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Im Fettnapf ist es doch am schönsten

 
     
 
Naumann hielt den Briten vor, "besessen" zu sein vom Zweiten Weltkrieg. In "nahezu grotesken" Darstellungen der Deutschen leben laut Naumann die Schablonen von 1945 fort, als sei inzwischen nichts passiert. In der Tat: Was britische Medien bei jeder Gelegenheit ihren deutschen Nachbarn entgegenpesten, paßt mit dem (warum eigentlich?) hierzulande noch immer gepflegten Bild vom "fairen" Engländer rein gar nicht zusammen.

Wie recht Naumann hier hat, bestätigten ihm die gescholtenen Britenblätter gleich selbst. So betitelte ihn die "Sunday Times" als "ersten deutschen Minister für national
e Kultusfragen seit Joseph Goebbels", andere Publikationen tuteten umgehend ins gleiche Horn. Wie Umfragen unter Briten belegen, nicht ohne Erfolg. Das Deutschlandbild vor allem der jungen  Inselbewohner ist von einer Finsternis sondergleichen getrübt.

Zu den wenigen besonnenen Stimmen unter Britanniens Medien zählte der "Guardian" und resümierte unheilschwanger: "Aber wir wollen uns an den Krieg erinnern – aus einem Grund, der uns beschämen sollte: Um im berauschenden Bewahren einer nationalen Emotion das System erhalten zu können, das Krieg schon immer wahrscheinlich machte." Dieses Zitat sollten sich die deutschen Kommentatoren gut sichtbar an die Pinnwand heften, die den Vorfall als Eskapade einer Boulevardpresse herunterspielen, die von den "grundvernünftigen" Briten ("FAZ") kaum ernstgenommen werden dürfte. Wenn ein Volk gegen ein anderes so nachhaltig und dauerhaft aufgehetzt wird, dann ist das mehr als eine kleine Irritation.

Indessen wäre es guter Stil, sich bei dieser Gelegenheit an die eigene deutsche Nase zu fassen. Die Briten sind also "besessen" von Krieg und NS-Staat, soso! Der Tag jedoch, an dem sich deutsche Medien nicht in irgendeiner Weise auf diesen Komplex der Geschichte bezogen haben, der muß ebenfalls lange her sein. Krieg und Nationalsozialismus sind auf frivole Art unser täglicher Begleiter geworden, dauernd wird gemahnt und erinnert. So muß doch, auch und gerade im Ausland, der Eindruck entstehen, als sei der braune Ungeist so etwas wie der deutsche Normalzustand, den man nur mittels ständiger Ermahnungen im Zaume halten kann.

Absurderweise legte Naumann selbst Zeugnis ab von eben dieser deutschen Besessenheit. Im selben Interview wies er die Briten nämlich zurecht, sie hätten ein völlig falsches, nämlich viel zu positives Bild von der Wehrmacht. Die sei ein "marschierendes Schlachthaus" gewesen, eine "Tötungsmaschine". So sei auch der von den Briten geachtete General Rommel weit entfernt von dem positiven Bild, das britischerseits von ihm gezeichnet worden sei.

Schleierhaft, was Naumann sich dabei denkt: Nach solchen Äußerungen muß ein Bild entstehen, nach welchem vor 1945 alles Teufel waren in Deutschland. Angenommen, die Briten übernehmen diese groteske Selbstbezichtigung – sollen sie dann wirklich glauben, daß sich die Monster nunmehr in feine Kerle verwandelt haben? Unmöglich. Es ist das alte Lied: Da meint jemand, die heutigen Deutschen, und insbesondere sich selbst, als ausgeprägt gute und "geläuterte" Europäer zu inszenieren, indem er darauf besteht, sich von keinem Ausländer in der pauschalen Verurteilung der eigenen Geschichte übertreffen zu lassen. Dabei wird völlig verkannt, wie schleimig und verlogen dies auf Völker wirken muß, die ein ausgeprägtes historisches Bewußtsein haben und ihre Altvorderen sogar dann noch in Schutz nehmen, wenn diese in der Tat keine einwandfreie Figur gemacht haben – einfach aus (dort als selbstverständlich empfundener) Loyalität den Ihren gegenüber.

Es mag mit einer gewissen Genugtuung erfüllen, daß Michael Naumann infolge seiner Selbstbezichtigungstirade in Sachen Wehrmacht jenen idiotischen Goebbels-Vergleich übergezogen bekam. Ob der Minister aber daraus lernt, bleibt fraglich.

 
     
     
 
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