbeitsplatzverlagerung gen Osten die Rede ist. Doch Osteuropa und Asien ziehen tendenziell inzwischen weniger Arbeitsplätze von Deutschland ab. Der hiesige Markt wird für dauerhafte Investitionen immer attraktiver und das trotz großer Bürokratie und politisch kaum veränderten Bedingungen.

Wer bereits deutschlandweit produziert, bleibt, neue Investoren
kommen. So verdient zwar "Mercedes" mit dem Verkauf von Luxusautos in Rußland mehr als hierzulande, den Wechsel auch nur von Teilen der Fertigung in das osteuropäische Land lehnt der Hersteller aber ab. Rechtsunsicherheit dort gegenüber Stabilität und seit Jahren nur mäßig steigenden Löhnen hier gaben für die Stuttgarter jetzt den Ausschlag. Auch "Volkswagen" zögerte lange mit einem nun doch geplanten Werk nahe Moskau. Umfragen unter Managern und Unternehmensführern zeigen eine sinkende Bereitschaft, ins Ausland abzuwandern oder vorwiegend dort zu expandieren.

Derzeit wollen laut Auskunft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Unternehmen sogar vermehrt Stellen in Deutschland schaffen. Wenn heimische Arbeitsplätze verlorengehen, so ist dies vor allem Folge fehlerhafter Managemententscheidungen. Auch dafür geben die Großkonzerne "Daimler-Chrysler" und "Volkswagen" sowie "Vodafone" ein lebhaftes Beispiel.

Allen Krisen zum Trotz steigt Deutschland in der Gunst international operierender Firmen. Weltweit Platz drei hinter den USA und Kanada in punkto Attraktivität ermittelte die Stuttgarter Wirtschaftsprüfgesellschaft "Ernst & Young". Deutschland hat demnach Polen und Indien wieder überholt. Neben wachsendem Optimismus, abgeleitet aus dem politischen Wechsel, sprechen harte Zahlen für wachsende Anziehungskraft. Die Arbeitskosten stiegen in Deutschland seit 2000 so gering wie in keinem anderen europäischen Land. Osteuropa einschließlich der aufstrebenden EU-Neumitglieder droht wegen hoher Lohnsteigerungsraten zur Durchgangsstation für Arbeitsplätze zu werden. Schon jetzt produzieren besonders kostenbewußte Firmen lieber gleich in asiatischen Ländern wie Vietnam. Die hochqualifizierten deutschen Arbeitsplätze solcher Unternehmen, beispielsweise Textilproduzenten, bleiben davon weitgehend unberührt. Die polnischen oder ungarischen Jeanswerke indessen sehen, besonders wenn die Aufholjagd ihrer Länder in Sachen Löhne und Kosten anhält, einer ungewissen Zukunft entgegen. Den höchsten Zuwachs an Investitionsprojekten deutscher Industrieunternehmen verzeichnet inzwischen die Ländergruppe "Asien ohne China". Die Verlagerung von Arbeit allein zur Kostenersparnis in die unmittelbaren östlichen Nachbarstaaten hat offenbar ihre natürlichen Grenzen erreicht.

Billig ist nicht alles. Qualifizierte deutsche Arbeitskräfte sind zudem immer günstiger zu haben. Stiegen die Arbeitskosten in Deutschland 2005 nur um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, waren es in Estland beachtliche 10,7, in Slowenien 6,4 und selbst in Polen 3,9 Prozent. Zudem sind die Lohnstückkosten in Deutschland weitgehend konstant, ist der Binnenmarkt aufgrund seiner Größe und wieder zunehmenden Stärke vergleichsweise anziehend für Auslandsinvestoren.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft spricht gar von einem "überzeugenden Comeback" des Standorts. Das Kölner Institut sieht dafür erstens die florierende Weltwirtschaft, die gerade das deutsche verarbeitende Gewerbe nachfrage, zweitens die starke Nachfrage der Ölstaaten, die viel von ihrem Kapital in Deutschland anlegten, drittens den stabilen Euro-Wechselkurs gegenüber dem Dollar und viertens die hiesige moderate Kostenentwicklung verantwortlich.

Diese Vorteile gepaart mit der neuen Bescheidenheit steigern die internationale Wettbewerbsfähigkeit - laut Umfrage des Instituts unter 2000 deutschen Unternehmen blicken fast alle Branchen positiv in die Zukunft.
 
     
     
 
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