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Lampedusa und kein Ende

 
     
 
Das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer nimmt kein Ende, doch konkrete Lösungsvorschläge sind nicht erwünscht - zu sehr eignet sich das Drama zur Grundsatzdebatte um Migration und Asylrecht. Nicht politische Freiheit, sondern Wohlstand ist die wichtigste Botschaft Europas, die in Afrika verstanden wird.

Die kleine Insel unter heißer Sommersonne wird von Touristen gern besucht. Das Auffanglager für Flüchtlinge mit einer Kapazität von gerade 190 Plätzen ist aber touristische Sperrzone. Lampedusa ist bekannt als erste Anlaufstelle derer, die übers Meer auf den gelobten Kontinent Europa zuströmen. Hunderte sind nach Schätzungen italienischer Universitäten und Flüchtlingshilfsorganisationen
in diesem und im letzten Jahr bereits ertrunken. Hunderte machen sich wöchentlich auf den Weg. Erst kürzlich gab es wieder 28 Todesopfer, vor Erschöpfung am Ziel gestorben oder auf See verdurstet und über Bord geworfen. Derweil ringt Italiens Außenminister um eine europäische Lösung des Dramas.

Doch das menschliche Elend ist längst zum Politikum geworden, die Fronten klar. Während Bundesinnenminister Otto Schily, das Deutsche Rote Kreuz und sogar zunehmend SPD-Politiker über Einrichtungen und Präsenz vor Ort in Nordafrika nachdenken, um die Irrfahrten übers Meer zu beenden, sehen andere die Flüchtlingswelle als willkommenen Anlaß, die europäische Zuwanderungspolitik als unmenschlich und grausam zu brandmarken. Tatsache bleibt: Nur die wenigsten Flüchtlinge sind wirkliche. Sie kommen fast alle aus verständlichen, aber keineswegs zwingenden ökonomischen Gründen. Der skurrile Fall "Cap Anamur" zeigte, wie schnell aus Nigerianern und Ghanaern verfolgte Sudanesen gemacht werden und sich ihr Status wieder ändert, sobald einfachste Analysen die wahre Identität ermitteln. Tatsache ist auch, daß trotz der europäischer Regelung, die Flüchtlingen vorschreibt, im Ankunftsland Asyl zu beantragen, die Zahl der afrikanischen Asylerstantragsteller in Deutschland zunimmt. Ein "leichter Anstieg" von unter 20 Prozent Anteil an allen Erstanträgen auf Asyl (2003) auf über 23 Prozent (2004), so das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl). Gerade aus dem Sudan oder dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Liberia kommen zwar einige, aber längst nicht die Masse der Antragsteller. Die meisten geben höchstens an, von dort zu stammen. Länder, die nicht als Orte politischer Verfolgung gelten, führen die Liste an. Jedes Jahr ist mindestens ein afrikanisches Land unter den "Top Ten", den zehn Staaten, aus denen die meisten Asylerstantragsteller in Deutschland kommen. So ist trotz überwiegenden Ablehnungen über Duldungen ein Aufenthalt in Deutschland für immer mehr Afrikaner möglich und das bei sonst deutlich sinkenden Asylantragstellerzahlen. Die dervom Bundesamt auf Anfrage übermittelten Zahlen zeigen: Die Flüchtlingswelle kommt auch nach Deutschland. Die Lösung des Problems nicht in Deutschland, sondern vor Ort liegt auch in unserem Interesse.

 
     
     
 
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