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Jagd

 
     
 
Die Jagd war in Rom eine sportliche Betätigung und ein Schauspiel. Doch scheint sie erst recht spät praktiziert worden oder anerkannt gewesen zu sein. Zweifellos erlaubten erst zu Anfang des 2. Jhs. v.Chr. die großen Güter mit ihren Weide- und Ackerflächen es den Römern, sich diesem Sport zu widmen. Die Römer unterschieden die Jagd auf Vögel (auspicium), bei der sie Fallen, Köder und Leim benutzten, von der auf Vierbeiner (venatio): Man fing das Tier, das man mit der Unterstützung von Hunden zu Fuß oder zu Pferd verfolgte, in Netzen. Die Waffen des Jägers waren Degen, Lanze , Keule und Kurzsäbel. Die großen Jagden Hadrians sind berühmt: Dieser reiselustige Kaiser hat nahezu überall gejagt, wo er hinkam. Seine bedeutendsten Jagden fanden in Mysien, Ägypten und Griechenland statt. Bären und Löwen waren seine bevorzugte Beute.

Die Jagd war aber auch ein Schauspiel, das man während der Spiele im Amphitheater veranstaltete. Die ersten derartigen Jagden wurden den Römern 186 v.Chr. von M. Fulvius Nobilior zur Feier seines Sieges über Ätolien geboten. Die Römer wollten im Amphitheater die Bedingungen einer wirklichen Jagd nachbilden, an der orientalische oder afrikanische Jäger in natürlicher Umgebung teilnahmen. Dafür wurde das Amphitheater in einen Jagdbezirk umgewandelt, der eine makedonische oder orientalische Landschaft darstellte.

Ihren Höhepunkt erreichte die Jagd zur Kaiserzeit. Man ließ aus fernen Ländern seltene Jagdtiere kommen, die man in Tiergärten und Zoos aufzog. Um die Schauspiele abwechslungsreicher zu gestalten, ließ man die Raubtiere gelegentlich gegeneinander antreten oder zeigte Dressurübungen. Tiberius , Nero und insbesondere Commodian stiegen in die Arena, um zur Schau zu stellen, daß ihre kaiserliche virtus mit der des Herakles vergleichbar war: Durch die Zähmung oder Bändigung der Raubtiere erwies der Kaiser seine Kraft und triumphierte so symbolisch über die Kräfte des Bösen. Somit erlangte die Jagd über den Umweg kaiserlicher Mystik zeitweise ihren religiösen Charakter wieder, den sie eigentlich nie völlig verloren hatte.

Vor 186 aber ließ man in Anlehnung an einen ländlichen Brauch zum Schutz der Ernte im Zirkus Ziegen, Hasen oder Füchse bei manchen Festen frei laufen (Floralia, Cerealia). Doch in der Regel war jede Art von Jagd ein Blutopfer (mactatio), das die göttlichen Kräfte beruhigen und die Person des Adressaten preisen soll. Von diesem Standpunkt aus sind die Jagden in der Arena wie die Zweikämpfe der Gladiatoren munera, d. h. Ersatzhandlungen für Menschenopfer. Allerdings hatte auch die Jagd in freier Wildbahn gleichermaßen einen religiösen Anstrich durch Gebete und Opfer vor und nach der Jagd und durch die Segnung von Beute und Waffen. Somit gibt es zwischen der Vergnügungsjagd und der Schauspieljagd keinen großen Unterschied: Letztere war zur Kaiserzeit der Höhepunkt ersterer und erlaubte es der virtus Romana, sich öffentlich zu präsentieren.
 
     
     
 
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