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Frauen stehen ihren Mann

 
     
 
Dreihundert Jahre Preußen, bei diesem Thema denkt man zwangsläufig an Könige oder Staatsmänner, allenfalls an bedeutende Wissenschaftler und Philosophen, die mit Ausstellungen zu diesem Anlaß geehrt werden. An Frauen schon gar nicht. Doch weit gefehlt: im Kloster Stift zum Heiligengrabe, 16909 Heiligengrabe, Ost­prignitz-Ruppin, ist noch bis zum 3. Oktober (Montag, Mittwoch, Sonnabend 10 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr) eine Ausstellung zu sehen, die den bezeichnenden Titel „Preußens FrauenZimmer“ trägt. Porträtiert werden neben adeligen Damen auch Frauen der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Stände: Königinnen, Dichterinnen, Dienstmägde und Bäuerinnen.

Frauen in der Landwirtschaft nehmen auch einen großen Raum ein in dem Buch, das der aus dem Kreis Labiau stammende Gerhard Fischer in dreieinhalb Jahren zusammenstellte: Ostdeutsche Frauen und Männer im Dienste der Landwirtschaft. Es enthält 630 Biographien aus rund 300 Jahren von Menschen, die sich um die Landwirtschaft und das Allgemeinwohl verdient gemacht haben. Die Größe des Betriebe
s war bei der Auswahl keineswegs ausschlaggebend. Und so findet man unter den genannten Frauen so bekannte wie die Dichterin und Bäuerin Johanna Ambrosius (1854-1939), Elisabet Boehm (1859-1943), die den „Landwirtschaftlichen Hausfrauenverein“ gründete, Irene Freiin von Gayl ((1882-1920), die Leiterin der Landfrauenschule Metgethen (1912-1919), Ida v. Kortzfleisch (1850-1915), die Initiatorin der „Wirtschaftlichen Hausfrauenschulen“ und Erna Siebert-Corben (1883-1975), Vorsitzende des Verbandes der Landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine Ostdeutschlands. Neben diesen weithin bekannten Frauen haben aber auch solche Aufnahme gefunden, die in ihrem kleinen Kreis Bedeutendes geleistet haben. Einige wollen wir in loser Folge im vorstellen, haben doch auch sie viel dazu beigetragen, daß Ostdeutschland zur „Kornkammer des Reiches“ wurde.

Dorothea Krebs, geb. Heyser, wurde am 3. Januar 1905 in Degimmen als Tochter des über die Grenzen von Ostdeutschland bekannten Landwirts und Pferdezüchters Otto Heyser geboren. Sie wuchs in einer pferdesport- und pferdezuchtbegeisterten Familie in Degimmen auf und wurde selbst eine begeisterte Züchterin des edlen ostdeutschen Warmbluts Trakehner Abstammung. 1932 heiratete sie Erich Krebs-Uszballen, Kreis Angerapp. Gemeinsam mit ihrem Ehemann führte sie nun auf dem Gut ihres Mannes eine anerkannte Pferdezucht weiter. Der Familie Krebs wurden fünf Kinder geboren. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhielt Erich Krebs den Einberufungsbefehl, und so mußte nun die Mutter und Gutsherrin allein mit der Bewirtschaftung fertig werden. Dank der vorbildlichen landwirtschaftlichen Ausbildung im Elternhaus bewältigte sie diese Aufgabe bis zur Flucht im Jahre 1944 vorbildlich.

Mit den Kindern und Eltern ging sie auf die Flucht und gelangte unter äußerst strapaziösen Verhältnissen mit dem Treck nach Schleswig-Holstein. Den furchtbaren Belastungen der Flucht ausgesetzt, starb ihr Vater 1945 in Mecklenburg. Mit nur wenigen guten Stuten, die gerettet werden konnten, begann Dorothea Krebs mit ihrem Mann, der 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zur Familie zurückkehrte, auf einer kleinen Siedlung in Lübbersdorf, Kreis Oldenburg-Holstein, einen schweren Existenzkampf für die große Familie. Mit dem wertvollen Zuchtmaterial begann das Ehepaar unter kleinbäuerlichen Verhältnissen, Trakehner Zucht zu betreiben und einen sehr guten Zuchthengst der Trakehnerzüchterfamilie zur Verfügung zu stellen. Die tapfere Landwirtin, Züchterin und Mutter ist stets, trotz Schicksalsschlägen, den Pflichten des Lebens in vorbildlicher Weise gerecht geworden. Ihren Mann verlor sie 1978 für immer. Sie sorgte sich stets um den Zusammenhalt der großen Familie, die heute weitverzweigt in Deutschland und Amerika seßhaft ist. - Dorothea Krebs starb im Jahre 1994.

 

Weitere Biographien finden sich in dem Band Ostdeutsche Frauen und Männer im Dienste der Landwirtschaft von Gerhard Fischer; 569 Seiten, geb., sw Fotos, 39,50 DM zuzüglich Porto und Versand; zu beziehen bei dem Verfasser, Schwaaner Landstraße 24 a, 18059 Rostock, Telefon 03 81/ 4 00 05 54. 

 
     
     
 
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