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Friedrich II. der legendäre Stauferkaiser

 
     
 
Über den Stauferkaiser Friedrich II., dessen Leichnam derzeit in Palermo untersucht wird, wird zwar neuerdings auch in den bundesdeutschen Medien viel berichtet, aber bislang hat kaum einer die Bedeutung dieses Kaisers für den preußischen Osten und damit für Deutschland bedeutungsgemäß gewürdigt. Dabei war er es, der im Juni 1226 in Rimini der Stadt Lübeck die Reichsfreiheit gewährte: dies brachte den Lübecker Kaufleuten, die bald im ganzen Ostseeraum tätig waren, einen beträchtlichen Aufschwung.

Der Staufer war es, der – auch in Rimini – im März 1226 in einer Urkunde verfügte, daß der Deutsche Orden unter Leitung von Hermann von Salza über das Kulmer Land und alles im Zuge der Christianisierung noch zu missionierende Gebiet herrschen sollte. Dadurch stand der Orden unter dem besonderen Schutz des Kaisers, und zugleich war der Grundstein für den Ordensstaat
und für das spätere Preußen gelegt. Und der Enkel Barbarossas war es, der den Zisterzienser-Orden förderte – jenen Orden, der ganz entscheidend dies- und jenseits der Oder wirkte und damit zur Christianisierung dieses Raumes beitrug.

In vielen Berichten aber wird nur mehr der Leichnam des Kaisers in den Mittelpunkt gestellt, als bestimmte nicht die Tat, sondern der Tod den Wert eines Lebens. Zwar wird es heute so gewollt, daß Tote die Phantasie der Menschen bestimmen, da unterscheidet sich der Krimi-Fan kaum vom Wissenschaftler. Nach Tut-ench-Amun und Ötzi hat die Forschung nun den legendären Stauferkaiser im Visier.

Fast 750 Jahre nach seinem Tod haben nunmehr Wissenschaftler den Sarkophag in der Kathedrale in Palermo geöffnet. Offizielles Ziel der Mission ist es, zu klären, ob der resolute Herrscher eines natürlichen Todes – vermutet wird Darminfektion – starb. "Die Untersuchungen werden uns möglicherweise Aufschluß geben, ob Friedrich II. tatsächlich vergiftet wurde, wie manche Zeitgenossen behaupteten", sagte die Leiterin Rosalia Varcoli Piazza.

Es ist das erste Mal, daß ein Grab mit derartigem High-Tech-Aufwand untersucht wird. Um die teilweise mumifizierte Leiche nicht zu beschädigen, hatten deutsche Spezialisten eigens einen  Reinstraum um den Baldachinsarg gebaut, wie es eigentlich in der Mikrochip-Produktion üblich ist. Zuvor hatte es mit dem Bischof von Palermo einen monatelangen Streit um die Öffnung des Sarges gegeben. Aus angeblichen Pietätsgründen wollte er verhindern,  daß Friedrichs Ruhe  gestört wird. Schließlich  einigte man sich auf einen Kompromiß: Der eine halbe Tonne schwere Deckel aus braunrotem Porphyrstein wurde mit einer Hydraulik lediglich um 35 Zentimeter angehoben. Die Wissenschaftler dürfen nun also nur von oben hineinsehen und vorsichtig ihre Proben entnehmen. War es doch Gift, das den Kaiser sterben ließ? Ausgeschlossen ist das nicht, schließlich hatte es schon vorher Mordversuche aus seiner engsten Umgebung gegeben. Friedrich lag mit dem Papst in Fehde, und der Vatikan hatte ihn als "leibhaftigen Antichristen" denunziert und später exkommuniziert. Schon zu seinen Lebzeiten wurde erzählt, daß der Papst ihn mit Gift aus dem Weg geräumt habe. "Sollte sich eine Vergiftung tatsächlich nachweisen lassen, wäre dies eine Sensation", prophezeit ein Historiker.

Doch Tod muß kein ewiger Schlaf und erst recht keine ewige Verdammnis sein, wenn die Taten des Lebens bedeutsam waren: Die Zisterzienser blieben dem Staufer aus Dankbarkeit noch auf dem Totenbett verbunden: in eine Zisterzienserkutte gehüllt empfing er am 13. Dezember 1250 in Castel Fiorentino vom Erzbischof von Palermo trotz früherer Exkommunikation die Sterbesakramente.

 

 
     
     
 
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