|   | 
          Am     vergangenen Wochenende sprach der Ex-Liberale Heiner Kappel aus Hessen in Hamburg vor     über hundert geladenen Gästen des "Aufbruch 99".
       Klar, daß bei dem überwiegend konservativen Spektrum der geschlossenen Gesellschaft     Kappels Analyse der gegenwärtigen Situation Deutschlands auf offene Ohren stieß. So     waren denn Bemerkungen älterer Zuhörer wie "Die gleiche Rede hielt Franz     Schönhuber schon vor zehnJahren" keinesfalls boshaft gemeint. Immerhin war Kappel     noch bis 1997 FDP-Mitglied und stieß erst im Januar 1998 zum Bund Freier Bürger    des     unrühmlich geendeten Manfred Brunner.
       Nun ist Brunner nach den schallenden Ohrfeigen allzu deftiger Wahlniederlagen (und     mehr) ja bekanntlich und zum Unverständnis mancher zur F.D.P. mit dem Motto "Nach     getaner Arbeit läßt sich gut ruhen" zurückgekehrt, und der Kurs des BFB wird     nunmehr vom neuen Bundesvorsitzenden Kappel geprägt. Und dessen aktueller Kurs der     Sammlung zersplitterter Kleinparteien und Gruppen des bürgerlich-konservativen Spektrums     zu einer aussichtsreicheren Kraft machte denn auch den besonderen Reiz seiner Rede aus.     Nach Kappels Prognose sollen die künftigen Schritte sich so vollziehen, daß sich die     Parteien Bund Freier Bürger (BFB), Deutsche Soziale Union (DSU), Freie Bürger Union     (FBU) auf ihren jeweils anstehenden Bundesparteitagen zunächst den "Untertitel"     "Deutsche Partei" geben und damit einen ersten Schritt zu einer Fusion mit der     Deutschen Partei (DP) gehen werden.
       Als zweiter Schritt soll dann ein gemeinsamer Fusionsparteitag der genannten vier     stattfinden. Über den letztendlichen Parteinamen ist noch nicht entschieden.     Aussichtsreich erscheint "Deutsche Partei", mit dem Gründungsjahr 1866 ist sie     immerhin die älteste existierende deutsche Partei. Nicht nur "kornblumenblaue"     Nationalliberale im BFB plädieren stark für den Namenszusatz "Die     Freiheitlichen". Hierin sehen auch alle Pragmatiker, die sich die Erfolge der     Haiderschen FPÖ auch für die Bundesrepublik wünschen, eine "werbewirksame     Notwendigkeit". Doch "viermal 0,5 Prozent gereicht zu keiner Attacke",     bemerkten kritisch einige der anwesenden Burschenschafter von Germania, Askonia und     Chattia.
       "Unter allen Republikanern, die ich persönlich kennengelernt habe, fand ich     absolut niemanden, den ich nicht für ehrenwert halte. Ich kann mir ganz konkret eine     Zusammenarbeit mit diesen Leuten vorstellen, ja, ich halte sie sogar für     wünschenswert" , war der vielbeachtetste Kernsatz Kappels. Dies erhellte nicht nur     die Mienen der anwesenden REP-Vertreter aus Hamburg, Hannover, Kiel und Berlin, auch wenn     unklar blieb, wie dieser Schulterschluß durchführbar sein soll. Zwar hält Kappel den     Namen "Republikaner" für "verbrannt", doch dürfte eine Fusion schon     ein erhebliches Ereignis in der deutschen Parteienlandschaft darstellen, das Sogwirkung     auf so viele verprellte und politisch enttäuschte deutsche Patrioten hätte.
       "Haben Sie auch mit der NPD gesprochen?" wollte Martin Grimm (ehemals     Deutsche Liga) wissen. "Es haben keine Gespräche oder Anfragen stattgefunden"     entgegnete Kappel, nicht ohne hinzuzufügen: "Hierzu wäre ich auf Anfrage jedoch     jederzeit bereit. Ich würde die Gelegenheit nutzen, Herrn Voigt persönlich die Gründe     zu erläutern, die eine Zusammenarbeit mit der NPD ausschließen."
       Grünen-Gründer und "Öko-Ikone" Baldur Springmann verwies in seinem     Schlußwort auf andere politische Gruppierungen, die zusammenrücken sollten: "Ich     werde mit Alfred reden, es macht keinen Sinn, wenn er eine weitere Partei gründen will,     wenn wir uns hier schon bemühen, die Dinge zusammenzubringen." Gemeint war     natürlich Mechtersheimer, der ohnehin mit Kappel als auch mit "Aufbruch 99" in     ständigem Kontakt steht und keinesfalls einen "Alleingang" ansteuern wird.     Bernd Walter
        | 
            |