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Ein starker Künstlergeist: Gedenken an Richard Friese aus Gumbinnen Er stellte Elch und Hirsch in ihrer natürlichen umgebung dar

 
     
 
Der Kunstfreund, der Waidmann und der Tierliebhaber – sie alle fühlen sich gleichermaßen angesprochen von dem Werk eines Mannes, der sein künstlerisches Leben der Darstellung von Tieren gewidmet hatte. Richard Friese, heute meist nur noch Eingeweihten ein Begriff, war zu Lebzeiten ein gefragter Künstler. Seine Werke wurden einst von bedeutenden öffentlichen Sammlungen, so von der Berliner Nationalgalerie, und von Privatsammlern wie Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I. erworben.

Geboren wurde Friese am 15. Dezember 1854 in Gumbinnen, wo sein Vater Regierungsbeamte
r war. Nach dem Schulbesuch arbeitete Richard – er war erst 14 Jahre alt – auf dem Landratsamt und später beim Magistrat. Lange aber hielt es ihn dort nicht – er mußte seiner Neigung folgen und sich der Kunst zuwenden, schließlich hatte er schon als Kind oft und gern zum Zeichenstift gegriffen. Er war 17 Jahre alt, als er das Elternhaus verließ und in Berlin eine Ausbildung als Lithograph aufnahm. Während dieser Zeit lebte Richard bei seinem Bruder und dessen Frau, die beide den jungen, angehenden Künstler unterstützten. So konnte er 1877 an der Berliner Kunstakademie ein Studium aufnehmen und drei Jahre später schon ein eigenes Atelier eröffnen. Privatunterricht bei Meistern wie Karl Steffeck, später Nachfolger Rosenfelders an der Königsberger Kunstakademie, vervollständigte Frieses Studien.

Den Tierliebhaber Friese zog es wie magisch in den Berliner Zoo; dort fand er seine Studienobjekte, dort arbeitete er besonders fleißig. Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Heck, seinerzeit Leiter des Berliner Zoologischen Gartens, schrieb nach dem Tod Frieses über den Stammgast des Tierparks: "Friese war eine starke, wuchtige Männer-Erscheinung mit einem kantigen, großzügig gemeißelten, von reichem Haupt- und Barthaar umrahmten Kopf. Ein ebenso starker, männlicher Künstlergeist, der durch keine Macht der Erde von dem einmal eingeschlagenen künstlerischen Wege abzubringen gewesen wäre und auf diesem Wege das denkbar Höchste erreichte. Dazu aber ein grundgütiges, weiches Herz, das tagtäglich unter dem Kriegsleid anderer auf das schmerzlichste mitlitt, und eine wahrhaft rührend-bescheidene, zarte Menschenseele, die in manchen Äußerungen eine geradezu weibliche Feinfühligkeit erkennen ließ und in solchen Augenblicken die kräftigsten Gesichtszüge mit einem wunderschönen hellen und milden Schein verklärte. Zuletzt und nicht zum wenigsten aber ein echtes Künstlertemperament mit so leicht beschwingter Phantasie, daß sie auch durch das schwerste Gegengewicht nicht zu lähmen war, durch die unbarmherzige Sachkritik des Künstlers selbst."

Reisen führten Richard Friese in ferne Länder, nach Syrien und Palästina, nach Norwegen und Spitzbergen, auf die Polarinseln und nach Kanada, wo er dem kanadischen Elch begegnete. Immer wieder aber zog es Friese, der 1892 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und 1896 zum Professor ernannt wurde, auch in seine ostdeutsche Heimat. Die Memelniederung, der Ibenhorster Forst, das Große Moosbruch, die Rominter Heide waren seine Ziele, dort fand er seine Motive – die Elche, die Hirsche in freier Wildbahn. Sie in ihrer natürlichen Umgebung darzustellen, war ihm ein besonderes Anliegen. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben seine Bilder bis heute nichts von ihrer Intensität verloren.

Neben einem umfangreichen malerischen und zeichnerischen Werk schuf Friese, der am 29. Juni 1918 – also vor nunmehr 80 Jahren – in Bad Zwischenahn starb, auch plastische Werke. Sein kapitaler Sechzehnender, von Kaiser Wilhelm II. erlegt, fand 1911 als lebensgroße Bronze neben der Hubertus-Kapelle in Rominten einen würdigen Platz. Die Hirschbrücke in Rominten zierten ebenfalls Arbeiten des Ostdeutschland aus Gumbinnen. Viele Werke Richard Frieses sind dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Im Ostdeutschen Landesmuseum in Lüneburg allerdings kann man eine bekannte Arbeit Frieses noch bewundern: "Frühmorgens in der Rominter Heide". Einen Querschnitt durch das Schaffen des Gumbinners zeigt das Rijksmuseum Twenthe in Enschede/Niederlande. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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