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Guarani

 
     
 
Guarani ist der Sammelname für eine große indianische Völkergruppe in Südamerika, die über fünf Staaten verteilt lebt und deren Sprache, ebenfalls Guarani genannt, der mächtigste Zweig der Tupi-Sprachfamilie ist. Die nur schwer zu schätzende Gesamtzahl aller Guarani dürfte bei 3 Millionen liegen, von denen die Hauptmasse in Paraguay zu finden ist, wo die Guarani-Sprache neben Spanisch auch die Staatssprache darstellt. Die Geschichte Südamerikas kann ohne eine Darstellung der Guarani-Völker nicht geschrieben werden, denn sie waren einst von der Mündung des Amazonas bis hinunter zum Rio de la Plata verbreitet und als kriegerische Stämme und Kopfjäger, vor allem wegen ihres rituellen Kannibalismus gefürchtet. Die Stämme hatten zwar die gleiche Sprache und Religion, bildeten jedoch keine politische Einheit, sondern standen unter ihren Häuptlingen sich selbst oft genug feindlich gegen-über. So ist es nicht verwunderlich, dass beim Eindringen der Spanier und Portugiesen im 16. Jahrhundert sich mehrere Guarani-Völker gegen die Eindringlinge erbittert zur Wehr setzten, andere aber mit den Europäern ihre eigene Stammesverwandten bekämpfen. Die Folge dieser Zerrissenheit war die Versklavung von Hunderttausenden auf der einen Seite und der Christianisierung vieler auf der anderen Seite, die vor allem in der Zeit zwischen 1609 und 1786 von Jesuiten-Missionaren in einer regelrechten „Jesuiten-Republik“ zusammengefasst wurden und in dem Gebiet von Paranä und Uruguay vor Ausbeutung sicher waren. Als der spanische König dann auf Druck der weißen Siedler die Jesuiten ausweisen ließ, waren die Guarani schutzlos geworden und mussten sich den Kolonialherren beugen. Viele kehrten in die damals noch unzugänglichen Wälder zurück, wo jene ohnehin verblieben waren, die sich nicht hatten taufen lassen. Heute leben in recht unterschiedlichen Lebensumständen die meisten Guarani in Paraguay, wo sie sich auch am häufigsten mit den Spaniern vermischt hatten und die große Masse der Guarani-Mestizen bilden. In Brasilien finden sich, sehr zerstreut in vielen Land schaften, die Guarani-Völker der Maue,Tupinambu, Macurap, Tupirape, Amanaye, Apiaca, Arikem, Guaya, Yuruna, Tenetehrue, Cawahib, Aueto und Munduruku. Argentinien¬ sitzen die Guayaki, in Uruguay die Chandule und selbst in Bolivien sind noch Guarani ansässig, es sind dies die Sirino, die Chiriguano und die Guarayu. Wer Land hat, baut Mais und Baumwolle an und betreibt intensiv Schweine- und Hühnerzucht. Die in der Nähe von Städten oder weißen Siedlungen lebenden Guarani sind oft in der Holzwirtschaft oder als Gelegenheitsarbeiter tätig. Neben dem Christentum haben viele Guarani ihre angestammte Naturreligion bewahrt, in der die Medizinmänner nach wie vor eine wichtige Rolle spielen.
 
     
     
 
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