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Erst lebten dort Kinder dann Rentner

 
     
 
Die Deutschordensburg Birglau gehört zu den frühen Komturssitzen des Kulmer Landes. Die steinerne Anlage entstand ab etwa 1270, in einer Zeit, als der klassische Typus der Deutschordensburg sich erst entwickelte. Es wurden noch Experimente bei der Suche nach der richtigen Form angestellt, was dem Bau eine größere Individualität verlieh. Im Grundriß deutet sich schon die Tendenz zur regelmäßigen Kastellform an, wenn auch noch nicht konsequent durchgeführt. Das Haupthaus besaß zwei Flügel im Westen und Süden, von denen der westliche Flügel noch die meiste mittelalterliche Bausubstanz enthält. Die Ringmauer errichtete man in einer ersten Bauphase noch in Feldstein, und nur der obere Abschluß wurde in Backstein ausgeführt. Einmalig im Ordensland ist die Form des Hauptportals. Es zeigt ein figurengeschmücktes Tympanon, in dem drei Ritter dargestellt sind. Die Deutung dieser Szene ist allerdings umstritten, so wurde etwa der Ritter auf dem Pfad als Hochmeister oder aber als heiliger Martin interpretiert. Das Tympanon wird von einem Buchstabenfries gefaßt, dessen deutschsprachiger Inhalt allerdings nicht mehr vollständig entziffert werden kann, weil viele der Lettern aus Backstein inzwischen verwittert sind. Derartige Buchstabenfriese waren eine Spezialität des Ordenslandes und lassen sich noch bei einer Reihe von Burgen und Kirchen nachweisen.

Eine erste Burg entstand in Birglau 1260, wurde aber schon 1262 durch die Litauer zerstört, wobei sich die Ordensbesatzung in einen Turm rettete. 1270 ist erstmals ein Komtur erwähnt. Wie viele andere Deutschordensburgen wurde Birglau 1454 durch den Preußischen Bund erobert und später teilweise abgetragen. In den folgenden Jahrhunderten sind mehrfach Brände erwähnt. Das Haupthaus war lange Ruine, und nur die Vorburg wurde wirtschaftlich genutzt. 1860 erfolgte der Wiederaufbau des Südflügels in neugotischen Formen, und auch der Giebel am Torturm der Vorburg wurde erneuert. Das Kulmer Domkapitel ließ das Haupthaus 1936 zu einem Erholungsheim für Kinder umbauen. Während des Zweiten Weltkrieg
es diente es als Schulungsheim der NSDAP. Nach 1945 kam es zu einer Nutzung als Altersheim und Psychiatrie. Seit 1993 befindet sich die Birglau wieder in kirchlichem Besitz und hat heute die Funktion einer Begegnungsstätte.

Birglau liegt etwa 15 Kilometer nordwestlich von Thorn und ist von dort über die Landstraße 553 zu erreichen. Hinter Leszcz biegt eine Nebenstraße nach Westen ab, die nach drei Kilometern zur Burg führt.

Aus: "Burgen im Ordensland - Deutschordens- und Bischofsburgen in Ost- und Westpreußen", Bergstadtverlag, Würzburg 2006, 160 Abb., 288 Seiten, 24,90 Euro.

Hauptportal: Darstellung von C. Steinbrecht Herrmann

Ansicht von Südosten
 
     
     
 
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