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Greuelmärchen für die Quote

 
     
 
Vor zweiundeinhalb Jahren konnte man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen Bericht des Norddeutschen Rundfunks über die Geschichte des heute vor dem Marineehrenmal in Laboe an der Kieler Förde ausgestellten U-Bootes U 995 sehen. Es wurde vom NDR behauptet, das U-Boot "berge ein Geheimnis" und habe "einen dunklen Punkt" in seiner Vergangenheit, wie die Fernsehmacher von einem anonym bleibenden Zeugen erfahren haben wollen. Der letzte Kommandant, der heute im der Nähe von Hannover lebende Ritterkreuzträger Dr. jur. Hans Georg Hess, habe "einen Mord zu verantworten".

Als nach der Kapitulation
der Wehrmacht das Boot einen norwegischen Hafen angelaufen habe, um sich befehlsgemäß der britischen Besatzungsmacht zu ergeben, habe sich, so der NDR, ein Besatzungsmitglied abgesetzt, um seine norwegische Freundin zu besuchen. Er sei aufgestöbert worden. Die Offiziere des U-Bootes hätten "nach einem Femegericht" ein Besatzungsmitglied dazu gebracht, den Marinesoldaten zu erschießen. Der Tote sei dann, in ein Tuch gehüllt, in den Fjord geworfen worden. Der Kommandant habe anschließend, so der NDR weiter, die Besatzung vergattert, "unbedingt Stillschweigen über den Mord zu bewahren."

An diesem Versuch, den Kommandanten und seine Kameraden zu diffamieren, stimmte so gut wie nichts. Das Boot befand sich in britischem Gewahrsam. Die Briten hielten auf eine ordnungsgemäße Demobilisierung und überließen den deutschen Offizieren die Kommandogewalt. Es war verboten, sich unerlaubt von der Truppe zu entfernen. Das galt als Fahnenflucht. Trotzdem hatte sich ein Maschinenmaat "unerlaubt entfernt", um bei seiner norwegischen Freundin Unterschlupf zu finden. Er wurde gefunden und zunächst in Gewahrsam genommen, bis über ein Schicksal entschieden werde. Entgegen eindringlicher Ermahnung versuchte der Maat Bachmann, sich mit Gewalt zu befreien. Er griff den Posten an, der sich nicht anders zu wehren wußte, als von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Dabei wurde Bachmann tödlich getroffen. Eine anschließende Untersuchung von deutscher und von britischer Seite erbrachte keinen Schuldvorwurf.

Keine Rede war davon, daß der Kommandant oder die übrigen Offiziere jemanden zum Mord angestiftet oder die Besatzung gar veranlaßt hätten, über den Vorgang absolutes Stillschweigen zu bewahren.

Dr. Hess zwang unter Androhung rechtlicher Schritte den NDR, die Falschbehauptungen richtigzustellen.

Obwohl bereits damals die Lügengeschichte entlarvt worden war, kehrte sie nun wieder in einem Buch mit dem Titel "Historische Schiffe in Schleswig-Holstein", erschienen im Verlag Boyens & Co. in Heide in Dithmarschen, herausgegeben von dem ansonsten als Wissenschaftler renommierten Direktor des schleswig-holsteinischen Volkskundemuseums, Schleswig, Dr. Heinrich Mehl.

Der widmete U 995 ein Kapitel und ließ den Autor Eckehard Wetzel offenbar ungeprüft Greuelmärchen über den Mord an einem Maschinenmaat durch Offiziere des U-Bootes in aller Breite darstellen. Wieder wurde Hess "für einen Mord verantwortlich" gemacht.

Hess schlug zurück, nachdem er von der Diffamierung erfahren hatte. Unter Androhung rechtlicher Schritte wandte er sich an den Boyens-Verlag und verlangte eine Richtigstellung. Der gab sofort nach, drückte Hess gegenüber sein "größtes Bedauern" darüber aus, daß "ein Werk aus unserem Verlag mit falschen Tatsachenbehauptungen Ihrem Ansehen Schaden zufügt." Der Verlag wird ab sofort allen Exemplaren des Buches eine Richtigstellung beifügen und die Falschbehauptungen in einer eventuellen Neuauflage fortlassen.

Diffamierungen deutscher Soldaten in dieser Art sind nicht selten. Immer wieder liest man in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, daß Wehrmachtssoldaten Verbrechen beschuldigt werden, ohne daß dafür stichhaltige Belege vorhanden sind und ohne daß man ihnen Gelegenheit gibt, dazu Stellung zu nehmen. Die Betroffenen resignieren häufig. Sie sind der Meinung, daß sie in unserer Zeit keine Chancen hätten, sich gegen solche Lügen durchzusetzen. Das Beispiel von U 995 und seinem Kommandanten Hess zeigt, daß es sich sehr wohl lohnt, gegen Diffamierungen vorzugehen. J. Arp

 
     
     
 
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