|  | Oberschleißheim  Im Rahmen ihres wissenschaftlichen Arbeitsprogramms zur     Erforschung der ost- und westpreußischen Landeskunde veranstaltete die Ost- und     Westpreußenstiftung in Bayern in Zusammenarbeit mit der Altpreußischen Gesellschaft für     Wissenschaft, Kunst und Literat  ur wie in den vorangegangenen Jahren eine internationale     wissenschaftliche Arbeitstagung in Oberschleißheim. Die Tagung unter Leitung von Felix     Schmeidler und Petra Dorsch-Jungsberger, beide Professoren an der Universität München,     behandelte das Thema "Liberale und demokratische Bewegungen in Ost- und     Westpreußen". Überschattet wurde die Veranstaltung durch den Tod ihres Initiators     Heinz Radke am 28. Oktober 1999. Die Organisation und Durchführung der Tagung übernahmen     Doro Radke und Friedrich Kuhlmeier. 
 An der Tagung beteiligten sich 21 Wissenschaftler, darunter zwölf deutsche, sieben     polnische, ein russischer und ein tschechischer Teilnehmer. Auftakt der Tagung war ein     Begrüßungsbeisammensein der Teilnehmer am Nachmittag und Abend in der zum Haus der Ost-     und Westpreußen gehörenden "Fliegerschänke Alter Adler". Die Vorführung des     Videofilms "Ostdeutschland wie es war" stimmte die Gäste auf die beiden folgenden     Arbeitstage ein.
 
 Die Reihe der Vorträge wurde tags darauf von Felix Schmeidler mit einem Beitrag zur     Königsberger Gelehrten Gesellschaft aus Anlaß ihrer Gründung vor 75 Jahren eröffnet.     Es folgten die Vorträge zweier Teilnehmerinnen von der Universität Thorn, die die Zeit     des Vormärz zum Thema hatten. Magdalena Niezielska sprach über die liberale Bewegung in     Ostdeutschland und berücksichtigte hierbei auch die polnische und russische Frage. Gabriela     Brudzynska referierte über die "Polenbegeisterung" 1931/32 in Heidelberg und     ihre Verbindungen zur liberalen und demokratischen Bewegung in Ostdeutschland; einen weiteren     Vortrag widmete sie dem ostdeutschen Liberalen Ferdinand Gregorovius und beleuchtete     dabei seine Einstellung zu Polen.
 
 Dieser Vortrag lieferte den Übergang zu den nächsten beiden Themen: Über die     Königsberger Schriftstellerin Fanny Lewald sprach Barbara Sapala, Ermländisch-Masurische     Universität Allenstein/Freie Universität Berlin. Heinz Starkulla, Doktor an der     Universität München, beleuchtete Ost- und Westpreußens Beitrag zum demokratischen     Journalismus in Deutschland. Die Königsberger jüdischen Liberalen Johann Jacoby und     Eduard von Simson waren schließlich Thema eines Vortrags von Hans-Werner Rautenberg,     Herder-Institut Marburg.
 
 Am folgenden Tag stand das Thema "Sozialdemokratie" im Mittelpunkt:     Mieczyslaw Wojciechowski, der als Professor an der Universität Thorn lehrt, sprach über     die sozialdemokratische Bewegung in Westpreußen 1878 bis 1920. Über die Arbeiter-,     Soldaten- und Bauernräte am Beispiel des Kreises Karthaus 1918/19 referierte     anschließend Norbert Maczulis vom Kaschubischen Museum in Karthaus. Der letzte Beitrag,     vorgetragen von Witold Stankowski, Doktor an der Pädagogischen Hochschule Bromberg,     widmete sich der Sozialdemokratie in Danzig 1920 bis 1945.
 
 Die Tagung verlief in einer ausgesprochen harmonischen Atmosphäre. An die Vorträge     schlossen sich lebhafte Diskussionen an, in denen gemeinsame Grundlagen und Verbindungen     aufgezeigt wurden, sowohl hinsichtlich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der     historischen und literaturgeschichtlichen Themen als auch im Hinblick auf eine künftige     vorurteilsfreie Zusammenarbeit. Den Abschluß der Tagung bildeten eine Führung durch die     Depotausstellungen der Stiftung im Haus der Ost- und Westpreußen, die einhellig auf     großes Interesse stieß, ein zusammenfassendes Resümee des Tagungsverlaufs von Felix     Schmeidler sowie ein Abschiedsumtrunk im Traditionsraum "Königsberger     Blutgericht". D. R.
 
 
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