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Im Namen des Kindeswohls

 
     
 
Gut 20 Monate sind es noch bis zur Bundestagswahl, da muß man langsam wieder schauen, wie man größere Wählerschaften sammelt. Zu den größeren Gruppen gehören auch die Familien. Erster Schritt: Die Lage sondieren.

Das haben die Rot-Grünen getan und festgestellt, daß die ihnen so teuren gleichgeschlechtlichen Partnerschaften das demographische Defizit nicht lösen können und daß die Deutschen ihr Glück zunehmend in der Geborgenheit der Familie suchen. Die Union dagegen muß sich noch selber sortieren und will erst im Herbst größer in die Familienthematik einsteigen. Bis dahin dürfte sie ganz abgehängt sein, auch wenn sich das neue Flaggschiff
, die Sozialministerin von Niedersachsen, Ursula von der Leyen, durchaus mit der Bundesfamilienministerin messen könnte. Aber sie steht ziemlich allein da, und Frau Schmidt hat schon längst den zweiten Schritt getan. Sie ist zur Kampagne übergegangen und baut nun gerade den Vorsprung vor der Union aus. Das neueste Stück ist der Familienatlas.

Der Familienatlas aus dem Hause Schmidt und Co. ist ein neutrales Dokument und als solches auch in Ordnung. Bedenklich ist die ideologisch verbrämte Interpretation. Denn wer sich die Schlußfolgerungen aus den Daten genauer anschaut, stellt fest: Nichts Neues unter der rot-grünen Sonne. Zum Beispiel: Einige Städte (Coesfeld, Göppingen, Heilbronn, Bad Dürkheim und andere) seien zwar familienfreundlich, hätten auch eine hohe Geburtenrate und geringe Arbeitslosenquoten, aber eine "deutlich verbesserungsfähige Betreuungsstruktur".

Hier wird das Pferd mal wieder ideologisch aufgezäumt. Statt aus den Fakten zu schließen, daß die Betreuungsstruktur nicht entscheidend ist für die Erfüllung des Kinderwunsches - sonst gäbe es ja in diesen Städten nicht überdurchschnittlich viele Kinder - wird mit einem Blick in die Zukunft suggeriert, daß ohne mehr Kita-, Krippen- und Kindergartenplätzen es ganz schlimm werde. Denn der Wirtschaft fehlten künftig die Fachkräfte, und das seien die Frauen. Die könnten aber nur in die Betriebe, wenn die Kinder fremdbetreut würden.

Da kann man nur mit Mark Twain sagen: Voraussagen sind gefährlich, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Vielleicht wollen manche Frauen gar nicht in die Betriebe. Aber in der Begründung steckt auch der zweite Pferdefuß der rot-grünen Familienpolitik: Wirtschaft hat Vorfahrt. Nicht das Wohl des Kindes (die Präsenz der Mutter oder einer "hingebungsvollen Bindungsperson", wie die weltweit bekannte Bindungsforscherin Karin Grossmann sagt) ist entscheidend, sondern das Wohl der Wirtschaft (Fachkräftemangel). Der von Frau Schmidt propagierte Standortfaktor Familienfreundlichkeit entpuppt sich als Wirtschaftsfreundlichkeit. Das erinnert doch fatal an die Losung der Genossen Marx und Engels: "Erziehung und Fabrikation zusammen". Man sollte das Frau Schmidt nicht unterstellen, sie meint es gut. Aber gut gemeint muß nicht dem Kindeswohl entsprechen. Das Schlimme ist eigentlich, daß die Opposition in Berlin es nicht besser weiß und keine Alternative bietet. So drängt sich die Vermutung auf, daß das Kindes- und Familienwohl der Oppositionsspitze Merkel, Westerwelle und Stoiber ziemlich egal ist.
 
     
     
 
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