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Flierls Wahrheit

 
     
 
Die NS-Zeit und die kommunistische Herrschaft werden zunehmend mit zweierlei Maß gemessen. Je weiter die Ereignisse zurückliegen, desto umfangreicher wird die Vergangenheitsbewältigung in punkto NS. Aber wer redet noch vom roten Unrecht? Überraschende Antwort: die Täter selbst!

In dem gewissen- und geschichtslosen Klima, das in Deutschland herrscht, fühlen sich diejenigen im Aufwind, die bis 1989 Mitmenschen eingesperrt, gedemütigt, schikaniert und gequält, ab und an auch erschossen haben.

Am 14. März marschierten 200 frühere Stasi-Offiziere - generalstabsmäßig gelenkt - bei einer Veranstalt
ung der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen auf. Zum zynischen Höhepunkt dieses Abends geriet die Aussage des Chefs aller Stasi-Gefängnisse in der DDR, die Häftlinge hätten sich danach gedrängt, in seinen Kerker nach Hohenschönhausen zu dürfen. Ein alter Nazi, der so über seine "Einrichtung" redete, käme selbst sofort ins Gefängnis. Der anwesende Berliner Kultursenator Thomas Flierl (Linke/PDS) sprach die Stasi-Offizieren hingegen als "Zeitzeugen" an.

Mielkes Spitzel konnten in der "BRD" eine zweite Karriere machen. Sie blieben fast durchweg ungeschoren. Schließlich mußte nicht mal ein Dutzend von ihnen hinter Schloß und Riegel. Das hat in den Tätern von damals die fatale Auffassung aufblühen lassen, daß sie sich nichts hätten zu schulden kommen lassen. Und jetzt sind sie bereits "Zeitzeugen", wertvolle Betrachter also, denen zu verdanken ist, daß die Wahrheit ans Licht kommt.

Flierls Wahrheit jedenfalls. Der heutige Senator hat schon vor 20 Jahren gegen den "Westen" gehetzt. Jetzt ist ein Artikel von 1987 aus der Ost-Berliner "Weltwoche" aufgetaucht, in dem Flierl die Bundesrepublik auf unzulässige Weise mit dem NS-Staat gleichsetzt.

Außerdem hat er schon damals erkannt, daß der die Zukunft gewinne, "der die Erinnerung füllt, die Begriffe prägt und die Vergangenheit deutet". Genau das tut Flierl, wenn er Mauerkreuze abräumen läßt und DDR-Würdenträger als Zeitzeugen hofiert.

Und während die Opfer von damals auf eine wenigstens symbolische Anerkennung ihrer Leiden warten, beziehen die Täter von damals heute hohe Stasi-Renten. 3,5 Milliarden Euro zahlen die Neuen Länder jährlich für die von der SED geschaffenen Sonderversorgungssysteme der Privilegierten.

Das zweite Unrecht, das nun die Bundesrepublik den Stasi-Opfern damit antut, wird nur noch übertroffen von der selbstgerechten Haltung früherer Stasi-Offiziere, die lauthals schimpfend üppige "Siegerrenten" kassieren und ihre Opfer verhöhnen.
 
     
     
 
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