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Kosovo-Tragödie weckt Reminiszenzen

 
     
 
Die jüngsten Kriegshandlungen in Jugoslawien, denn wie anders sollte man die massive Luftangriffe auf diese Bundesrepublik mit dem Kernland Serbien bezeichnen, bringe mancherlei Erinnerungen zurück. Gedanken an den Zweiten Weltkrieg werden wach, verbunde mit der Furcht, daß längst vernarbt geglaubte Wunden auf dem Balkan auf Grund deutsche Nato-Beteiligung wieder aufzubrechen drohen. Und auch beispielsweise schreckliche Gedanke an den Dreißigjährigen Krieg
keimen auf, wenn von sich überschlagenden Ereignissen in Kosovo berichtet wird: Mordbrennen, Gewalt überall, sogenannte ethnische Säuberung un vor allem riesige Flüchtlingsströme von Kosovaren.

Gesprochen wird allenthalben von einer gewaltigen humanitären Katastrophe, dere Abwendung als hauptsächlicher Rechtfertigungsgrund für die Nato unter Führung de Vereinigten Staaten angesichts der harten Schläge gegen Jugoslawien gilt. Und in der Tat die auf US-amerikanischen, deutschen oder anderen Bildschirmen zu sehenden Aufnahmen vo Greuelszenen und die angstverzerrten Gesichter der Flüchtenden aus dem Kosovo gehen unte die Haut. Gleichwohl weckt die stets wiederholte Nennung der ethnischen Katastrophe vo allem bei vielen älteren Deutschen beklemmende, wenn nicht sogar bittere Gefühle. Da heutige Desaster in und um Kosovo einschließlich des vom Diktator Milos?evic verursachten Exodus hat durchaus seine Parallele in der grausamen Vertreibung unsere Landsleute aus dem deutschen Osten. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen dabei damal ums Leben. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Es ist gut und keineswegs Propaganda wenn die Dinge beim Namen genannt und Terrorakte gegen Flüchtlinge weltweit angepranger werden. Andererseits ist es gerade in diesem Zusammenhang mehr als schmerzlich, da deutsche Vertriebene sowie deren Kinder und Enkel angesichts der schrecklichen Erlebniss von einst durch propagandistische Schachzüge ins politische Abseits gebracht worden sind So hat die aktuelle Kosovo-Tragödie durchaus auch mahnenden Charakter.

Was wundert es, daß der NatoSchlag gegen Jugoslawien dennoch auf allen Seiten die in solchen Fällen übliche Propagandamaschinerie ausgelöst hat. Wichtige militärisch Informationen wie im Falle der Nato werden für die Medien ganz oder teilweis zurückgehalten, oder es werden, was für Jugoslawien zutrifft, die Dinge beschönigt ode bagatellisiert. Das ist ein Prozedere, das schon aus Zeiten des Golf-Krieges bekannt ist.

Dafür präsentiert der US-Fernsehsender Cable News Network (CNN), der auch in Deutschland gut zu empfangen ist und eine Art halbamtliches Organ Washingtons darstellt eine Überfülle an Bild- und Textmaterial vor allem zum Exodus aus dem Kosovo. Überhaup geben die beinahe pausenlosen Sendungen dieser Fernsehstation zum Krieg in Jugoslawien ei Lehrbeispiel der "globalen" Behandlung eines solchen Konfliktes. CNN zeig erschreckend, wie eng die Medienwelt verknüpft sein kann. An dieses Sendepotential konnt bisher nur der deutsche Partnersender n-tv anknüpfen. Ob hinter der groß angelegte vordergründigen Ausgewogenheit des CNN-Materials auch Berichterstattung mit bestimmte Absicht steht, sei dahingestellt. Immerhin aber kamen bei CNN Jugoslawiens Außenministe Zivadin Jovnovic sowie der Vize-Premier Vuk Draskovic zu Wort.

Weit entfernt davon, derartige Schlagzeilen anbieten zu können, erscheint vor alle die Mehrzahl der deutschen TV-Berichte eher spröde. Mehr oder weniger stromlinienförmi schart sich die Berichterstattung um das, was aus des Außen- oder Verteidigungsminister Mund dringt. Doch insgesamt drängt sich eher das Bild von jenem vor dem Grammopho sitzenden Hund auf, der die Stimme seines Herrn vernimmt. Die aber – unschwer zu erraten – erklingt nicht im eigenen Land.

Ganz auf der Linie der psychologischen Kriegführung unter Zuhilfenahme der Medien ma denn auch der Umstand liegen, daß beispielsweise der Abschuß eines US-Tarnkappenjäger erst nach Tagen zugegeben wurde. Eher Ausnahmen sind da Aussagen des ARD-Korrespondente Thomas Morawski, der im Bayerischen Rundfunk zu mehr Vorsicht bei der Festlegung vo Flüchtlingszahlen riet. Ein Mitarbeiter der UN-Flüchtlingsorganisation UNHC sagte gar a deutschen Bildschirm, es werde da und dort etwas übertrieben. Daß Rußland solch Gedanken massiv äußert, ist nur die andere Seite des propagandistischen Spiegels un gehört zum Spiel der Macht. Jost Enzenber
 
     
     
 
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