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Endlich Führungswechsel

 
     
 
Schon seit längerem hatte es Andeutungen und Gerüchte gegeben, daß sich das vom ehemaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger 1979 gegründete Studienzentrum Weikersheim eine neue Führungsspitze geben werde. Nun ist es so gekommen, wie es Freunde und Spender sich seit längerem erhofft hatten: Mit Prof. Dr. Klaus Hornung (73), bis zu seiner Emeritierung an der Universität Hohenheim Politikwissenschaft lehrend, ist eine der profiliertesten Führungspersönlichkeiten und Denker dieses Kreises an dessen Spitze getreten; er löst den erst 1997 gewählten Präsidenten Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten MdB (60) ab. Neu in das Präsidium sind gleichzeitig gewählt worden der brandenburgische Innenminister Schönbohm und der ehemalige Regierungspräsident von Südbaden, Nothelfer, so daß jetzt – gemeinsam mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Jenninger – eine Quadriga aus in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft erprobten Persönlichkeiten das Studienzentrum "regiert". Mit der Neubesetzung der Führungsspitze vollzieht sich eine bemerkenswerte Schwenkung zurück ins konservative und national
-freiheitliche Lager. Unter von Stetten war das Zentrum zwar aus den Schlagzeilen der Presse herausgekommen, aber es war wegen der Austauschbarkeit seiner Themen fast aus der Öffentlichkeit verschwunden und hatte zudem den größten Teil der Jugend verloren, die zu Filbingers Zeiten im "Jungen Weikersheim" organisiert gewesen war.

Zwar gelang es von Stetten, dem Studienzentrum im "Liebermann-Bau" am Pariser Platz in der Hauptstadt eine Unterkunft zu verschaffen, eine Traumadresse gegenüber dem Reichstag. Aber trotzdem blieben in schließlich beängstigendem Ausmaß die Finanzen aus, so daß es nur die Alternative gab: dichtmachen oder zurück zum altbewährten Konzept eines intelligenten, tiefgegründeten, vor allem aber offensiven Konservatismus und zur Vernetzung mit anderen, ihm nahestehenden Gruppen.

Mit Hornung ist diese zweite, die kämpferische Alternative gewählt worden, das Wiederaufgreifen der Wurzeln, die seinerzeit den Ruf des Zentrums als der führenden konservativen Ideenfabrik in Deutschland begründet haben. Nun geht es darum, die Jugend, die zu besten Zeiten bis zu ein Drittel der Besucher ausgemacht hatte, neu zu gewinnen. Es geht ferner darum, Spenden und Mitglieder zu gewinnen sowie politisch Einfluß zu gewinnen. Die Aussichten sind nicht schlecht, da gleichzeitig auch das Präsidium verjüngt wurde: mit Ulrich Kolberg (32) ist erstmals ein Vertreter der jungen Generation dort präsent. Außerdem hat sich auch die 1993 gegründete Hans Filbinger Stiftung, die dem Studienzentrum Weikersheim eng verbunden ist, mit Albrecht Jebens (55) und dem Unternehmer Thomas Eyring (44) einen verjüngten Vorstand gegeben. Jebens war von 1982 bis 1997 Geschäftsführer des Zentrums, wobei er sich vor allem auf den Weikersheimer Hochschulwochen als Mentor für die Jugend und publizistisch als Betreuer der mittlerweile 31 SZW-Dokumentationen profilieren konnte.

Das Zentrum will in stärkerem Maße als bisher sich in der großen Auseinandersetzung profilieren zwischen freiheitlich demokratischen Prinzipien auf der einen und der quasi "antifaschistisch-doktrinären" Ideologie auf der anderen Seite. In dem Maße nämlich, in dem die Parteien den Staat unter sich als Beute aufgeteilt haben und der geistigen Auseinandersetzung um das Gemeinwohl ausweichen, ist der mündige Bürger selbst gefragt. Hier sieht das Zentrum seine Hauptaufgabe. Von Berlin wie von Baden-Württemberg aus wird es sich offensiv an dieser Auseinandersetzung beteiligen; es wird also Flagge zeigen, um die Zukunft Deutschlands in einem freiheitlichen Sinne mitzugestalten.

Man kann nur hoffen, daß die CDU aus den Denkfehlern der Vergangenheit gelernt hat und eine betont konservative Gruppe im Vorfeld nicht nur agieren läßt, sondern auch unterstützt, ihr dabei aber nicht vorschreibt, was sie zu tun und zu unterlassen hat. Die unübersehbar starke Position des brandenburgisch-"preußischen" Innenministers Schönbohm als 1. Vizepräsident im Studienzentrum kann als große Chance verstanden werden, wenn es nämlich den "Weikersheimern" gelingt, jene bürgerliche Intelligenz, die von den Parteien nicht mehr erreicht wird, erneut politikfähig zu machen. Auf Hornung und seine Mannen wartet eine gewaltige Arbeit. Hoffen wir, daß sie Erfolg haben, unser Land braucht diesen Erfolg! R. N.

 
     
     
 
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