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Kreuzzüge brachten nur Tod und Elend

 
     
 
Stolz, unnahbar, dunkel ragen Burgen in die zerklüftete Landschaft und symbolisieren eine lange versunkene Kultur, die Schwert, Kreuz und Minnedienst prägten: die Welt des Ritters.

Josef Fleckenstein referiert in seinem informativen Alterswerk wichtige Ergebnisse der Ritter-Forschung. Er versteht die Ritter als "übernationale Gemeinschaft", erläutert, wie und warum sie entstand, und schildert ritterliche Gesittung und Lebensart
.

Der Ritterstand wurzelte im Kriegertum des Frankenreiches. Ursprünglich zogen alle Freien, das "Volksaufgebot", in die Schlacht. Etwa seit der Karolingerzeit griff erstrangig nur die "geborene" adelige Führungsschicht zum Schwert. Angesichts der Größe des Reiches und der Notwendigkeit, jenseits der Landesgrenzen zu kämpfen, konnten nur begüterte soziale Gruppen die erforderlichen Mittel, vor allem Pferd und Brustpanzer, bereitstellen.

Karl der Große bestimmte, daß jeder Waffendienst zu leisten habe, der mindestens 12 Hufen Land besaß. Den "Panzerreitern" verlieh er Land in der Rechtsform des Lehens; dafür mußten sie vasallitische Dienst- und Kriegspflichten erfüllen. Allmählich vererbten die meisten Adelsritter ihre Lehen und errichteten Burgen, die sie als Herrschaftszentren nutzten.

Am Beginn des 11. Jahrhunderts war der Übergang vom Volkskrieger zum Ritter vollendet. Nun folgte in West- und Mitteleuropa die "geburtsständische Abschließung" des "ordo militaris". Im Reichslandfrieden von 1152 hieß es, daß echte Ritter nur solche von Geburt seien. Die Eisernen erhielten das Waffenmonopol. Bauern durften keine Schwerter oder Rüstungen tragen. Aber es fehlten noch wichtige Ingredienzien, die dem Rittertum seine eigentliche Gestalt verliehen.

Bald gerieten die behelmten Streiter in den Sog der Kirche. Das ritterliche Fehdewesen drängte der Klerus zurück und verwandelte Raufbolde in Friedenswahrer. Der Typus des "christlichen Soldaten" dominierte die Kreuzzüge, denn Ritter bildeten den "Kern" jener Streitmacht, welche die Moslems bekämpfte. In Palästina entstanden geistliche Ritterorden, Johanniter, Templer und Deutschherren, die spirituelle und weltliche Sphären vermischten, so wie es Europa charakterisierte. Das weltliche Pendant der Gotteskrieger stellten Ritterbünde dar, beispielsweise der Orden vom goldenen Vlies, den 1431 Phi-lipp von Burgund gründete.

Jedem Ritter oblag es, bestimmte Tugenden zu beherzigen; er sollte gerecht, milde, maßvoll, stetig, kriegerisch und freigebig sein. Zur höfischen Ritterkultur zählten Turniere, Feste und der Minnedienst für adelige Frauen.

Bisweilen idealisiert Fleckenstein das Rittertum, nennt dessen größte Fehlleistung, die aberwitzigen Kreuzzüge, die Tod und Elend brachten, eine "gewaltige Unternehmung". Weder romantische Tugendkataloge noch Geschichten über Parzival und Lanzelot beeindruck-ten Ritter, wenn sie Bauern aus-saugten und mißhandelten, die ihrerseits adelige Zwingburgen wie steinerne Gesslerhüte verabscheuten. Rolf Helfert

Josef Fleckenstein: "Rittertum und ritterliche Welt", Siedler Verlag, Berlin 2002, 256 Seiten, 19,90 Euro
 
     
     
 
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