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GESCHLECHTSTYPEN

 
     
 
Die in allen Bevölkerungen am deutlichsten unterscheidbaren Körperbautypen sind die von Mann und Frau. Ihnen liegen nicht nur wie allen anderen Konstitutionsvarianten Gennterschiede, sondern Chromosomenunterschiede zugrunde: der Mann hat ein X- und ein Y-Chromosom, die Frau zwei X-Chromosomen Humangenetik). Die Chromosomengarnitur wird mit der Befruchtung festgelegt, doch greifen im Laufe der individuellen Entwicklung auch autosome Gene in die Ausformung der Geschlechtsmerkmale ein. Jeder Keim ist potentiell bisexuell, und das Überwiegen eines Geschlechts ergibt sich durch die Hemmung der Anlagen für das Gegengeschlecht. Einen Rest dieser potentiellen Bisexualität stellt es dar, daß auch Erwachsene beide Geschlechtshormone produzieren, allerdings die des Gegengeschlechts in geringeren, individuell unterschiedlichen Anteilen. Die tägliche Produktion des männlichen Geschlechtshormons wird far den Mann auf 12-70, für die Frau auf 10-20 Einheiten geschätzt, die des weiblichen Geschlechtshormons für die Frau auf 30-1500 Einheiten bei starken Schwankungen innerhalb des monatlichen Zyklus, für den Mann auf 80-15o Einheiten. Auch die Geschlechter sind also nicht absolut verschieden, sondern überschneiden sich in ihren Variationsbereichen. Ebenso wie für den Hormonspiegel gilt das für Körperbau und psychische Konstitution. Am eindeutigsten sind die Unterschiede in den p r i m ri r c n Geschlechts-merk nz a l e n, d. h. dem Bau der Geschlechtsorgane, die unmittelbar den Fortpflanzungsaufgaben dienen: echte sexuelle Zwischenstufen (Intersexe und Zwitter) sind sehr selten. Bei allen sekundären Geschlechtsmerkmalen, wie Größen- und Proportionsunterschieden, Behaarung, Pigmentation und psychischem Verhalten, überschneiden sich die Variationsbereiche stärker.

Die meisten Unterschiede zwischen Mann und Frau lassen sich auf zwei Grundtatsachen zurückführen: die verschiedenen Fortpflanzungsaufgaben und den früheren Wachstumsabschluß bei der Frau (Wachstum). Durch die Fortpflanzungsaufgaben wird vor allem die Beckenform geprägt: Das weibliche Becken ist breiter und niedriger, die vorderen Schambeinäste bilden einen stumpferen Winkel, der Winkel der Incisura ischiatica ist kleiner. Der Beckenausgang ist sowohl absolut wie relativ größer und bildet ein breites Oval gegenüber der mehr rundlichen Form des Mannes. Bei Skelettmaterial kann allein auf Grund von zwei Beckenmaßen in 98 v. H. der Fälle eine richtige Geschlechtsdiagnose gestellt werden (Hanna und W a s h b zz r n). Die größere Beckenbreite der Frau in Verbindung mit der geringeren Schulterbreite läßt im Rumpfbreitenindex (Schulterbreite X loci durch Beckenbreite) die Geschlechtsunterschiede besonders deutlich heraustreten. Neben dem Becken ist die weibliche Brust (Mamma) das am stärksten geschlechtskennzeichnende Merkmal.

Der frühere Wachstumsabschluß der Frau läßt zahlreiche Einzelmerkmale auf einem kindnäheren Stadium stehen. Das gilt insbesondere für die absolute Größe und die Robustizität des Bewegungsapparates. Der Mann ist in allen absoluten Maßen, in einigen Populationen mit Ausnahme der Beckenbreitenmaße, größer als die Frau; an den derberen Knochen bilden kräftigere Muskeln ausgeprägtere Muskelmarken aus. Der männliche Schädel zeigt u. a. dickere Deckknochen, gröbere Überaugenbögen bei stärkerer Stirnneigung, einen größeren Processus mastoideus, kräftigere Ansatzmarken der Nackenmuskulatur am Planum nuchale des Hinterhauptbeines. Alle diese Merkmale gestatten auch bei prähistorischen Menschenresten eine Geschlechtsdia -g n a s e, vielfach sogar an Leichenbrand. Nach Maßen am Oberschenkelknochen (Femur) kann in 95 v. H. der Fälle eine richtige Geschlechtsdiagnosegestellt werden (P o n s), bei der Kombination von Becken- und Femurmaßen ist die Sicherheit noch höher (F h i e in e und Shull). Die Unterschiede in der Ausbildung des Bewegungsapparates bedingen geschlechtskennzeichnende Unterschiede in der körperlichen Leistungsfähigkeit, die unter anderem in den geschlechtsverschiedenen Leistungsnormen und Rekordleistungen im Sport ihren Ausdruck finden.

Die Größenunterschiede sind nicht in allen Merkmalen die gleichen, so daß auch die Proportionen geschlechtskennzeichnende Unterschiede zeigen. So tendiert der Mann zu längerem Kopf, höherem Gesicht, flacherem Brustkorb, geringerem Anteil der Rumpflänge an der Körperhöhe, höherem Anteil der Oberlängen (Oberarm und Oberschenkel) an der Gesamtextremitätenlänge, während die Frau die entsprechenden kindnäheren Gegenmerkmale aufweist: runderen Kopf, niedrigeres, runderes Gesicht, tieferen Brustkorb, größere relative Rumpflänge, größere relative Oberlängen. Das Hirngewicht ist bei der Frau absolut kleiner, relativ aber größer als beim Mann. Auch die stärkere Entwicklung des Unterhautfettes, das die weicheren Oberflächenformen bei der Frau bedingt, stellt ein kindnahes Merkmal dar. In vielen europäischen Populationen bestehen auch Geschlechtsunterschiede in der Pigmentation, und zwar zumeist stärkere Pigmentierung von Augen und Haaren bei der Frau, und im Haarkleid: längeres Kopfhaar, aber geringere Körper- und Gesichtsbehaarung bei der Frau; spitz nach oben ausgezogene Schamhaargrenze beim Mann, horizontale bei der Frau.

Die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale zeigt starke individuelle Schwankungen, so daß sich die Einzelindividuen beider Geschlechter jeweils näher einem maskulinen oder einem femininen Pol zuordnen. Auch dies hat die neuere Konstitutionsforschung schärfer zu fassen versucht. S h e l d o n entwickelte einen Index der Gynandromorphie, der die Stärke der gegengeschlechtlichen Merkmale im Körperhau bestimmt. Als feminine Merkmale bei Männern werden dabei klassifiziert und zusammengefaßt: runde und zarte Schultern, relativ kurze und zarte Arme, breite Hüften, Sanduhrform des Gesamtkörpers in der Rückenansicht bei hochsitzender Taille, vollgerundete Taillen-Knie-Kontur und rundes Gesäß, geringe Körperbehaa rung, gerader Verlauf der Schamhaargrenze, Weichheit der vom Unterhautfettgewebe bedingten Oberflächenkonturen des ganzen Körpers, Überwiegen der lateralen Ausbiegung der Wade über die mediale, Ansatz zur weiblichen Brustform. Ebenfalls bisher nur für Männer stellte S c h l e g e l eine andromorph-gynäkoinorplie Variationsreihe auf; große relative Länge der vorderen Rumpfwand, große Dicke der Fettschicht in der Gesäßgegend, großer Querdurchmesser des Warzenhofes (Areola) der Brust sind dabei die dem weiblichen Pol entsprechenden Merkmalsvarianten, die untereinander korreliert sind.

Die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale und die Größe der Geschlechtsunterschiede variieren von Rasse zu Rasse. So ist bei den meisten afrikanischen Negriden der Geschlechtsdimorphismus in der Beckenbreite und in der Körperbehaarung gering, bei den meisten Europiden stark ausgeprägt. Infantil-primitive Rassen (Weddide, Paliiomongolide, Alpine u. a.) haben gleichzeitig mehr einen femininen, progressive Rassen (Dinaride, Nordide, Silvide u. a.) einen maskulinen Rassenstil; bei den ersteren sind dementsprechend die Frauen, bei den letzteren die Männer die kennzeichnenderen Rassenvertreter.
 
     
     
 
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