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Geschichte im Spiegel der Kunst

 
     
 
Ich gebe deutsche Geschichte im Spiegel der Kunst, in diesem Selbstbekenntnis des deutschen Innenlebens ...", hat der Kunsthistoriker Georg Dehio einmal seine Absichten erläutert. "Deutsche Kunst in uns aufzunehmen heißt: in Kontakt mit dem Seelenleben unserer Vorfahren treten. Deutsche Kunst verstehen heißt: uns selbst verstehen ..." Aber auch: "Kunst ist ein hohes Gut. Der Güter höchstes ist auch sie nicht."

Und: "Es ist nicht ein geringes Maß von zäher Energie, Wachsamkeit und Selbstbeherrschung
, das von mir gefordert wird. Sustine et abstine! Trage und ertrage! Das ist nun einmal die Devise meines Lebens. Gleichwohl denke ich etwas zustande zu bringen, das länger dauern wird als ich selbst!" – Recht hatte er, der Balte Dehio, der am 22. November vor 150 Jahren in Reval geboren wurde und bereits früh unter der Gefahr einer Erblindung litt, sich jedoch nicht beeindrucken ließ von seiner Behinderung und Werke schuf, die jedem an Kunstgeschichte Interessierten ein Begriff sind. Man denke nur an sein "Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler", 1905 bis 1912, kurz "der Dehio" genannt, oder an seine "Geschichte der deutschen Kunst", deren erster Band 1918 herauskam. Darüber hinaus lebt der Name des Kunsthistorikers weiter in dem wichtigsten Preis, den die Künstlergilde seit 1964 alljährlich verleiht, dem Georg-Dehio-Preis.

Dehio besuchte die Universitäten in Dorpat und Göttingen, wo er Geschichte studierte. Er promovierte 1872 zum Dr. phil. und habilitierte sich 1877 in München. Ein Jahr zuvor hatte er eine erste Reise nach Italien unternommen, die sein Leben veränderte. "So bin ich also in Rom", schrieb er begeistert, "an dem Ziele, das meine Phantasie so lange beschäftigt hat. Jeden Morgen, beim Aufwachen, kommt es mir aufs neue wie ein Wunder vor ... Erst die Zeit kann Klärung bringen. Noch wandle ich wie berauscht zwischen diesen Palastreihen und Trümmerfeldern, über die der Widerhall der Jahrtausende hinweht, bald wie fernes Meeresbrausen, bald in gewaltigen, ergreifenden Geisterchören für den, der Ohren hat ..."

Beeindruckt von den unermeßlichen Kunstschätzen wandte Dehio sich der Kunstgeschichte zu, die er ab 1883 an der Königsberger Albertina lehrte. 1892 folgte er einem Ruf an die Universität Straßburg. Studienreisen führten in durch Frankreich, nach England, Spanien, Italien, bis nach Palästina und immer wieder durch Deutschland. 1913 wurde Dehio emeritiert, sechs Jahre später mußte er das Elsaß verlassen und ließ sich in Tübingen nieder, wo er am 19. März 1932 starb. Sein Werk aber, vor allem das noch heute aufgelegte und ergänzte "Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler", machte ihn unsterblich. Ja, der Kunsthistoriker Wilhelm Pinder sprach sogar von dessen Einmaligkeit: "Was hier geschaffen wurde, besitzt kein Volk außer uns." os

 
     
     
 
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