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Einfach nur frei sein

 
     
 
Zwei Tage und Nächte schwimmt Carmen Rohrbach durch die Ostsee. Ihr Ziel: Der Westen. Schon von Kindesbeinen an zieht es Carmen Rohrbach in die Ferne. Sie träumt davon, auf Expeditionen die Tierwelt zu erforschen und hohe Berge zu erklimmen, doch die Umsetzung dieses Traumes erweist sich für eine in der DDR Geborene als ziemlich unrealisierbar. In Greifswald und Leipzig studiert sie Biologie und hofft, wenigstens nach Sibirien oder ins mit der DDR befreundete Kuba als Forscherin reisen zu dürfen, aber da sie Verwandte in Westdeutschland hat, wird ihr dieser Wunsch verwehrt. Als ihr Freund vorschlägt, in den Westen zu schwimmen, ist die erfahrene Taucherin sofort begeistert.

In dem Buch "Solange ich atme" erzählt die Dokumentarfilmerin und Forscherin Carmen Rohrbach von ihrer Flucht aus der DDR. Ihre Erinnerungen beginnen mit der Fahrt an die Ostsee am Tage der Flucht. Die Ereignisse dieses Tages werden immer wieder von Geschichten aus der Kindheit unterbrochen. Stück für Stück erfährt der Leser mehr über Carmen Rohrbachs Leben in der DDR und auch die Flucht selbst. Diese Art des Berichtens ist äußerst geschickt gewählt, da sich daraus eine durchgehende Spannung ergibt. Da Carmen Rohrbach schreibt, daß sie aufgrund der Erziehung ihres kommunistischen Vaters als eine linientreue Anhängerin des Systems aufwuchs, verwundert ihre Flucht, und man ist neugierig auf die Gründe dieser Frau für eine solch aberwitzig
e Tat.

Doch die beiden Schwimmer werden von der Kriegsmarine der DDR aufgefischt und festgenommen. Carmen Rohrbach kommt in Einzelhaft und wird auf übelste Art schikaniert. Als Republikflüchtling wird sie schlechter behandelt als Diebe und Mörder. Zu zwei Jahren und acht Monaten verurteilt, versucht sie sich in den Gefängnisalltag einzufinden, weiß aber, daß sie nie wieder in den DDR-Alltag finden wird. Durch Zufall erfährt sie, daß die Bundesrepublik politische Häftlinge freikauft. Dank des Anwalts Wolfgang Vogel schafft sie es, auf die begehrte Liste zu gelangen, und wird so der DDR abgekauft.

"Solange ich atme" liest sich sehr packend. Die Schriftstellerin Rohrbach erzählt zudem ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten ihre Erfahrungen mit dem System der DDR. Aus jeder Zeile merkt man, daß es ihr um die Wahrheit geht und daß sie das ehrliche Bedürfnis hat, zu berichten, wie es damals gewesen ist. Schnörkellos und trotzdem eindringlich! Fritz Hegelmann

Carmen Rohrbach: "Solange ich atme", Frederking & Thaler, München 2003, geb., 248 Seiten, 22 Euro
 
     
     
 
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