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Kanzlerin Merkel - nein danke

 
     
 
Seit der so knapp verpatzten Bundestagswahl von 2002 taumelt die Union von Sieg zu Sieg, auf Kommunal-, Länder- und Europa-Ebene. Nichts scheint dem Einzug ins Berliner Kanzleramt spätestens im Herbst 2006 mehr im Wege zu stehen, nichts scheint auch die - selbstverständlich erfolgreiche - Kandidatur der CDU-Chefin Angela Merkel verhindern zu können. Dann die Wende innerhalb weniger Wochen, ja Tage: Plötzlich mögen Deutschlands Wähler keine bürgerliche Mehrheit mehr, und ebenso plötzlich mögen immer mehr Christdemokraten eine Kanzlerkandidatin Merkel nicht mehr. In den Umfragen kam der sich abzeichnenden schwarz-gelb
en Koalition erstmals nach zwei Jahren die Kanzlermehrheit abhanden. Und die "üblichen Verdächtigen", die stets mit ihren kühnen Verschwörungstheorien zur Stelle sind, wenn etwas nicht wunschgemäß läuft, wähnten finstere Mächte - vorzugsweise aus dem Süden und Westen der Republik - am Werke, die angeblich die "Frau aus dem Osten" stürzen wollen. Unfreiwillige Hauptdarsteller im christdemokratischen Intrigantenstadl: Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, der verdächtigt wird, die Differenzen in der Gesundheitspolitik nur als Vehikel für eigene Machtansprüche zu nutzen, und Friedrich Merz, dessen Abgang aus der CDU-Spitze als Frontalangriff auf Merkels Führungsanspruch, zugleich aber auch als Fahnenflucht gewertet wird (wozu sein Talent, das Richtige im falschen Moment zu sagen, gewiß beigetragen hat). Unterstützung fand die CDU-Vorsitzende nur bei einigen östlichen Landesfürsten, die sich pflichtgemäß beleidigt fühlten; Wulff und Koch, beide als langfristige Alternativen gehandelt, hielten sich auffällig zurück. Doch sind die Verschwörungstheorien reichlich haltlos. Zur Zeit wäre Stoiber der einzige, der Merkel vom Spitzenplatz im Kampf um das Kanzleramt verdrängen könnte; der Bayer ist aber viel zu klug, um sich zwei Jahre lang als Kandidat verschleißen zu lassen. Der Hesse und der Niedersachse hingegen dürften eher das Jahr 2010 im Visier haben. Vor allem Wulff braucht noch Zeit, um im Land seine erfolgreiche Politik zu stabilisieren und sich seine Siegfähigkeit in einem weiteren Landtagswahlgang bestätigen zu lassen. Auch wenn die CDU-Vorsitzende durch die schroffe Absage Wolfgang Schäubles für die Merz-Nachfolge zusätzlich lädiert wurde - zur Zeit dürfte niemand in der Union ein Interesse daran haben, Merkel vollends zu demontieren. Statt jetzt Intrigen zu inszenieren, dürften ihre Kontrahenten eher darauf setzen, daß sie eh keine Chance hat, Deutschlands erste Kanzlerin zu werden. Alle, die an diesem Spiel beteiligt sind, können in Ruhe abwarten, bis die Karten neu gemischt werden. Alle - außer Angela Merkel. Juliane Meier   Haben sich nichts mehr zu sagen: Der Abgang von Friedrich Merz  aus der CDU-Spitze hat Angela Merkel sehr geschwächt. Die Absage  Wolfgang Schäubles tat ein übriges. Daß die potentielle  Kanzlerkandidatin jetzt Merz Position mit zwei Männern aus der zweiten Reihe besetzen muß, ist für sie auch eine persönliche Niederlage.
 
     
     
 
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