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Juratès schöne Tränen

 
     
 
Es gibt viele Sagen um die Entstehung des Bernsteins, die schönste überlieferte Litauen. Herzerweichend weint die Meerfrau Juratè, weil ihr Wasserschloß zerstört worden war. Die Tränen sanken in die Ostsee und erstarrten zu Bernstein. Soweit die Sage. In Wirklichkeit handelt es sich um verhärtetes Kiefernharz einst versunkener Wälder. Magischer Glaube will, daß Bernstein vor allerlei Schicksalsunbill schützt. Dies alles und viel mehr erzählt Elisabeth Pineau in ihrem Bildband. Die Geschichte des weltberühmten "Bernsteinzimmers" bildet den Schwerpunkt.

Der in Königsberg gekrönte Friedrich I. von Preußen war Bernsteinliebhaber. 1701 ließ er zwölf Bern-steinpaneele fertigen und sie zunächst im Charlottenburger Schloß und dann im Berliner Stadtschloß
anbringen. Hier schmückten sie die Wände eines Eckzimmers, das später sein Sohn Friedrich Wilhelm I., der "Soldatenkönig", in Freundesrunde als Tabakskabinett (Tabakskollegium) nutzte. Und nun beginnt schon die Geschichte des Abschieds.

1716 weilte Zar Peter I. in Berlin. Er sagte dem Preußenkönig, daß ihm dessen Vater während eines früheren Besuches ein Zimmer mit Bernsteinwänden gezeigt habe. Friedrich Wilhelm führte Peter ins "Tabakskollegium". Die Sonne schien herein, brachte die Paneele zum Funkeln. "Ein Wunder" murmelte Peter. Einer Eingebung folgend, machte der Preuße dem Zaren die Paneele zum Geschenk. Als Gegengabe bot Peter militärische Unterstützung gegen Schweden, um Pommern für Preußen zurückzugewinnen. Das Bernsteinzimmer ging so nach Petersburg, wo es einem Raum des Landschlosses Zarskoje Selo lichtersprühend Zauber verlieh.
Rußlandfeldzug 1941: Erich Koch, Gauleiter von Ostdeutschland, beschloß, die Täfelungen aus Zarskoje Selo abmontieren zu lassen und zur "Sicherstellung" ins Königsberger Schloß zu bringen. Sie kamen auch an. Doch nach den Bombardements auf Königsberg im August 1944 verlor sich ihre Spur. Viele Suchaktionen gab es, Gerüchte kursierten. Das Bernsteinzimmer blieb verschollen.

1983 entschied die russische Regierung, das Bernsteinzimmer in originalgetreuer Rekonstruktion neu zu schaffen. Enorme Geldmittel waren erforderlich. Die Kredite erschöpften sich. 1997 drohte dem Projekt das Ende. 1999 griff die deutsche Ruhrgas AG aus Essen ein. Sie sicherte eine Finanzierung in Höhe von 3,5 Millionen Dollar zu, um ein "international bedeutsames Kulturobjekt zu unterstützen".
Wie einst leuchtet das "Weltwunder" in Zarskoje Selo. Ursprünglich ein Geschenk Preußens, heute ein mitfinanziertes Geschenk Deutschlands.

Elizabeth Pineau: "Magie des Bernsteinzimmers - Das Bernsteinzimmer von Zarskoje Selo bei St. Petersburg", Verlag Christian Brandstädter, Wien 2003, 96 Seiten, Abb., 24,90 Euro

 
     
     
 
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